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Broken Lands

Broken Lands

Titel: Broken Lands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Milford
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Ende war, saßen sie noch lange in der Dunkelheit beisammen, ihre Hand immer noch in seiner, und starrten forschend in den Himmel, als ob es dort noch etwas anderes zu sehen gäbe als den sich auflösenden Rauch von Liaos grandiosem Finale.
    Jin hatte die gesamte Stunde der Vorführung, von der sie sich inneren Frieden und ein leichteres Herz versprochen hatte, in einem Zustand größter Verwirrung verbracht, der ihren Magen zu einem Knoten verkrampfte. Sie hätte sich so gerne unter Sams Arm hindurchgeschoben und ihren Kopf an seine Schulter gelegt, wie an jenem Abend, an dem sie am Strand getanzt hatten. Aber in ein paar Tagen würde sie die Stadt verlassen – vorausgesetzt, sie würden den morgigen Tag überleben. Und es war sechs Jahre her, seit sie zuletzt geküsst worden war, und die Erinnerungen an diese Küsse mussten tief vergraben bleiben, denn keine einzige davon war gut. Irgendwie stolperte sie immer in Situationen, in die kein normales Mädchen geraten würde, und wenn Sam nur ein einziges Mal auf falsche Gedanken kommen und denken würde, nur weil sie allein an diesem einsamen Strand waren und sie sich gehen ließ …
    «Warum machst du dich plötzlich so steif?», fragte er. Instinktiv wollte sie ihre Hand wegziehen, aber er hielt sie fest. «Jin, warte. Bleib einfach bei mir sitzen.»
    «Warum bist du hier?», flüsterte sie. «Warum bin ich hier?»
    «Ich weiß nicht, warum du hier bist», sagte er freimütig, «aber ich bin froh, dass du’s bist. Ich denke, wir sind Freunde, und vielleicht sollten wir uns um den Rest nicht so viele Gedanken machen.»
    «Freunde halten nicht Händchen.»
    «Nun ja, vielleicht nicht alle. Ich habe Freunde, mit denen ich auf gar keinen Fall Händchen halten möchte.»
    Gegen ihren Willen musste Jin lachen.
    «Ich weiß nicht, was ich dir sagen soll», gestand Sam schließlich. «Ich weiß nicht, was genau dir Kummer macht … aber es ist spät, und wir haben morgen einen langen Tag vor uns. Komm.» Er stand auf und zog sie hoch, und in der Sekunde, in der sie auf den Füßen stand, küsste er sie. Sie brach in Tränen aus, stieß ihn weg, kletterte über das Treibholz und hastete den Strand entlang auf die Anleger und das Hotel zu. Ihre Füße tapsten ungeschickt über den Sand.
    Er folgte ihr und erwischte sie gerade, als sie den Kiesweg zu den Ställen erreichte, packte sie am Arm und zwang sie, stehen zu bleiben. «Du weißt doch, dass du dort nicht hingehen darfst.»
    Sie schüttelte seine Hand ab und taumelte auf den Wagen zu. Aber bevor sie die Tür erreichte, geschah zweierlei: Onkel Liao trat auf die oberste Stufe und von der anderen Seite des Kieswegs erklang eine Stimme.
    «Na, wenn das nicht ein glücklicher Zufall ist.» Jin drehte sich um und sah den rothaarigen Mann in dem weißen Anzug auf sich zukommen. «Und ich dachte schon, dass wir euch aus eurem Versteck treiben müssten.»
    Sam kam schlitternd zum Stehen, als der Mann auf den Wagen zuschlenderte. Er schaute sich hastig um, aber der Zweite, der Kahlkopf in dem langen Filzmantel, war nirgends zu sehen.
    Liao nahm Jin am Arm und zog sie hinter sich in den Wagen. Dann verschränkte er die Arme vor dem Körper und betrachtete den Rothaarigen. «Wir wurden einander noch nicht vorgestellt.»
    Der rothaarige Mann vollführte eine kleine, sarkastisch anmutende Verbeugung. «Man nennt mich Walker. Früher kannte man mich auch unter dem Namen Rotschwäre. Ich suche die Dienste eines Flammenmeisters.»
    «Lass meine Nichte und den Jungen gehen, dann werden wir die Angelegenheit in Ruhe besprechen.»
    Walker grinste und entblößte zu Sams Schrecken zwei Doppelreihen spitzer Zähne. «Nein, ich denke nicht.»
    Liao grinste ebenfalls. «Sie sind ein Fuchs, Mr. Walker, der vor dem Tiger durch den Dschungel schleicht und glaubt, dass die Tiere vor ihm fliehen und nicht vor der größeren Gefahr, die ihm folgt. Ich lasse mich von Füchsen nicht herumkommandieren.»
    Walker versteifte sich. Liaos Grinsen wurde breiter, als ob auch er Reißzähne fletschen würde. «Und im Übrigen auch nicht von Tigern», setzte er hinzu, «aber das soll nicht Ihre Sorge sein.»
    «Alter Mann», sagte Walker kalt. «Diesen Kampf wollen Sie doch gar nicht.»
    Sams Herz verwandelte sich in eine Buschtrommel. Gleich würde etwas Schlimmes passieren. Wenn Walker der Killer war, der für die beiden zerfetzten Leichen verantwortlich war, hatte Liao – egal, wie flink er mit seiner Zunge war – keine Chance gegen ihn.
    Er schaute an

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