Brockmann Suzanne
Wolf.
Wenigstens hatte er nicht gesabbert.
Die Kellnerin nahm seine Bestellung auf, kaum dass er saß. „Eistee, ohne Zucker.“ Dann sah er erneut zu P. J. hinüber.
Diesmal erwiderte sie seinen Blick und lächelte ihn direkt an. Verdammt, sie hatte wirklich ein tolles Lächeln. Auf einer Skala von eins bis zehn war es eine eindeutige Hundert. Er spürte, wie seine Mundwinkel sich ebenfalls nach oben verbogen. Er hatte keine Ahnung, woher ihr plötzlicher Sinneswandel kam, aber er würde sich gewiss nicht beschweren.
„Hey“, sagte sie und lief auf ihn zu. „Was machen Sie denn hier?“
Sie kam näher, und erst da bemerkte Harvard, dass sie gar nicht ihm zulächelte. Sie sah jemanden direkt hinter ihm an. Er drehte sich um. Joe Cat hatte gerade die Bar betreten.
„Ich dachte, ich schau mal vorbei, bevor ich mich auf den Heimweg mache“, sagte der Captain zu P. J. „Ist denn was los?“
„Nicht viel“, hörte Harvard P. J. antworten, während sie Joe Cat erneut eines ihrer umwerfenden Lächeln zuwarf. „Die anderen kleben alle vor dem Fernseher und schauen das Baseballspiel.“ Sie verdrehte vermeintlich genervt die Augen.
Entschuldigung, Harvard wäre beinahe aufgestanden und hätte gesagt: Nicht alle sehen das Spiel! In diesem Moment stellte die Kellnerin sein Getränk vor ihn auf den Tisch, doch P. J. schien ihn immer noch nicht zu bemerken.
Joe zog seine Jacke aus und fragte: „Sie sind also kein Baseballfan?“
„Nein, das geht mir alles zu langsam. Während der Schläger und der Pitcher sich vorbereiten, werde ich jedes Mal beinahe aggressiv. Am liebsten würde ich ihnen dann zurufen: ‚Nun macht schon!‘“ Sie lachte laut auf. Ihr Lachen klang wie eine Melodie in Harvards Ohren. „Und dann fliegt der Ball so schnell über das Feld, dass ich erst in der Zeitlupe irgendetwas erkennen kann.“
„Und wie steht’s mit American Football? Zu viele Unterbrechungen im Spiel?“
„Ganz genau“, erwiderte P. J. „Haben Sie Zeit für einen Drink? Kann ich Sie auf ein Bier einladen?“
„Klingt gut“, sagte Joe.
„Schnappen Sie uns einen Tisch. Ich bin gleich zurück.“
P. J. ging zur Bar.
„Wenn du dich nicht zu mir setzt, Sir, werde ich dir alle Knochen brechen“, drohte Harvard seinem alten Freund.
Joe Cat lachte herzhaft und ließ sich an Harvards Tisch fallen. „Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich nicht bemerkt habe, dass du hier sitzt und uns belauschst?“
„Sie will wahrscheinlich kein Bier mehr mit dir trinken, wenn sie dich an meinem Tisch findet“, mutmaßte Harvard. „Sie ist mir schon den ganzen Tag aus dem Weg gegangen. Warum sollte sie jetzt damit aufhören?“
„Dafür ist sie zu zäh.“
Harvard lachte kurz unsicher auf, während er Zitrone in den Eistee träufelte. „Seit wann bist du denn eigentlich Experte für dieses Mädchen?“
„Ich tu mein Bestes“, erwiderte Joe. „Ich habe heute etwa zwei Stunden mit ihr am Schießstand verbracht. Sie kam zufällig vorbei, als ich gerade dort war. Weißt du, Harvard, sie ist wirklich verdammt gut. Sie hat den richtigen Instinkt und eine sehr ruhige Hand.“
Harvard wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. P. J. war also einfach zufällig vorbeigekommen … Er trank einen Schluck Eistee.
„Sie hat übrigens auch Humor“, fuhr Joe fort. „Und sie ist witzig. Und klug. Eine clevere junge Dame.“
Harvard fand seine Stimme wieder: „Ist sie das? Und was sagt Veronica dazu?“ Er sagte es im Scherz, aber meinte es halb ernst.
Joe überhörte das keineswegs. Obwohl P. J. in diesem Moment mit zwei Gläsern Bier auf sie zugesteuert kam, lehnte er sich zu Harvard hinüber und sagte rasch: „Es geht nicht um Sex. Ja, P. J. ist eine Frau und eine attraktive noch dazu. Aber komm schon – du kennst mich lang genug. Du müsstest wissen, dass so etwas für mich nicht infrage käme. Niemals! Ich liebe Ronnie mehr, als du dir vorstellen kannst. Aber ich bin verheiratet, nicht tot. Ich genieße den Anblick einer schönen Frau, wenn ich eine sehe. Und je freundlicher wir zu dieser bestimmten jungen Frau sind, desto besser kommen wir mit unserem Plan voran. Sie auszuschließen, wird uns gar nichts bringen. Sie kam auf mich zu. Sie versucht offensichtlich, Freunde zu finden. Und das ist genau, was wir wollten.“
Harvard sah, wie P. J. in ihre Richtung sah und bemerkte, dass Joe sich zu ihm gesetzt hatte. Einen Moment lang schien es, als wolle sie auf dem Absatz umdrehen, doch dann warf sie den Kopf zurück,
Weitere Kostenlose Bücher