Broken Heart Vampires 02 - Ein Vampir zum Dinner
verändert. Er war es doch, der mich angefleht hatte, ihn zu erlösen. Warum ließ er mich die Sache dann nicht zu Ede bringen? „Du hast doch gesagt, wenn ich dich wirklich liebe, soll ich dein Leiden beenden. Du hast mich doch darum gebeten!“
Erkenntnis lag in seinem Blick. Die Wut wich blankem Entsetzen. Und Mitleid. Diesen Blick kannte ich. Alle hatten mich immer mitleidig angesehen. Eine alleinerziehende Mutter ohne Ausbildung, die sich als Kellnerin durchschlagen musste, verdiente nun mal Mitleid. Dabei war ich glücklich gewesen. Ich liebte mein Leben. Man musste mich nicht bedauern.
Langsam näherte ich mich wieder dem Boden. Lorcan schoss goldene Funken in meine Richtung. Als ich an mir heruntersah, war auch ich trocken, sauber und angezogen, aber mit einem goldenen Lichtseil gefesselt. Wieso fesselte Lorcan mich? Was sollte das denn plötzlich?
„Das kommt von deiner Krankheit.“ Der Versuch einer Erklärung! „Meine Schuld und meine Wut haben mich zu einer verwerflichen Aussage getrieben. Letzte Nacht wärst du beinahe gestorben. Und heute Abend hatte ich eigentlich nur mit dir sprechen wollen, und ich konnte kaum glauben, als du ... Oh Gott, was habe ich getan?“
Ich erwachte mit hämmernden Kopfschmerzen.
Aua. Ich dachte , Vampire können keine Kopfschmerzen bekommen.
Ich lag auf einem schmalen und sehr weichen Bett. Nach ein paar Sekunden ließ das Hämmern in meinem Kopf jedoch nach, und ich setzte mich auf.
Das war nicht länger mein schickes Krankenzimmer.
Ich war im Gefängnis. Im echten Gefängnis.
Eine neue Variante der Angst stieg in mir auf. Warum war ich hier?
Ich sprang vom Bett und begann, in der Zelle auf und ab zu gehen. Ich konnte mich an nichts erinnern. Die Bilder in meinem Kopf waren verschwommen ... und flatterten davon wie Schmetterlinge. Ich war schlafen gegangen wie immer, aber dann hier, in der Zelle, aufgewacht. Ich ging zu der Plexiglasscheibe und schlug mit den Handflächen dagegen. „Hallo?“
Keine Antwort.
Ich setzte mich wieder aufs Bett. Ich trug einen weißen Seidenpyjama, auf dem Lorcans Goldrose funkelte. Wieso ließ er zu, dass Jessica und Patrick mich hier festhielten?
Zu Angst und Verwirrung gesellte sich Panik.
Ich konnte mich an nichts erinnern.
Vage fiel mir ein, dass Lorcan in mein Zimmer gekommen war, aber alles danach war wie weggeblasen. Auf jeden Fall hatte ich keinen blassen Schimmer, wie ich hierhergekommen war.
Hatte ich etwas Schlimmes getan? Hatte ich durch Kontaminus den Verstand verloren? Was war mit meinem Gedächtnis? Hatte sich jemand meiner Gedanken bemächtigt?
Mit nichts ließ sich das Gefühl beschreiben, das sich in mir ausbreitete.
Ich saß auf meiner Pritsche und versuchte, die Situation zu erfassen. Ich fühlte mich ganz „normal“, ich war nicht müde oder benommen wie sonst. Aber vielleicht war auch das eine der vielen Erscheinungsformen von Kontaminus.
„Patientin LeRoy, Evangeline L.“, sagte da plötzlich eine elektronische Stimme. „Ihr Essen wird bereitgestellt.“
Ich sah mich in dem grell weißen Raum um. Meine Zelle war geräumig, aber spärlich eingerichtet und langweilig. In diesem Moment hörte ich ein Brummen, und neben dem Bett öffnete sich ein Spalt in der Wand und eine schmale Ablageplatte erschien. Daran befestigt war ein Plastikröhrchen. Ich versuchte, in die schmale Öffnung hineinzuspähen, konnte aber nichts erkennen. Das Röhrchen schien in der Wand zu stecken. Ich nahm es in die Hand. „Was soll ich damit machen?“
„Ihr Spender wird vorbereitet. Führen Sie das Röhrchen zum Mund, Patientin LeRoy.“
Ich ergab mich in meine Lage und steckte mir das Röhrchen in den Mund. Blut schoss hindurch, menschliches Blut. Hatten sie inzwischen herausgefunden, dass Menschen doch nicht den Kontaminus-Virus in sich tragen konnten? Und was war eigentlich mit Bert?
Nach ein paar Augenblicken versiegte der rote Strom. Ich legte das Röhrchen wieder auf das Tablett, das sich einklappte und in der Wand verschwand. Das war exakt ein halber Liter Blut gewesen, darauf konnte ich wetten.
„Hey!“, schrie ich. „Ich will mit jemandem sprechen! Sagt mir endlich, was los ist!“
Keine Antwort. Wie frustrierend.
„Wo ist meine Tochter? Was habt ihr mit Tamara gemacht?“
„Bleiben Sie bitte ruhig, Patientin LeRoy“, sagte die Stimme.
„Halt doch die Klappe.“
„Patientin LeRoy zeigt unbeherrschtes Verhalten. Geeignete Gegenmaßnahmen werden
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