Broken (German Edition)
und das schwere Metall klatschte ihm ins Gesicht. Ich glaube, einen kurzen Moment lang schielte er. Miki war jetzt auch im Haus, umkreiste uns mit klickendem Verschluss, als würde sie eine Reportage in Afghanistan machen. Und dann tat Steven T. Wriggles das Unsägliche. Mit schwingender Handschelle hob er die Hand an die Nase und rammte sich einen Finger hinein. Dann stieß er mit dem schändlichen Finger nach mir.
«Großer Gott!» Ich sprang aus dem Weg und begriff mit verspätetem Mitgefühl, warum die Kassiererin an dem Tag die Kasse geleert und Wriggles dreihundert Dollar ausgehändigt hatte. Ich glaube, selbst Verfassungsschützer hätten kapituliert. Ein Sondereinsatzkommando hätte schreiend Reißaus genommen ob der widerlichen Attacke.
Miki lachte, während sie uns weiter umkreiste. Ich riss die Glock aus dem Dienstholster hinten an meiner Jeans. Wriggles’ Augen weiteten sich vor Schreck. So eine ausgewachsene 10-mm-Glock ist schon imposant. Das FBI hatte getestet, ob die Pistole sich als Standardwaffe eignen würde, aber die Größe erwies sich als zu unhandlich für Auszubildende, und vom Rückstoß klappern einem die Zähne. Doch ich hing inzwischen an meiner. Sie ist wunderbar abschreckend. Dr. Shetty hat ein paar ganz spezielle Thesen bezüglich dessen, warum ich ohne Not in einer Branche arbeite, in der so eine Riesenknarre erforderlich ist – irgendwas von wegen körperlich klein sein und keinen Penis haben. Aber selbst ein ausgemachter Schwachkopf wie Wriggles lässt sich von der finsteren Ausstrahlung meiner Waffe beeindrucken.
Seine Hände hoben sich. «Okay, okay. Knallen Sie mich bloß nicht ab.»
«So, jetzt ziehen Sie sich schön brav was an», sagte ich zu ihm. «Und nur damit Sie’s wissen, die Knarre hat eine Abzugssicherung. Eine richtige Sicherung ist das aber nicht. Echt unpraktisch. Wenn Sie irgendwas Widerliches machen, passiert wahrscheinlich ein Unfall.»
Ich folgte Wriggles ins Schlafzimmer, das mit dreckiger Wäsche und Aschenbechern und Bierdosen zugemüllt war. Er streifte sich eine Jeans über die Unterhose und zog ein blaues T-Shirt an, auf dem in weißen Lettern K-Y prangte, das Logo eines bekannten Gleitmittels. Schon der Gedanke daran löste bei mir einen Würgereflex aus. Er schob die baumelnde Handschelle durch den Ärmel.
«So, jetzt mit dem Bauch nach unten aufs Bett.»
«Mein Gott », entfuhr es Wriggles.
«Ja, klar. Schön wär’s.» Ich wedelte mit der Glock, und er legte sich auf den Bauch. Ich drückte ihm mein Knie in den Rücken, zog seine Arme nach hinten und ließ die Handschellen zuschnappen. Mit einem Kabelbinder aus Plastik befestigte ich sie an seiner Gürtelschlaufe. Dann fischte ich ein Hemd aus einem Haufen auf dem Boden, band es ihm um den Kopf wie ein Stirnband und schob es ihm unter die Nase.
Wriggles begann zu zappeln wie ein Seehund. «Ich krieg keine Luft», protestierte er. «Das stinkt.»
«Sorry, Freundchen. Ohne lass ich dich mit der Nase nicht in mein Auto.»
Miki half mir, ihn umzudrehen und auf die Beine zu stellen. Wir brachten ihn zum Wagen und verfrachteten ihn auf den Beifahrersitz. Miki stieg hinten ein.
Auf dem Präsidium durchlief Wriggles die übliche Aufnahmeprozedur, während ich auf den Papierkram wartete, den ich für Tyrones Kautionsbüro brauchte. Meine Cousine war umringt von Cops und setzte vermutlich ihren ganzen Charme ein, um ein paar richtig tolle Fotos von Atlantas Gesetzeshütern machen zu können. Es wurde viel gelacht.
«Ich hätte mir die Wimpern getuscht, wenn ich gewusst hätte, dass hier heute eine Fotosession läuft», sagte Rauser. Er schlang die Arme um meine Taille und beugte den Kopf, um seine kratzige Wange an meiner zu reiben. «Die Kollegen vom Raubdezernat sagen, du hättest den Rotztypen dingfest gemacht.»
«Habt ihr im Morddezernat nicht genug zu tun?»
Er holte sein Handy hervor, schob mit einem seiner knorrigen Finger irgendwas hin und her und zeigte mir dann den Bildschirm. «Hat Miki mir geschickt. Ich überlege, mir davon eine Fototapete machen zu lassen.» Es war eine Aufnahme von Wriggles in Unterhosen, wie er mit seinem ekeligen Finger nach mir stach. «Kann es kaum erwarten, den Clip auf YouTube zu sehen.»
«Sie hat ein Video hochgeladen?» Ich warf einen Blick in Mikis Richtung und kapierte jetzt, worüber sie und die Cops sich so köstlich amüsierten. «Ich bring sie um», knurrte ich, und Rauser lachte. «Sobald ich zurück bin. Jetzt brauche ich dringend einen
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