Brockmann Suzanne
glauben.“ Er suchte ihren Blick und sah sie ernst an. „Aber ich habe jedes Wort so gemeint. Das war keine billige Anmache. Ich war heute wirklich stolz auf dich, P. J.“
„Und immer, wenn du auf einen deiner Teamkollegen stolz bist, steckst du ihm die Zunge in den Hals?“
Harvard lachte über so viel Ehrlichkeit. „Nein, Ma’am. Es war das allererste Mal, dass ich diese Erfahrung während eines Einsatzes gemacht habe.“
„Hmm“, sagte sie.
„Und was soll das nun wieder heißen? Hmm? “
„Es heißt: Vielleicht solltest du dir mal überlegen, wie das für mich ist. Hast du mir nicht gerade noch gesagt, dass du mich für leistungsfähiger hältst als die meisten Männer?“
Er sah sie aufmerksam an. „Stimmt.“
„Und trotzdem kannst du mich nicht wie jemand behandeln, der dir ebenbürtig ist. Du bist beeindruckt von mir als Mensch, aber ich passe nicht in dein Weltbild. Also machst du das Erstbeste, was dir einfällt: Du bringst Sex ins Spiel. Du versuchst zu dominieren und zu kontrollieren. Es mag ja sein, dass du stolz auf mich bist, mein Freund, aber du hast kein Interesse daran, dass dieses Gefühl anhält. Du willst mich in die nette, ungefährliche Ecke zurückschicken. Du willst mich in einer Rolle sehen, mit der du umgehen kannst – wie zum Beispiel die Rolle einer Geliebten. Hmm heißt also, dass du dir Gedanken darüber machen solltest, wie ich mich dabei fühle.“ P. J. schloss die Autotür hinter sich.
Sie ließ ihm keine Chance zu reagieren, sondern lief schnurstracks zum Hotel.
Sie drehte sich nicht um. Und dennoch konnte sie die ganze Zeit über Harvards Blick auf ihr spüren.
Selbst, als sie schon längst außer Sichtweite war.
9. KAPITEL
H arvard bekam P. J. erst wieder am Nachmittag des nächsten Tages zu Gesicht. Sie hatte ihm Nachrichten auf seinen Anrufbeantwortern hinterlassen – sowohl zu Hause als auch im Büro. Es sei nicht nötig, dass er sie am nächsten Morgen abhole. Sie würde sehr früh auf den Stützpunkt kommen und könne mit Chuck Schneider fahren.
Er hatte versucht, sie zurückzurufen, aber das Hotel hatte keine Anrufe zu ihr durchgestellt.
Harvard hatte lange nachgedacht über das, was sie zu ihm gesagt hatte. Er hatte fast die halbe Nacht wach gelegen und darüber nachgedacht. Und als er heute Morgen aufgewacht war, hatte er weiter darüber nachgedacht.
Als er P. J. nach dem Mittagessen dann endlich traf, ergriff er die Gelegenheit, mit ihr zu sprechen.
„Du hast unrecht“, sagte er, ohne irgendeine Einleitung. Er hatte sie nicht einmal begrüßt.
P. J. sah ihn an, dann sah sie zu Farber, der ein paar Schritte vor ihr neben Joe Cat lief. Damit die beiden Männer ihre Unterhaltung mit Harvard nicht hören konnten, ließ sie sich notgedrungen ein paar Schritte zurückfallen.
Aber es gab nichts zu hören. „Jetzt ist nicht der richtige Moment, um das zu besprechen“, fuhr Harvard fort. „Aber ich will, dass du weißt, dass ich sehr genau darüber nachgedacht habe, was du da gesagt hast. Und dass meine Schlussfolgerung ist, dass du komplett falschliegst.“
„Aber …“
Er öffnete die Tür zur Wellblechbaracke, in der jetzt gleich eine Besprechung stattfinden sollte. Galant hielt er die Tür auf und winkte P. J. vor ihm hinein. „Ich würde mich gern heute Abend mit dir bei einem Eistee oder auch zwei zusammensetzen und darüber reden.“
Sie antwortete nicht. Sie sagte nicht zu, aber sie sagte auch nicht klipp und klar ab .
Harvard deutete das als ein gutes Zeichen.
Er ging nach vorn und stellte sich neben Joe Cat und Blue. Er sah zu, wie P. J. sich setzte. Sie sah ihn absichtlich nicht an. Oder besser gesagt: Sie sah absichtlich überall hin, nur nicht zu ihm.
Das war vielleicht kein so gutes Zeichen.
P. J. hörte Joe Cat sehr aufmerksam zu, als er die Übung darlegte, die in den kommenden Tagen stattfinden sollte: Der erste Tag war den Vorbereitungen vorbehalten; das Team würde Informationen zu einer vermeintlichen Geiselnahme erhalten. Am zweiten Tag würde die erste Phase der Rettungsaktion beginnen – die Lokalisierung und Überwachung der Tangos. Am dritten Tag schließlich würde die eigentliche Befreiungsaktion stattfinden.
Harvard sah sich die Agenten, die sich zwischen seinen Männern verteilt hatten, genau an. Schneider und Greene blickten wie immer gelangweilt vor sich hin. Farber wirkte abgelenkt; er war nicht hundertprozentig bei der Sache. Und P. J. … Je länger der Captain sprach, desto unruhiger wurde sie.
Weitere Kostenlose Bücher