Brockmann Suzanne
Lichter, die über das Wasser tanzten, und dachte über P. J. nach. Über das Leben, das sie als kleines Mädchen gehabt hatte, darüber, was sie alles hatte durchstehen müssen. Wie stark es sie gemacht haben musste! Dass ihr diese Stärke heute in ihrem Job zugutekam. Er dachte daran, wie sie Fallschirm gesprungen war, wie sie sich trotz ihrer Ängste aus dem Baum befreit hatte und wie ihre Küsse am Fuße eben jenes Baumes geschmeckt hatten.
Und dass es Schlimmeres auf dieser Welt gab, als dass eine Frau wie P. J. sich in ihn verlieben könnte.
10. KAPITEL
D as erste Klingeln riss sie aus dem Tiefschlaf.
Beim zweiten Klingeln rollte P. J. sich zur Seite und schielte auf ihre Uhr. Das Telefon hob sie erst beim dritten Klingeln ab. „Es ist Viertel vor sechs, und ich kann heute zum ersten Mal seit über vier Wochen ausschlafen. Ich hoffe für Sie, dass Sie von der Lottogesellschaft sind und ich Millionen von Dollars gewonnen habe.“
„Ich habe etwas Besseres als Millionen von Dollars für dich.“
Harvard. Es war Harvard.
P. J. setzte sich im Bett auf und war mit einem Schlag hellwach. Sie war sich so sicher gewesen, dass ihre schonungslose Offenheit von letzter Nacht ihn zu Tode erschreckt hatte. Sie war überzeugt gewesen, dass ihr Geständnis ihn endgültig in die Flucht geschlagen hatte. Sie hatte gestern Abend noch einige Stunden damit verbracht, sich zu fragen, ob die Bombe, die sie hatte fallen lassen, ihre Freundschaft für immer beschädigt haben könnte.
Bei diesen Überlegungen war ihr erst so richtig klar geworden, wie viel ihr seine Freundschaft bedeutete.
„Ich war mir sicher, dass du schon längst wach bist“, fuhr er fröhlich fort. Seine Stimme klang aufgeräumt, so, als wäre nichts von Tragweite zwischen ihnen vorgefallen. „Ich dachte, du bist schon die ersten sieben Meilen des Tages gelaufen. Und was muss ich stattdessen feststellen? Du liegst immer noch im Bett und schlummerst! Du weißt wohl gar nicht, dass die Sonne scheint und der Tag geradezu perfekt ist für einen Ausflug nach Phoenix, Arizona.“
„Ich kann nicht glauben, dass du mich an einem von zwei Tagen, an denen ich ausschlafen könnte, mich um Viertel vor sechs weckst“, beschwerte sich P. J. erneut. Sie versuchte, cool zu bleiben. Auf keinen Fall wollte sie zugeben, wie froh sie war, dass er anrief. Nicht vor sich selbst und vor allem nicht vor ihm .
Innerlich aber jubilierte sie. Sie hatte ihn nicht in die Flucht geschlagen! Sie waren nach wie vor Freunde! Darüber war sie sehr, sehr glücklich.
„Ja, ich weiß, es ist früh“, gab er zu. „Aber ich dachte, du würdest die Idee, in der heißesten Zeit des Jahres in die Wüste zu fahren, einfach unwiderstehlich finden.“
„Besser, als Millionen von Dollars zu gewinnen, hm?“
„Und vergiss nicht den Joker: Du kriegst das neue Haus meiner Eltern zu sehen.“
„Du bist ja so ein Angsthase“, zog P. J. ihn auf. „Es geht überhaupt nicht darum, dass du mir die Wüste zeigen willst! Du willst nur nicht allein zu deinen Eltern und ins neue Haus fahren. Mein armes Baby braucht jemanden zum Händchenhalten.“
„Du hast recht“, gab er plötzlich in ernstem Tonfall zu. „Mir graut davor. Und ich könnte es einfach hinter mich bringen – oder dich fragen, ob du mitkommst. Dann wird es zumindest ein schöner Ausflug.“
P. J. wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie griff nach dem ersten Einwand, den sie fand. „Deine Eltern sind doch gerade erst eingezogen. Sie sind doch bestimmt noch nicht auf Besucher eingerichtet.“
„Ich weiß gar nicht, wie groß ihr Haus ist“, gab Harvard zu. „Ich habe mir gedacht, wir beide würden in einem Hotel übernachten. In getrennten Zimmern natürlich“, fügte er hinzu.
P. J. antwortete nichts.
„Ich weiß, was du jetzt denkst“, sagte er.
„Ach ja? Was denke ich denn?“
„Du denkst: Der Kerl lässt nicht locker, bevor er kriegt, was er will.“
„Der Gedanke kam mir, ja …“
„Damit hast du recht und unrecht zugleich“, gab Harvard zu. „Du hast recht damit, dass ich dich will. Aber ich werde dich nicht unter Druck setzen. Du wirst mir schon zeigen, wenn du so weit bist. Und bis dahin spielen wir nach deinen Spielregeln. Ich will, dass du mich als Freund nach Phoenix begleitest.“
P. J. holte tief Luft. „Wann geht unser Flug?“
„Wie wäre es mit: in einer Dreiviertelstunde?“
P. J. lachte. „Ja“, sagte sie. „Das sieht dir ähnlich.“
„Wir treffen uns in zehn Minuten vor
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