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Broken Lands

Broken Lands

Titel: Broken Lands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Milford
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Frage. Sam hatte keine Ahnung, was er machen konnte. Einen Moment lang zuckte die Vision eines Aufruhrs auf der Culver Plaza durch seine Gedanken – ein Aufbegehren all seiner Freunde und Bekannten –, aber das war ebenso sinnlos wie unwahrscheinlich. Er war zwar von hier, aber er war noch ein halbes Kind, und bislang hatte er noch nicht einmal die regelmäßige Gebühr zahlen müssen, damit man ihn hier spielen ließ. Bis er mit barer Münze zu jemandes Unterhalt beitrug, hatte er kein Recht, von irgendjemandem Schutz zu erwarten. Außerdem hatte der Kartenhai bestimmt genug Scheine dabei, um ein Schmiergeld zu zahlen, wenn die Gesetzeshüter auftauchten. Also war es auch sinnlos, die Polizei zu rufen.
    Egal, was Sam tat, er würde entweder sein Gesicht oder sein Geld verlieren – wahrscheinlich beides. Er seufzte. «Es war eine feine Sache, solange es gut ging. Ich muss mir einfach einen anderen Platz suchen.»
    «Sam.» Oliver nickte in die entgegengesetzte Richtung, weg vom Wasser. Sam drehte sich um und zwang sich, das Grinsen, das sich auf seinem Gesicht ausbreitete, ein wenig zu dämpfen. Jin kam quer über die Plaza auf ihn zu.
    Er wandte sich zu Oliver und knuffte ihn in den Arm. «Hör auf, Sie anzustarren, du Idiot.»
    «Das ist ein Mädchen, richtig? Sie kommt hierher.»
    «Ich weiß, du Blödmann. Hör auf, so zu starren.»
    «Ich kann nicht anders», sagte der Barkeeper hilflos.
    Sam funkelte ihn an. «Versuch’s einfach.» Dann winkte er der näher kommenden Gestalt zu. «Guten Morgen», rief er. «Komm, trink einen Kaffee.»
    «Guten Morgen.» Jin schaute auf seine Hand, als er ihr einen Hocker herbeizog. «Wie geht es deinen Fingern?»
    Sie brannten wie Feuer, und er war sich nicht sicher gewesen, wie er es schaffen sollte, die Karten zu mischen, geschweige denn, sie auszuteilen. Aber das würde er ganz gewiss nicht zugeben.
    «Es geht so», sagte er und hielt ihr die Hand hin. «Das Zeug von deinem Onkel wirkt ziemlich gut.»
    Sie nahm seine Hand in ihre beiden Hände und untersuchte die Blasen an den Fingerspitzen. «Die sehen ja schlimm aus», sagte sie, und ihr Ton machte deutlich, dass jede gespielte Tapferkeit bei ihr vergebliche Liebesmüh war.
    Hinter der Bar hüstelte Oliver. Sam warf ihm einen dankbaren Blick zu. «Jin, das ist mein Freund Oliver. Oliver, das ist Jin.»
    Oliver nickte. «Nett, dich kennenzulernen. Wie trinkt deine Freundin ihren Kaffee, Sam? Oder …» Er runzelte die Stirn und kratzte sich am Kopf. Offensichtlich versuchte er sich zu erinnern, was er über Chinesen wusste. Jins Gesicht nahm einen wachsamen Ausdruck an. «Oder möchtest du lieber Tee?», fragte er schließlich etwas unsicher.
    Jin neigte den Kopf und schenkte ihm ein zögerndes Lächeln. Sie entspannte sich wieder. «Ich trinke lieber Kaffee, wenn es keine Mühe macht. Aber … danke schön. Einfach nur schwarzen Kaffee.»
    «Etwas zu essen? Wir haben Gebäck, oder ich kann eine Kleinigkeit in die Pfanne hauen.»
    «Das Gebäck ist lecker», mischte sich Sam ein. «Oliver macht es selbst.»
    «Dann werde ich das probieren. Danke.»
    Oliver verschwand in der Küche. Jin nahm ihren Hut ab und ließ ihren langen Pferdeschwanz über die Schulter fallen. Dann stellte sie den Rucksack auf den Boden, setzte sich auf einen Hocker und drehte sich zur Culver Plaza und zum Strand um. «Das ist sehr schön.»
    «Am Morgen ziemlich nett, was?» Am Morgen , damit meinte Sam: ohne dass aufdringliche Jungen dich beschimpfen oder zerfetzte Leichen unter Hecken auftauchen oder unheimliche Gestalten die Stadt unterwerfen wollen .
    «Mmm.» Sie faltete züchtig die Hände, während Oliver eine leere Tasse samt Untertasse vor sie hinstellte. Sam starrte ihn an. Er hatte Jins Kaffee tatsächlich in eine Kanne gefüllt und goss ihr nun ein wie ein richtiger Kellner. Dann präsentierte er ihr einen Teller mit Brötchen und Keksen und Küchlein, in ungeschickt kunstvoller Weise arrangiert. Und zu allem Überfluss – Sam blieb der Mund offen stehen – stellte er auch noch ein Set kleiner Schälchen mit Butter, Honig und roter Marmelade vor sie hin, zusammen mit einem kleinen silbernen Buttermesser und einem Kaffeelöffel auf einer – nicht zu glauben! – gefalteten Leinenserviette.
    «Was ist?», fragte Oliver.
    «Ich wusste gar nicht, dass du Silberbesteck hast», bemerkte Sam.
    Statt einer Antwort zog Oliver die Nase hoch und legte eine zierliche silberne Zange in eine Dose mit Zuckerstückchen. «Das hole ich für Heiden

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