Brockmann Suzanne
Boden jemand darauf wartete, sie zu töten.
Der Fallschirm ließ sich einfach nicht lenken. P. J. versuchte zwar, auf den Kreidekreis zuzusteuern, aber ihre Arme fühlten sich an wie Wackelpudding, und der Wind schien entschlossen, sie auf ein benachbartes Feld auf der anderen Straßenseite zu treiben.
Die Bäume wurden immer größer, nun, da der Boden auf sie zuzurasen schien. Auf sie zu und dann auch wieder von ihr weg. Denn ab und an erfasste sie ein Windstoß von unten und schleuderte sie wieder ein paar Meter empor.
Eine Reihe von sehr stabil aussehenden Bäumen und Büschen kam ihr viel zu schnell entgegen. Es gab nichts, was P. J. tun konnte. Sie wurde vom Wind wie ein Blatt hinund hergetragen. Also schloss sie ihre Augen und bereitete sich auf eine harte Landung vor. Mit einem festen Ruck kam sie schließlich zum Stoppen.
P. J. öffnete ihre Augen – und schloss sie sofort wieder. Lieber Gott! Ihr Fallschirm hatte sich in den Ästen eines riesigen Baumes verfangen, und sie baumelte nun in etwa zehn Meter Höhe.
Sie zwang sich, ruhig zu atmen, bis die erste Panikattacke nachließ. Sie öffnete langsam die Augen und sah hinauf in die Äste über ihr. Wie stark hatte sich ihr Fallschirm verheddert? Würde er sich lösen, wenn sie versuchte, sich zu bewegen? Das wollte sie auf keinen Fall. Der Boden war viel zu weit entfernt. Ein ungebremster Fall aus dieser Höhe würde ihr mindestens einen Beinbruch bescheren, wenn keinen Genickbruch.
Sie spürte, wie erneut Panik in ihr aufstieg, und schloss die Augen. Jetzt hieß es wieder einund ausatmen. Ein langer Atemzug ein, ein langer Atemzug aus. Wieder und wieder und wieder.
Als ihr Puls sich schließlich beruhigt hatte, blickte sie erneut zu ihrem Fallschirm in der Baumkrone empor. Dicke grüne Äste mit vielen Blättern blockierten ihr zwar die Sicht, aber soweit sie erkennen konnte, schien sie einigermaßen fest zu hängen.
Schweiß tropfte unter ihrem Helm von ihrer Stirn. Sie versuchte vergebens, ihn mit dem Handrücken abzuwischen.
An ihren Schultern befanden sich Notlöseschlaufen. Sie griff nach ihnen und riss daran, erst vorsichtig, dann etwas fester. Auch diese Vorrichtung schien ihr Gewicht zu tragen. Hoffte sie.
Ohne dabei den Blick auf den Boden zu richten, tastete sie mit einer Hand in ihrer Gürteltasche herum, bis sie das Seil gefunden hatte. Das Seil war dünn, aber stabil. Sie wusste nun, warum sie es bei sich trug. Ohne wäre sie darauf angewiesen, auf fremde Hilfe zu warten oder den Sprung in zehn Meter Tiefe und damit eine sichere Verletzung zu riskieren.
Sie rollte einen Teil des Seils auf und band es an ihrer Gürtelschnalle fest. Das Seil würde ihr gar nichts nützen, wenn es ihr entglitt und zu Boden fiel.
Sie reckte ihren Nacken, um den Halt der Schnüre über ihrem Kopf zu überprüfen. Ihre Hände zitterten, und ihr Magen fühlte sich flau an. Aber sie beruhigte sich mit dem Gedanken, dass ihr nichts passieren würde, solange sie nicht nach unten sah. Wie eine Litanei wiederholte sie dies immer und immer wieder.
„Geht es dir gut?“
Das war Harvards Stimme. P. J. wagte es nicht, ihn anzusehen. Sie spürte eine Welle der Erleichterung in sich aufsteigen. Sie hätte beinahe heulen können. Stattdessen zwang sie sich, ruhig durchzuatmen. Sie durfte jetzt nicht die Nerven verlieren und emotional werden. Nicht jetzt. Und besonders nicht vor diesem Mann.
„Mir geht’s prima hier oben“, erwiderte sie im Brustton der Überzeugung, als sie ihre Stimme wiedergefunden hatte.
„Ich überlege gerade, ob ich hier nicht meinen Geburtstag feiern könnte.“
„Verdammt, ich dachte, du würdest dich endlich mal freuen, mich zu sehen.“
Das tat sie. Jedenfalls war sie überglücklich, seine Stimme zu hören. Gesehen hatte sie ihn ja noch nicht wirklich. Aber das würde sie ihm doch nicht auf die Nase binden. „Wenn du schon mal da bist, könntest du mir eigentlich helfen, einen Weg zu finden, hier runterzukommen.“ Ihre Stimme zitterte, trotz aller Anstrengung, ihre Nervosität zu verbergen. Dies war definitiv nicht der richtige Zeitpunkt für Späßchen. Er spürte, dass ihre Stimme nur einen Teil ihrer Gefühle preisgab und sie dort oben Höllenqualen litt.
„Binde das eine Ende des Seils um deinen Leibgurt, und wirf das andere Ende über den dicken Ast dort. Ich schnappe es mir und halte dich. Dann kannst du deinen Gurt vom Schirm lösen. Ich seile dich langsam ab.“
P. J. war still und starrte auf den weißen Schirm
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