Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Broken Lands

Broken Lands

Titel: Broken Lands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Milford
Vom Netzwerk:
winziges, schattenhaftes Lächeln zu und verschwand dann in der wogenden Menge auf der Plaza. Als er ihren Hut nicht mehr sehen konnte, kehrte er zu seinem Platz zurück, wo Ilana Ponzi immer noch saß, Henkelmann und Kartenkasten in den Händen und ein breites Grinsen auf dem Gesicht. «Was ist?», fuhr er sie an.
    «Wer ist denn das?», säuselte Ilana mit piepsiger Kleinmädchenstimme.
    «Ilana, fang nicht so an, oder ich verrate deiner Mutter, dass ich gesehen habe, wie du den Zeitungsjungen geküsst hast.»
    Ilana stieß ein empörtes Quieken aus. «Das habe ich niemals … na ja.» Sie schlenkerte den Henkelmann hin und her und schien nachzudenken. «Vielleicht hast du recht. Vielleicht habe ich ja tatsächlich einen Freund. Und vielleicht hat Mama das Essen für ihn eingepackt.»
    «He, warte mal …»
    «Wie schade! Und es war so ein gutes Essen!» Lachend sprang Ilana Ponzi davon und wirbelte den Henkelmann durch die Luft wie ein Mädchen auf dem Weg zu einem Picknick.
    «Was ist das zwischen dir und Christophel? Alles in allem scheint er doch ein Kerl von unserem Schlag zu sein, oder nicht?»
    Walker zögerte mit der Antwort, weil die offene Kutsche, in der sie beide nach Coney Island zurückfuhren, gerade durch ein besonders tückisches Schlagloch rumpelte. «Es gibt», sagte er vorsichtig, «einiges, was du nicht weißt, Bones. Ich sage das voller Respekt für dich und dein Alter und die Weisheit, die du in dir trägst. Aber …» Er warf einen bedeutungsvollen Blick auf die Reisetasche, die zu ihren Füßen stand.
    Die Muschelaugen glitzerten. «Es gibt Lücken. Ja, ich weiß.»
    Walker nickte. «Lücken. Genau. Wie gut weißt du über Springer Bescheid?»
    «Nur, was man sich so erzählt. Ich bin noch nie zuvor einem begegnet.»
    Walker seufzte. «Springer machen mich nervös, das muss ich zugeben. Das liegt zum Teil daran, dass sie nicht Partei ergreifen. Es ist mir egal, ob man für etwas ist oder dagegen, aber ich habe am liebsten mit Leuten zu tun, die sich entscheiden können. Die eine bestimmte Überzeugung haben. Ich will wissen, wo sie stehen.»
    «Aber was kümmert’s dich, solange Christophel das tut, was du willst?»
    «Nun, da gibt es noch diese andere Sache», fuhr Walker fort. Er zog eine Zigarre aus seiner Tasche und zündete sie an. «Es liegt daran, wie sie sehen und denken. Sie sind weitsichtig; die Zeit nehmen sie anders wahr. Selbst wenn sie tun, was man von ihnen verlangt, kann man unmöglich wissen, warum sie es tun. Du kannst nie sicher sein, ob sie dir wirklich helfen wollen, ob sie gemeinsame Sache mit dir machen, oder ob sie nur mitspielen, um dich in eine für dich unvorhersehbare Falle zu locken oder deine Pläne in zehn oder zwanzig Jahren zu boykottieren. Man kann sie nicht beurteilen. Es ist so, als würde man versuchen herauszufinden, was eine Katze denkt, wenn sie einen anschaut.» Er verstummte kurz und zog an seiner Zigarre. «Und ich habe gehört, dass …»
    Er zögerte. Bones wartete, während Walker rauchte und seine Gedanken ordnete.
    «Ich habe gehört, dass sie … manchmal Fehler machen», sagte Walker langsam. «Wegen der Art, wie sie sehen, der Art, wie sie sich erinnern, wegen der Art, wie sie die Zeit wahrnehmen. Ich habe gehört, dass sie manchmal durcheinanderkommen. Ich habe immer gedacht, dass dies der Grund sei, warum sie keinen Zauber wirken dürfen.»
    «Man erzählt sich, dass sie dieses Recht aufgaben, vor langer, langer Zeit, in den frühen Tagen, als sie sich weigerten, sich für eine Seite zu entscheiden.»
    «Das erzählt man sich, aber ich glaube, es hat weniger etwas mit einer Bestrafung für ihre Unentschlossenheit zu tun als viel mehr mit praktischer Überlegung. Wenn es stimmt, dass sie manchmal Dinge durcheinanderbringen, dann wäre es nur gut, wenn ihnen die Zauberei verboten bliebe, weil sie dann … weniger Schaden anrichten können.»
    Er starrte auf die Zigarre zwischen seinen Fingern. «Aber Doc Blutkopf scheint eine Möglichkeit gefunden zu haben, dieses Verbot zu umgehen.» Er ließ den Zigarrenstummel auf den Boden der Kutsche fallen und zertrat ihn mit einem Ausdruck des Abscheus unter seinem Absatz. «Ich bin einfach bloß der Meinung, dass es eine durch und durch dumme Idee ist, sich mit einem Springer einzulassen. Aber wir haben keine andere Wahl, also reden wir nicht mehr davon. Jacta alea est . Geworfen ist der Würfel. Aber wir sollten die Daumen drücken.» Er grinste. «Wenigstens sind wir jetzt an einem Ort, an dem ich

Weitere Kostenlose Bücher