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Broken Lands

Broken Lands

Titel: Broken Lands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Milford
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wissen: warum er spielt, woher er seine Selbstsicherheit nimmt und was ihn an sich selbst zweifeln lässt. Dann wählst du das Spiel aus, basierend darauf, wie er glaubt, dich besiegen zu können.»
    Sam merkte, dass er nickte. Er hatte seine Methode, wie er an die Spiellogik seiner Kontrahenten heranging, noch nie in Worte gefasst, aber Tesserian hatte die Sache recht anschaulich erklärt. «Und wie ist es bei Walker?»
    «Er spielt, weil das Gewinnen ihn zwischen dem Morden bei Laune hält. Es erinnert ihn daran, dass er stets mächtiger ist als man selbst, auch wenn er einen nicht töten kann. Oder, wie er es ausdrücken würde, wenn er sich entschließt , einen nicht zu töten. Und mit ‹einen› meine ich …» Tesserian machte eine Armbewegung, als wolle er die Culver Plaza umfassen, Coney Island, Long Island und die ganze Welt.
    «Woraus er sein Selbstbewusstsein bezieht? Er ist ein Raubtier, und er ist den meisten, denen er begegnet, haushoch überlegen. Und was ihn an sich selbst zweifeln lässt – tja, Junge, da liegt die Herausforderung. Aber das kann man nicht mit Poker herausfinden oder mit Monte oder irgendeinem anderen Spiel, das du je gespielt hast. Er ist alt. Uralt. Er hatte viel Zeit, alle Spiele dieser Welt zu perfektionieren.»
    «Ich kenne jede Menge Spiele. Ich habe in den Mietskasernen gespielt; ich habe mit Männern von überallher gespielt. Ich kenne vielleicht Sachen, von denen er noch nie gehört hat.»
    «Du missverstehst mich, Sam. Wenn ich sage, er ist alt, dann meine ich damit, dass er jedes Spiel kennt, das die Menschheit je erfunden hat.»
    Sam zerbrach sich den Kopf, um die kuriosesten Spiele zu benennen, die er kannte. «Was ist mit Elfern? Harjan? Einwerfen? Oder Styrivolt. Talonmarias. Tressette.»
    «Also bitte. Jeder Spieler, der schon einmal in Italien war, kennt Tressette, und Einwerfen und Styrivolt kann man nicht einmal zu zweit spielen.» Tesserian nahm den Hut ab und kratzte sich am Kopf. «Talonmarias übrigens auch nicht. Ich sage dir, mit keinem der Spiele, die du im Augenblick kennst, hast du auch nur den Hauch einer Chance gegen ihn.»
    «Ich …» Sam stockte. «Die ich im Augenblick kenne?»
    Der Spieler nickte. «Was uns zu der einzigen Möglichkeit bringt, die mir einfällt, wie man Rotschwäre vielleicht an sich selbst zweifeln lassen kann. Du musst ihn zu einem Spiel herausfordern, das du überhaupt nicht kennen dürftest.»
    «Ich dachte, Sie sagten …»
    «Ich sagte, er kennt jedes Spiel, das die Menschheit je er funden hat. Und noch jede Menge anderer. Die Sache mit diesen anderen Spielen ist die» – Tesserian streckte den Arm aus und tippte Sam gegen die Brust –, «dass du von ihnen nichts wissen dürftest.»
    «Aber Sie kennen sie?»
    «Jawohl.» Tesserian stützte wieder die Ellbogen auf den Tisch. Seine Augen funkelten. «Und ich bin mir ziemlich sicher, dass er gehörig ins Schleudern kommt, wenn du zu ihm hingehst und ihn zu einem Spiel herausforderst, das ich dir gleich beibringen werde. Es könnte dir genügend Vorteil verschaffen, nicht sofort zu verlieren.»
    Das klang nicht gerade berauschend, aber es musste wohl genügen. «Ich bin ganz Ohr.»
    «Das Spiel heißt Santine. Es wird hiermit gespielt.»
    Tesserian stellte ein schmales Holzkästchen mit einem Horngriff auf den Tisch und öffnete es. Sam erkannte sofort, was es war – die Ausrüstung eines Spielers, ganz ähnlich seiner eigenen. In seinem Kästchen befanden sich ein paar Kartenspiele (ein italienisches mit vierundvierzig Karten, das seinem Vater gehört hatte, ein abgenutztes Spiel mit zweiundfünfzig Karten und noch zwei weitere – ein gewöhnliches und ein anderes, behutsam markiertes für ein KöderSpiel, die beide noch in ihrer Verpackung lagen), ein paar Würfel, ein Stück grüner Filz mit einem Spielplan für Faro auf der einen Seite und Craps auf der anderen.
    Tesserians Ausrüstung dagegen … ja, gab es so etwas überhaupt? Sam erkannte nicht einmal die Hälfte der Gegenstände in dem Kasten. Natürlich gab es Karten und Würfel und Filz. Dann lagen da noch kleine Rechtecke aus Elfenbein oder Knochen, wie Domino-oder chinesische Spielsteine, eine Reihe Münzen, wie er sie noch nie gesehen hatte, und andere Dinge, die ihm gänzlich fremd waren.
    Tesserian nahm ein Kartenspiel aus dem Kästchen und reichte es Sam.
    Die Karten waren alt und dick, lagen gut in der Hand, und die Kanten waren von den Fingern, durch die sie viele Jahre gegangen waren, weich und glatt

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