Broken Heart Vampires 04 - Cocktail mit einem Vampir
besaß ich eine Rechtfertigung für all diese Jahre, in denen ich geforscht und theoretisiert habe und durch die gottverlassensten Orte gestapft bin. Hysterie drohte mich zu überwältigen, aber ich riss mich zusammen. „Mom wird diese Stadt großartig finden. Oh, und Daddy erst. Der will ja schon lange dieses neue Spektrometer ausprobieren.“
„Ich fürchte, ich kann Ihnen nicht erlauben, Ihre Eltern hierher einzuladen“, sagte Patsy.
Panik stieg in mir auf. Sie wussten gar nicht, dass meine Eltern schon in Broken Heart waren. Ich hatte keine Ahnung, ob ich Mom und Dad nur deshalb nicht erreichen konnte, weil die Handys versagten - oder weil sie in Schwierigkeiten steckten. Aber wenn ich hier bei der Königin in einem ihrer Wohnzimmer saß, wer - oder was - hatte dann meine Eltern in seiner Gewalt?
Moment. Ganz ruhig, Libby. Ich wusste ja überhaupt nichts Genaues. Ich musste aufhören, nur gefühlsmäßig zu reagieren. Dies hier schienen ganz nette ... nun, Leute zu sein, also würden sie mir wahrscheinlich nur ein paar Fragen stellen und mich dann gehen lassen. Dann könnte ich versuchen, meine Eltern zu finden.
Aber es war mir so gut wie unmöglich, mich zu konzentrieren, weil Ralph dauernd durch meine Gedanken spukte. Wäre die Frage, ob er irgendwas über mich gesagt hatte, zu pennälerhaft? Bestimmt. Wäre es. Ich fragte mich, ob ich ihn je wiedersehen würde.
Wie gerufen spazierte Ralph in das Zimmer. Das Lied des Feuers verwandelte sich in ein leises, reizendes Summen. Ich sprang auf, auf ganz unerklärliche Weise glücklich, ihn zu sehen.
„Ralph!“ Ich rannte zu ihm und warf mich in seine Arme. „Es geht dir gut! Es geht dir wirklich gut!“
„Dir anscheinend auch.“ Er schob mich zurück, um mich von oben bis unten zu betrachten. Seine Hand strich über meine Wange. Mein Herzschlag verdreifachte sich. Wärme durchflutete mich. Er hatte eine goldene Aura, rein wie der Sonnenschein. Am liebsten würde ich darin baden. Er roch nach Gewürzen und Orangen, ein rauchiger Zimt duft, gleichzeitig süß und scharf.
Ich beugte mich vor und blies auf die Stelle unter seinem linken Ohr. Er sog scharf die Luft ein, und ich spürte seine Lippen an meinem Ohrläppchen.
„Hättet ihr gern ein Zimmer ganz für euch?“, neckte Patsy. „Oder können wir wieder zur Sache kommen?“
Ihre Stimme zerstörte den Bann. Wir sahen uns an und ließen voneinander ab.
„Was ist da gerade eben passiert?“, flüsterte ich.
„Weiß ich auch nicht“, antwortete er. „Ich hoffe bloß, es passiert noch mal.“
„Ihr beide setzt euch jetzt hin“, schnappte Patsy.
Meine Hand in Ralphs Hand verschränkt, drehte ich mich um. Alle betrachteten uns voller Verwunderung.
„Was ist?“, sagte ich.
„Ihr seid doch nicht mehr in der Highschool, und schon gar nicht versteckt ihr euch gerade zu einem Stelldichein hinter der Tribüne des Sportplatzes.“
Patsy klang wirklich verärgert. Wir setzten uns auf die Couch wie zwei Teenager, die man ins Büro des Schuldirektors gerufen hatte, aber ich umklammerte weiter seine Hand. Immer wieder musste ich Ralph ansehen. Er sah absolut köstlich aus. Am liebsten hätte ich mich auf seinen Schoß gesetzt und ihn abgeschleckt.
„Ich habe keine Ahnung, was hier vorgeht“, sagte Patsy. „Aber es ist ganz schön merkwürdig.“
Für mich fühlte es sich überhaupt nicht merkwürdig an. Im Gegenteil, es fühlte sich vollkommen richtig an. Ich konnte nicht davon ablassen, Ralph anzustarren. Ich war überwältigt von seiner Gegenwart. Mich dürstete nach ihm. „Du bist ja ganz was Feines.“
„Was?“ Patsy hatte nichts als Misstrauen in der Stimme. Ich hüstelte. „Wein. Ich habe nur gefragt, ob ich etwas Wein haben könnte.“
„Genug von diesem Unsinn. Hier im Haus gibt es keinen Alkohol. Ralph, geh und mach ihr etwas Tee. Und lass dir Zeit dabei.“
„Och“, jammerte ich. Ich wollte nicht, dass Ralph mich allein ließ. Nie wieder. Ich wurde so heftig von ihm angezogen, das war irgendwie außerweltlich. Dieser Drache hatte mich geküsst. Nun besaß ich eine Art Seelenverwandtschaft mit dem Feuer, der Leidenschaft.
Ralph schien mich ebenfalls nicht gern allein lassen zu wollen, aber andererseits konnte er natürlich seiner Königin nicht den Befehl verweigern. Er ergriff meine Hand und küsste sie, dann verschwand er, um ihren Wunsch zu erfüllen.
Mürrisch sah ich Patsy an. Dann wanderte mein Blick hinab zu ihrem
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