Broken Heart Vampires 03 - Zum Nachtisch einen Vampir
den Ruf eines strigoi mort, eines Vampirs.
Schnell verbreitete sich die Kunde über den strigoi mort. Die Dorfbewohner und Bauern flehten ihre Götter, ihre Ältesten und ihre Medizinmänner um Schutz an, doch auf der Türschwelle ausgelegte Kräuter und Bannkreise vor ihren Häusern konnten mich nicht abhalten. Aberglaube ist nun mal keine Magie - und ich kannte wahre Magie.
In einer Nacht überfiel ich einen Bauern, der sich so vehement wehrte, dass ich ihn gehen ließ. Ich floh, doch die Dorfbewohner verfolgten mich unbarmherzig. So war ich gezwungen, immer tiefer und tiefer in die zerklüfteten, schneebedeckten Berge vorzudringen, wo ich von Tierblut lebte und in Höhlen schlief.
Drei Tage vergingen. Am Abend des vierten Tages entdeckte ich ein kleines Dorf, das versteckt in den Bergen lag. Mir war kalt und ich hatte Hunger, also schnappte ich mir eine junge Frau und trank so viel von ihr, wie ich brauchte. Was ich jedoch nicht wusste: Sie war die Lieblingsfrau des schwarzen Zauberers Koschei.
Koscheis Ruf war noch schlimmer als der eines strigoi mort. Er war ein klapperdürrer Mann, stets von einem schwarzen Gewand umhüllt. Auch sein Haar war schwarz und lang und seine Augen hart und grün wie Jade. Da er zaubern konnte und übersinnliche Fähigkeiten besaß, beschaffte er sich Nahrung, Unterhaltung und Gesellschaft aus den umliegenden Dörfern, so wie es ihm gerade passte. Koschei besaß alles, was man für ein angenehmes Leben brauchte. Mehrere Ehefrauen und Konkubinen, Kinder gehörten auch dazu.
Es überraschte mich, dass ich nun der Gnade eines, wenn auch magisch begabten, Sterblichen ausgeliefert war. Koscheis mächtige Zauberkraft bestand darin, in die Gedankenwelt des anderen eindringen zu können und dessen Vertrauen für sich zu gewinnen. Binnen weniger Augenblicke brachte er auch mich dazu, ihm alle meine Geheimnisse preiszugeben.
Und dann verriet auch er mir sein Geheimnis: Er würde bald sterben. Er hatte Angst um seine Familie und sein Dorf, denn nach seinem Tod würden sie sicher Opfer von Angriffen rivalisierender Stämme.
„Gib mir das ewige Leben, und ich werde dir meine Zauberkunst beibringen. Ich werde dir zeigen, wie du die Menschen für dich einnehmen kannst, damit sie dich trinken lassen und danach alles vergessen.“
Ich war einverstanden. Koschei wusste jedoch nicht, dass mir Morrigu auch die Fähigkeit verliehen hatte, andere wie mich zu erschaffen. Sie hatte mich alle Zauberformeln und Gesten gelehrt, die man für die Verwandlung kennen musste, und mir besondere Anweisungen für die ersten sechs Vampire gegeben, die ich erschaffen würde. Mit ihnen gemeinsam würde ich die neue Vampirrasse anführen.
Ich warnte Koschei, dass die Verwandlung in einen deamhan fola auch Risiken barg, doch er war nicht von seiner Entscheidung abzubringen. Wir einigten uns darauf, dass er mir zunächst seine Zauberkunst lehrte, für den Fall eines Misserfolgs bei der Verwandlung.
So verriet mir Koschei jeden Abend seine Geheimnisse, er zeigte mir, wie man die Stimme verstellt und Illusionen weckt. „Die Menschen sind so leichtgläubig“, verriet er mir. „Zeig ihnen nur, was sie erwarten, und sie werden nicht an dir zweifeln.“
Nachdem ich alles von Koschei gelernt hatte, vollzog ich das Ritual der Verwandlung an ihm. Ich war erleichtert, als er als deamhan fola wiedererwachte.
Wir hatten keine Zeit, die geglückte Verwandlung zu feiern. Am nächsten Abend wurde sein Dorf überfallen. Obwohl Koschei und ich alle unsere Kräfte bündelten, um gegen die unbekannten Angreifer zu kämpfen, wurden fast alle Dorfbewohner niedergemetzelt und ihre Häuser gebrandschatzt.
Es gelang uns, gemeinsam mit drei von Koscheis Kindern tiefer in die Berge zu fliehen. Doch nur Koscheis Tochter Ina, gerade siebzehn Jahre alt, überlebte die Nacht.
Während Koschei am Bett seiner Tochter Wache hielt, kehrte ich ins Dorf zurück. Ich begrub die Toten und verbrannte alles, was noch stand. Außerdem belegte ich den Ort mit einem Zauber, auf dass weder Mensch noch Tier jemals wieder die Stelle betraten, an der einst ein glückliches Dorf gestanden hatte.
Nachdem all das erledigt war, kehrte ich zu unserer Höhle zurück.
Koschei war schon im Begriff aufzubrechen, denn in einem anderen Dorf kannte er eine mächtige Heilerin. „Dorthin will ich Ina bringen.“
Wir vereinbarten, uns ein Jahr später gemeinsam mit den anderen fünf deamhan fola zu treffen,
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