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Broken (German Edition)

Broken (German Edition)

Titel: Broken (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Kyle Williams
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besser untertauchen sollte, erhärtete den Verdacht, dass Wriggles nicht gerade ein begnadeter Krimineller war. Mir sollte es recht sein. Leicht verdientes Geld.
    Die Jungs spielten weiter. Miki redete mit ihnen, während sie Fotos schoss. Ich ging zu ihnen. «Hat einer von euch Lust, sich fünf Dollar zu verdienen?»
    Sie fielen förmlich über mich her. Ich zeigte ihnen Wriggles’ Foto. Sie erkannten ihn sofort. Sie alle wollten ein Stück vom Kuchen abhaben. Wir einigten uns auf fünf Dollar für jeden. Einer würde mit mir kommen, und die anderen würden sich Wriggles in den Weg stellen, falls er versuchte, sich aus dem Staub zu machen. Nach kurzem Palaver war einer zu meiner Eskorte gekürt worden.
    «Wie heißt du?», fragte ich.
    «Angel.» Er blickte nicht zu mir hoch. Er war dunkelhaarig, vielleicht zehn und trug ein Braves-Cap und No-Name-Knöchelturnschuhe, die Sorte, die es in Discountläden gab. Ich musste an Rausers Fall mit dem erdrosselten Kind denken, dann an Rauser. Er hatte ganze zwei Stunden geschlafen. Rauser hatte eigene Kinder, inzwischen erwachsen, aber nicht weniger geliebt. Die Fälle mit Kindern gruben ihm immer tiefe Furchen ins Gesicht.
    «Hab keine Angst, okay, Angel? Du klopfst einfach nur und rufst durch die Tür, dass deine Mom sich was borgen will. Dann haust du ab. Er kriegt dich gar nicht zu sehen, okay?»
    «Ich hab keine Angst», sagte Angel und blinzelte in der Spätnachmittagssonne zu mir hoch.
    Wir gingen die rissige Einfahrt entlang, vorbei an kleinen Backsteinhäusern, jedes mit zwei schmalen Fenstern nach vorn raus und einem im Carport. Miki machte Fotos vom Asphalt und vom Backstein und allem anderen, wobei sie sich mühelos über Schlaglöcher und Bodensenken bewegte, als wäre die Kamera ein Teil von ihr. Was immer ihr Fotografenauge auch sah, mir blieb es verborgen.
    «Weißt du, ob der Typ Arbeit hat, Angel?»
    «Ich glaube nicht. Er geht mitten am Tag Bier holen.»
    Wriggles’ Carport hatte das gleiche rostige Blechdach wie alle anderen, die ich gesehen hatte. Er war leer bis auf einen Mülleimer und eine Altglastonne, in der sich Michelob-Flaschen türmten. Sein Wagen war nicht angesprungen, nachdem er den Minimarkt überfallen hatte, erinnerte ich mich aus seiner Akte.
    «Er war einmal bei uns zu Hause», sagte Angel leise, als wir den Carport betraten. «Er hat schlecht gerochen.»
    «Gut zu wissen», sagte ich. Der Lamellenvorhang war geschlossen – eines der Dinger aus Plastik, die du für sieben Dollar im Baumarkt kriegst, die Standardausstattung in solchen Siedlungen.
    «Der Typ ist ein Freak. Mein Dad sagt, er macht unser Viertel kaputt.»
    Miki blieb mit ihrer Kamera auf Abstand. Angel und ich gingen zur Tür. Ich hörte einen Fernseher laufen. Ich klopfte. Keine Antwort. Ich klopfte wieder. Eine ungehaltene Männerstimme rief über den Fernseher hinweg: «Ich spende nichts!»
    «Hey, Mann, meine Mom will sich was ausborgen.» Der Fernseher wurde leiser. «Ich bin’s, José, von nebenan.» Angel lächelte zu mir hoch. «Weiße denken, wir heißen alle José.»
    «Clever», flüsterte ich. Wir hörten Schritte auf die Tür zukommen. Angel zeigte mir den erhobenen Daumen und haute ab. Die Tür ging auf.
    Steven T. Wriggles war ohne Hemd und in Unterhose. Und zwar nicht Calvin Klein. Das hier war eine schlichte Unterhose, à la Walmart, die Sorte, die Jungs in der Schule tragen. Ich hatte mehr von denen gesehen, als gut sein konnte. Weiß mit rotem Bund. Und nicht schön. Wriggles war groß, hatte einen käsigen Bierbauch und vereinzelte lockige braune Haarbüschel auf der Brust. Ich trat in den Türrahmen. Wriggles runzelte die Stirn.
    «War das Ihr Junge? Ich hab keinen Küchenkram, wenn Sie so was wollen.»
    «Sie haben vergessen, vor Gericht zu erscheinen, Mr. Wriggles. Ich muss Sie hinbringen, damit ein neuer Termin festgesetzt werden kann.»
    Er versuchte, mir die Tür vor der Nase zuzuknallen. Ich schob sie mit den Unterarmen zurück und zwängte mich ein bisschen weiter hinein. Ich griff nach meinen Handschellen. «So, jetzt ziehen Sie sich was an, und los geht’s.»
    Er stemmte die Hände auf die Hüften, pflanzte sich vor mir auf, die Füße schulterbreit auseinander, herausfordernd in seiner schäbigen Unterhose. Ich hörte Mikis Verschluss klicken. Er blickte sie böse an. «Wer zum Teufel ist das?»
    Ich zwängte mich ganz durch die Tür und ließ eine Handschelle an seinem rechten Handgelenk einschnappen. Wriggles riss seinen Arm zurück,

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