Brockmann Suzanne
Dafür musste sie hundertprozentig darauf vertrauen, dass er sie nicht fallen lassen würde.
Sie bewegte sich nicht und erwiderte kein Wort. Er war sich nicht sicher, ob sie atmete.
„P. J., vertrau mir einfach“, sagte er. Seine Stimme verhallte in der Stille des Nachmittags.
Sie nickte. Schließlich griff sie nach oben und öffnete die Notfallverschlüsse, die sie noch mit dem Fallschirm verbanden.
Selbst mit ihrer gesamten Ausrüstung am Leib wog P. J. so gut wie gar nichts. Er ließ sie ganz langsam, Stück für Stück, zu Boden. Als sie die Füße aufsetzte, gaben jedoch ihre Beine nach, und sie landete mit ihrer Stirn im Staub.
Er war schon bei ihr, als sie ihren Oberkörper wieder aufrichtete. Sie sah ihn an, während sie ihren Helm abnahm. In ihren Augen lag so viel Erleichterung und Gefühl, dass Harvard nicht anders konnte, als sie in seine Arme zu ziehen.
Sie schmiegte sich an ihn. Er spürte, wie sie zitterte, wie ihr Herz raste.
Harvard spürte ein unbeschreibliches Gefühl von Zärtlichkeit und bittersüßem Verlangen. Diese Frau passte einfach zu gut in seine Arme.
„Vielen Dank“, flüsterte sie, während ihr Gesicht sich an seine Schulter presste. „Ich danke dir.“
„Hey“, sagte er und wich ein wenig zurück, um sie ansehen zu können. Als sie den Kopf nicht hob, nahm er ihr Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger und zwang sie, ihn anzusehen. „Du musst mir nicht danken. Das meiste hast du ganz allein getan.“
P. J. erwiderte nichts. Sie sah ihn nur aus ihren großen braunen Augen an.
Harvard konnte sich nicht mehr länger beherrschen. Er senkte seinen Mund auf ihren und küsste sie.
Er hörte sie leise aufstöhnen, als seine Lippen ihre berührten. Dieses Geräusch war es, das den letzten Widerstand in ihm brach. Er vertiefte seinen Kuss. Er wusste, dass er das nicht tun sollte, aber das war ihm völlig egal.
Ihre Lippen waren unglaublich heiß und süß. Er spürte, dass seine Selbstbeherrschung dahinschmolz wie ein Stück Butter in einer heißen Bratpfanne. Seine Knie wurden weich vor Verlangen – vor Verlangen und etwas anderem. Etwas Großes und unbeschreiblich Mächtiges ergriff Besitz von ihm. Er schloss seine Augen, konnte es aber nicht identifizieren. Er wusste nur, dass er sie immer und immer wieder küssen musste.
Er küsste sie leidenschaftlich, doch P. J. erwiderte seine Küsse nicht weniger leidenschaftlich. Er hätte beinahe vor Überraschung und Lust laut aufgelacht.
Sie war wie ein Blitzschlag, der seinen ganzen Körper durchfuhr. Was er da in seinen Armen hielt, fühlte sich genauso gut an, wie er sich das vorgestellt hatte, und noch viel besser. Sie war so zierlich und gleichzeitig so perfekt. Ihr Körper war eine atemberaubende Mischung aus straffen Muskeln und zarten Rundungen. Mit seiner Hand konnte er genau eine Brust umfassen. Er konnte es – und er tat es.
Doch da machte sie sich von ihm los. Sie schien unter Schock zu stehen.
„Oh Gott“, stieß sie atemlos hervor. Ihre weit aufgerissenen Augen ließen ihn nicht los, während sie sich weiter von ihm entfernte.
Harvard setzte sich auf den Boden. „Ich glaube, du freust dich doch ein wenig, mich zu sehen, oder?“ Das sollte eigentlich wie eine Frotzelei klingen, wie ein Witz, aber er brachte nicht mehr als ein heiseres Flüstern hervor.
„Wir sind spät dran“, wechselte P. J. das Thema und drehte sich von ihm weg. „Wir müssen uns beeilen. Ich habe unsere Zeit wirklich verdorben.“
Sie sprang mit einem Satz auf und begann, sich den Sicherheitsgürtel abzuschnallen. Schließlich stieg sie aus dem Overall, den sie über ihre Shorts und ihr T-Shirt gezogen hatte. Unter Harvards beobachtenden Blicken griff sie nach dem zweiten Seilende und begann, den Schirm aus dem Baum zu ziehen.
Das Glück war auf ihrer Seite, und nach einigem Zurren und Zerren löste sich der Schirm bereitwillig und schwebte zu Boden, wobei er P. J. von Kopf bis Fuß einhüllte.
Als Harvard ihr zu Hilfe eilen wollte, hatte sie die Fallschirmseide aber bereits zu einem Knäuel zusammengelegt und verstaute sie zusammen mit ihrem Overall unter einem besonders dichten Busch in der Nähe.
Sie schwankte leicht, als sie auf den Kompass an ihrem Handgelenk sah. „Da lang“, sagte sie und deutete gen Osten.
Harvard konnte seine Überraschung nicht verbergen. Seine Überraschung und seinen Ärger. „Du willst doch nicht etwa bis zum Treffpunkt laufen?“
„Nein“, erwiderte sie. „Ich werde nicht laufen, ich werde
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