Broken (German Edition)
gesprochen – Cash Tilison –, der zugegeben hat, dass er sie gestalkt hat.»
Rauser sah mich an. «Du lieferst mir das alles haarklein, okay?»
«Natürlich.»
«Für so ein Gewicht brauchst du eine stabile Befestigung», sagte Detective Angotti. Wir blickten alle hoch zu der Wand über dem Türrahmen. «Die Haken sind gedübelt.» Angotti ging in die Knie, zeigte auf etwas weißen Staub um den Türrahmen. «Sieht aus wie Putz. Die Haken sind kürzlich erst angebracht worden. Der Typ hatte Werkzeug dabei, Lieutenant.»
Ich stimmte ihm zu. «Er musste eine ganze Menge Vorkehrungen treffen, um das hier durchzuziehen. Er spioniert Mikis Tagesabläufe aus, weiß, wann sie weg ist, beobachtet die Nachbarschaft, überlegt, welches Werkzeug und was für Haken und Dübel er braucht, wie er den Toten reinschafft, wo er ihn aufhängt, wie er das Ganze inszeniert.»
«Gehen wir also davon aus, dass dieser Typ am Wohnzimmerfenster genau weiß, was er machen will. Er weiß, dass sie weg ist, wie du gesagt hast, und er kommt her, um sich das Haus anzusehen. Vielleicht bringt er da schon die Haken an, fegt den Staub ein bisschen zusammen, damit sie nicht gleich was merkt, wenn sie nach Hause kommt», sagte Rauser.
«Dann ist Miki auf einmal da», fuhr ich fort. «Er will ihr ordentlich Angst einjagen, damit sie wieder abhaut. Vielleicht ist er hier noch nicht fertig. Wenn er sie beobachtet oder Psychospielchen mit ihr gespielt hat, weiß er, dass sie sofort weglaufen wird.»
«Wir wissen, dass das Opfer hier noch keine achtundvierzig Stunden tot ist. Er hatte den Mord also schon geplant, als er hier war», sagte Rauser. «Glaubst du, er hat sich den alten Mann vorher ausgeguckt?»
«Es würde Sinn machen, dass er sich einen gebrechlichen älteren Menschen oder ein Kind aussucht», antwortete ich. «Es muss ein Körper sein, den er bewegen und handhaben kann.»
«Das Haus ist sicher. Keine Kampfspuren. Auf den ersten Blick kein Blut zu sehen. Draußen alles sauber. Keine Hinweise auf einen Einbruch. Es muss also jemand sein, der gut ein Schloss knacken kann oder der einen Schlüssel hat», sagte Angotti.
«Jemand soll die Schlösser unter die Lupe nehmen», befahl Rauser.
Ken Lang und zwei Spurentechniker stapften wie Aliens in Überschuhen und Overalls zur Haustür herein, beladen mit Aluminiumkoffern und Kameras. Lang betrachtete den toten Mann, der im Türrahmen baumelte, durch seine kleine, eckige Drahtgestellbrille. «Na toll», sagte er und stellte seine Koffer ab. «Genauso hab ich mir den Samstagabend vorgestellt. Wie viel Zeit hab ich, bis die Gerichtsmedizin mir meinen Tatort versaut?»
«Ich kann den Anruf noch ein bisschen rausschieben», sagte Rauser.
Lang sah sich um, seufzte. «Wir werden die ganze Nacht brauchen, um einen Tatort von dieser Größe abzuarbeiten.»
«Die Gerichtsmedizin schert sich einen Dreck um euren Tatort», sagte Rauser mürrisch. «Die Gerichtsmedizin interessiert sich für den Toten. Sucht den nach Spuren ab und dann lasst die rein und wieder raus.» Rauser war ein Macher. Und dieselbe Haltung erwartete er auch von den Leuten, mit denen er zusammenarbeitete. Das waren jede Menge Macher. Dass er Lang anschnauzte, hatte ich schon mehrfach erlebt. Ken Lang fand immer schon im Voraus irgendwelche Gründe, warum seine Arbeit ganz besonders schwierig werden würde.
Wir überließen den Leuten von der Spurensicherung das Feld. «Hast du gesehen? Der Tote hat keine Würgemale am Hals. Auch keine an den Handgelenken», sagte Rauser.
Und nirgendwo sind Blutspritzer , dachte ich. Es gab also keinen Grund, Jo Phillips zu rufen, die Blutspurenexpertin, mit der Rauser mal was hatte – knapp eins achtzig mit makellosem, gesundem Teint.
«Hey, Balaki», sagte Rauser. «Keyes Cousine, der das Haus hier gehört, und Keyes Mutter sind draußen bei einem Officer. Wir müssen sie beide vernehmen. Lassen Sie sie ins Präsidium bringen. Aber sorgen Sie dafür, dass sie richtig nett behandelt werden. Und machen Sie die Kollegen ausfindig, die vorgestern Nacht wegen einer Einbruchsmeldung hier waren.» Rauser kaute auf seiner Unterlippe. «Also, er hängt eine Leiche in Mikis Haus an einen Türrahmen und bringt deren Kopf eindeutig in eine bestimmte Position. Und er könnte auch die Klimaanlage auf kalt gestellt haben, damit seine Leiche schön steif bleibt. Was schließt du daraus?»
«Er hat lange überlegt, wie er den Gruselfaktor erhöhen kann. Und wie er Miki demonstriert, dass er nach
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