Brockmann Suzanne
sagen?“
Harvard wusste genau, worauf sie hinauswollte. Sie wollte wissen, ob sie mit den Männern im Gelände unterwegs sein würde oder ob man ihr irgendeinen administrativen Posten außerhalb der Schusslinie zugedacht hatte. Er konnte beinahe sehen, wie die Mühlen in ihrem hübschen Köpfchen mahlten.
„Wir werden das Team in vier Gruppen aufteilen“, erklärte Joe. „Drei Gruppen à drei Mann gehen auf die Insel und machen das Lager der Terroristen ausfindig. Und ein zweiköpfiges Team bleibt auf dem Schiff, um die Kommunikation zu überwachen, die anderen Teams über neue Satellitenbilder zu informieren und die Operation zu koordinieren.“
„Wie Lieutenant Uhura in Raumschiff Enterprise .“ P. J. nickte langsam. Harvard konnte die Resignation in ihren Augen sehen. Sie schien ganz sicher zu sein, dass sie diejenige war, die auf dem Schiff bleiben würde.
„Ich werde an Bord bleiben“, mischte sich Blue McCoy ein. „Es wird also meine Südstaatenstimme sein, die Sie hören, wenn es irgendeinen Grund gibt, die Operation abzublasen. Ich habe die Macht, bei diesem Einsatz jederzeit den Stecker zu ziehen.“ Er grinste. „Ich bin so was wie die Stimme Gottes. Was ich sage, wird gemacht. Sonst ist die Hölle los.“
„Crash, warum verrätst du uns nicht, was du über die Insel weißt?“, schlug Joe vor.
P. J. schwieg, als Lieutenant Hawken vor die Gruppe trat. Sie versuchte mit aller Macht, ihre Enttäuschung zu verbergen, aber Harvard blickte hinter ihre Fassade. Er kannte sie inzwischen verdammt gut. Er wusste, dass sie – Enttäuschung hin oder her – ihr Bestes geben würde, ohne sich zu beklagen. Welche Aufgabe auch immer ihr zugeteilt werden würde.
Crash beschrieb die Insel mit großer Genauigkeit. Das Klima war tropisch, die Strände waren schmal. Dahinter ragten die hohen Gipfel inaktiver Vulkane empor. Die Straßen im Landesinneren waren heimtückisch, der Dschungel dicht. Das häufigste Fortbewegungsmittel war der Ziegenkarren, einige wohlhabende Inselbewohner besaßen allerdings auch kleine Lieferwagen.
Er faltete eine Karte auf, und alle kamen nach vorn zum Schreibtisch, um sie zu studieren. Crash verwies auf die drei größeren Hafenstädte der Insel.
Außerdem sprach er ausführlich über die Mengen an Heroin, die von hier aus nach London, Paris, Los Angeles und New York verschifft wurden. Die politische Situation des Inselstaates war instabil. Die Vereinigten Staaten hatten ein Abkommen getroffen: Militär und Regierung hatten sich im Austausch gegen Hilfsgüter verpflichtet, die USA bei der Bekämpfung des Drogenhandels zu unterstützen.
Aber die Drogenbosse hatten auf der Insel mehr Einfluss. Sie verfügten sogar über Privatarmeen, die besser ausgerüstet und ausgebildet waren als die Regierungstruppen. Und wenn es unter den Drogenbossen zum Streit kam – was viel zu häufig passierte –, dann stand die Insel jedes Mal kurz vor einem Bürgerkrieg.
Harvard hörte aufmerksam zu, was Crash zu sagen hatte. Dabei spürte er, wie er zunehmend nervös wurde. Es war ein unerwartetes Gefühl. Schließlich war dies nur eine Übung, und er war in der Vergangenheit schon in viel gefährlichere, reale Situationen entsandt worden, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.
Er fragte sich unwillkürlich, ob er ebenso nervös wäre, wenn P. J. nicht mit von der Partie wäre. Wahrscheinlich wäre er dann völlig gelassen, vermutete er.
Harvard wusste, dass er selbst in fast jeder Situation zurechtkommen würde. Er wünschte, er könnte das Gleiche auch von P. J. annehmen. In Wahrheit war ihm ihre Sicherheit viel zu wichtig geworden. Vollkommen unbemerkt hatte er den Punkt erreicht, an dem sie ihm zu viel bedeutete.
Es gefiel ihm gar nicht, wie sich das anfühlte.
„Irgendwelche Fragen?“, erkundigte sich Crash.
„Ja“, sagte Harvard. „Wie ist die momentane Lage zwischen den zwei größten verfeindeten Parteien auf der Insel?“
„Nach unseren Informationen war in den letzten zwei Wochen alles ruhig“, antwortete Joe.
P. J. konnte sich nicht länger zurückhalten. „Captain, wie sehen denn nun die Teams aus?“
„Bobby, Wes und Mr. Schneider“, setzte Joe an. „Lucky, ich und Mr. Greene.“
Harvard beobachtete P. J. genau. Als das zweite Team genannt wurde, huschte der Ausdruck von tiefer Enttäuschung über ihre Miene. Doch so schnell er auf ihrem Gesicht erschienen war, so schnell war er auch wieder verschwunden. Sie war eine wahre Meisterin, wenn es um das
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