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Broken (German Edition)

Broken (German Edition)

Titel: Broken (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Kyle Williams
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Idylle in Creeklaw County gefunden, wo Männer mit weißen Kapuzen und Fackeln einst die nicht weiße Bevölkerung terrorisiert hatten. 1937 nahm das Northeast Georgia Crematorium den Betrieb auf. Es war das älteste Krematorium in Georgia, eine Art Großhandel, der die ganze Gegend über die Grenze des Bundesstaats hinaus betreute. Der Kundenstamm: große und kleine Bestattungsinstitute. Keine Laufkundschaft.
    «Siehst du die Straßennamen?», fragte Neil. Er hatte ein Kartenprogramm auf dem Bildschirm, und er rollte die zwei Miniwürfel, die er aus Zement gemacht hatte, wie Murmeln in der Hand. «Loretta Ann Kirkpatrick Lane, Bobby James Kirkpatrick Drive, Kirkpatrick Road. Was noch? Mir-gehört-die-ganze-Scheiß-Gegend-Road?» Er kicherte seine durchtriebene, lahme kleine George-W.-Bush-Lache. «Mann, die könnten doch einfach alles anpinkeln. Hier rechts in die Crematory Road.»
    «Auf dem Land sind Straßen oft nach Bewohnern benannt», erklärte ich. «Die ersten Postboten brauchten …»
    «Keye», fiel er mir ins Wort. «Lass gut sein, ja? Halt die Augen auf der Straße. Keinesfalls will ich hier in der Pampa einen Unfall haben und zum Klang von Banjos aufwachen.»
    Schotter knatterte unter meinen Reifen, und roter Staub stieg hinter dem Wagen auf wie ein Kondensstreifen. Eine halbe Meile weiter warfen wir einen ersten fernen Blick auf das Northeast Georgia Crematorium und das Anwesen dahinter, wo die Betreiber wohnten.
    Ich fuhr rechts ran und griff über Neil hinweg nach meinem Fernglas im Handschuhfach. Das Krematorium war ein Ziegelbau, rötlich braun, einstöckig, L-förmig, mit jeder Menge schmaler getönter Fenster auf der Vorderseite. Es sah aus wie zig billige Bürogebäude, die ich in kleinen Orten gesehen hatte – alles andere als einladend, rein funktional, nichts für Besucher. Eine Schotterstraße ging von dem davorliegenden Parkplatz ab und verschwand hinter dem Gebäude.
    Keine Fahrzeuge am Krematorium. Kein Licht, nicht das geringste Anzeichen von Leben. Kaum überraschend an einem Sonntag.
    Das Haus ragte hinter sanft gewellten Wiesen auf, inmitten von Wäldern und Bergen. Es gab einen kleinen See in der Nähe, höchstens einen Hektar groß. Hinter dem Haus sah ich eine rote Scheune mit weißen, x-förmigen Streben auf einem breiten Doppeltor. Der Geräteschuppen. Die Wiesen waren gemäht. Sechseinhalb Hektar, hatte Quinn mir erzählt. Sie brauchten bestimmt einen Traktor. Ich schwenkte das Fernglas, nahm das Grundstück in Augenschein. Keine Pferde, Rinder oder Hunde. Erfreulich. Als ich mich das letzte Mal auf eine Kuhweide wagte, hätten die Viecher mich fast niedergetrampelt. Und erst kürzlich hatte mich die Begegnung mit Tank, Huckabys Rottweiler, über schritthohe Hunde informiert. Nah beim Haus dösten zwei Katzen. Ein teilweise offener Hühnerstall aus rohem Holz und Draht befand sich neben der Scheune. Das mit Draht bespannte Törchen stand offen. Ein paar Hühner pickten im Sand. Ich sah einen kleinen Raum, der an den Stall angebaut und ebenfalls aus unbehandeltem Holz zusammengezimmert war. Das Futterlager, vermutete ich. An einem Eisenschließband hing ein Vorhängeschloss. «Wer sichert denn Hühnerfutter mit einem Vorhängeschloss?», fragte ich laut.
    Brenda Wade hatte recht gehabt mit der Gebäudeverteilung auf dem Grundstück. Die Geschichte, der Mitarbeiter hätte die Zementmischung versehentlich mit dem Hühnerfutter vermischt, erschien mir jetzt noch weniger einleuchtend: Das Krematorium stand am Ende der Straße in erheblicher Entfernung von Scheune und Hühnerstall. Wie sollte ein Mitarbeiter das machen, ohne vom Haus aus gesehen zu werden? Durchs Fernglas sah ich abblätternde Farbe an den Fensterrahmen eines alten, aber imposanten typischen Georgia-Farmhauses mit einem Schrägdach, an dessen beiden Enden Schornsteine aufragten, wie es im Süden vor dem Bürgerkrieg große Mode war. Etwas später schwärmten wir für französische und römische Architektur. Dann schossen überall große Plantagenvillen mit riesigen Säulen und ausladenden Veranden – Tara auf Steroiden – aus dem Boden. Wir sind ein Stilmischmasch, eine ausgemachte architektonische Identitätskrise. Der Süden hatte sich selbst viele Male neu erfunden, seit der Bürgerkrieg frühere Inkarnationen in Schutt und Asche verwandelt hatte.
    Ich hatte mal eine Zweizimmerwohnung mit rundem Schlafzimmer im Obergeschoss eines viktorianischen Hauses. Ich weiß noch, dass ich mich einfach nicht entscheiden

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