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Broken Lands

Broken Lands

Titel: Broken Lands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Milford
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sie wäre beinahe umgekippt. «Mr. Mapp! Ich hatte eine Tasche bei mir! Ist sie …?»
    «Immer mit der Ruhe, junge Dame», befahl Mapp. «Deine Sachen sind alle da, hinter der Bar.»
    «Oh, Gott sei Dank.» Sie ließ sich wieder zu ihrem Stuhl führen, während Sam davoneilte, um ihre Tasche zu holen.
    Liao riss sie ihm aus der Hand. «Und was genau hat dich eigentlich in diesen Höllenschlund von einem Stadtviertel geführt, Xiao Jin? Das möchte ich doch zu gerne wissen. Und warum hast du nicht wenigstens den Laowai mitgenommen? Er hat doch sowieso nichts Besseres zu tun.»
    «He!», protestierte Mr. Burns, aber es klang nicht sehr überzeugend.
    «Wollen Sie etwa widersprechen?», fuhr Liao ihn an. «Hätten Sie etwa abgelehnt, wenn Jin sie gebeten hätte? Hätten Sie gesagt, Sie hätten etwas anderes zu tun und könnten nicht auf sie aufpassen und dafür sorgen, dass niemand sie umbringt?» Burns machte den Mund auf, überlegte es sich aber dann anders. Liao holte tief Atem und wandte sich wieder an Jin. Er hielt die Tasche wie ein Beweisstück der Anklage in die Höhe. «Was für eine Katze versteckt sich in diesem Sack?»
    «Atlantis. Aber anders, als wir es bisher gemacht haben.» Trotz allem musste Jin lächeln. Sie lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. «Das heißt, wenn wir rechtzeitig zurückkommen, sodass ich alles für heute Abend vorbereiten kann.»
    Liao gab sich alle Mühe, seine missbilligende Miete aufrechtzuerhalten, aber ohne Erfolg. Er lächelte widerstrebend. «Gesprochen wie eine wahre Daoyao ren .» Er schaute zu Mr. Burns. «Unsere Jin hat ein Herz aus Zinnober», sagte er. «Es ist viel zu tapfer.» Er gab Jin ihre Tasche zurück. «Kleine Schlucke, hörst du? Dann werden wir an die Arbeit gehen, damit du dein Atlantis erbauen kannst.»
    Das Flüsschen, das Coney Island im Norden begrenzte und es vom Rest von Gravesend trennte, wies zu beiden Seiten breite, unbebaute Uferbänke auf, wo hohe Bäume ihre Äste und Zweige weit überhängen ließen und das Unkraut ungehindert in die Höhe schoss. Die Gegend lag keine Viertelmeile von der Zivilisation entfernt, aber einige Flecken entlang dieses Flusses wirkten wie eine unberührte Wildnis. Auf einem dieser Flecken mit sumpfigem Untergrund stand Bones am Hang der Uferböschung, während etwas unterhalb Walker sich bis auf die Hose entkleidete und das Blut von seinen Armen abwusch.
    Was früher Sommersprossen gewesen waren, hatte sich in tiefschwarze Tintenflecken verwandelt, verbunden durch bösartige rote Linien, erhaben wie Kratzer oder Quaddeln. Auch auf seinem Rücken befand sich dieses Netz aus ineinander verschlungenen Erhebungen. Wenn sie nicht so geometrisch angeordnet gewesen wären, hätte man sie für Peitschenstriemen halten können.
    Walkers Gesicht, das sich im rot gefärbten Wasser spiegelte, war völlig entstellt. Auch dort hatten sich die Sommersprossen schwarz verfärbt und bildeten ein gezacktes Muster um seine Augen und seine Nase, zusammengehalten von diesen geschwollenen Linien. Seine rot geränderten Augen brannten, aber er lächelte.
    «Das», sagte er fröhlich und schabte sich den blutigen Matsch von den Fingernägeln, «hat Spaß gemacht.»
    «Das», ließ sich Bones vernehmen, «war wohl ein bisschen übertrieben.»
    «Nicht, wenn man die Leute zum Reden bringen will», widersprach Walker. Er tauchte den Kopf unter Wasser und riss ihn wieder heraus, schüttelte die Tropfen ab und kämmte sich mit den Fingern das Haar zurück. «Hast du eine Ahnung, wie viele Leichen überall herumliegen und nur darauf warten, gefunden zu werden? Es macht doch keinen Sinn, wenn unsere Arbeit mit der anderer verwechselt wird.»
    «Du bist der Experte.» Bones hielt Walker Hemd und Jackett hin. «Und was jetzt? Können wir die Erschaffung der Hölle wenigstens so lange unterbrechen, bis wir anständig gegessen haben? Danach kannst du von mir aus mit deinem Gemetzel weitermachen.»
    «Essen?» Walker lachte. «Wie kannst du jetzt hungrig sein?»
    «Wir haben heute noch nichts gegessen. Ich habe nicht viele Bedürfnisse, aber Hunger ist eins von ihnen. Sehen wir zu, dass wir irgendwo ein Steak zwischen die Zähne bekommen.»
    «Wie du willst.» Walkers rote Striemen verblassten jetzt, und die Tintenspritzer auf seinem Gesicht hatten auch wieder ihre ursprüngliche Farbe angenommen.
    «Keinen Hunger?», fragte Bones trocken.
    Zur Antwort rückte Walker lediglich den Knoten seiner Krawatte zurecht, strich die Kragenenden seines Hemdes glatt

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