Broken Lands
gewesen waren, verstummten und erhoben sich. «Ihr habt eine Botschaft für mich?» Die Frau war wunderschön und schlank, und sie trug das rötlich blonde Haar zu einer komplizierten Lockenfrisur aufgesteckt. «Bitte setzt euch doch», sagte sie. «Ihr seht aus, als hättet ihr einen harten Tag hinter euch.»
Also, das war eine Überraschung. Was immer sie erwartet hatte, Jin hätte nicht gedacht, dass man sie als Gäste behandeln würde. Sie schlurfte hinter Sam her, der den kostbar eingerichteten Raum durchquerte und zu dem Sofa ging, wo die beiden gesessen hatten.
«Ich glaube», sagte Sam zögernd und entschuldigend, «dass wir Ihnen die Botschaft allein übergeben sollen. Und wir müssen uns beeilen.»
«Ihr sagt, dass ihr im Namen der Stadt kommt.» Arabella van Cortelen ließ sich wieder graziös auf ihren Platz sinken. «Mr. Sawyer spricht ebenso für die Stadt wie ich. Möglicherweise wollt ihr mir dieselbe Warnung überbringen wie er.»
Sawyer. Der Name war ihr gleich bekannt vorgekommen, und jetzt erinnerte sich Jin daran, wo sie ihn gehört hatte. «Mr. Hawks erwähnte einen Mann namens Sawyer, nicht wahr?»
Sam zog Hawks’ Umschläge aus seiner Tasche. Er reichte einen der jungen Frau und warf dann dem blonden Mann einen Blick zu. «Ich habe auch einen für Sie. Zu Ihnen wäre ich als Nächstes gefahren.»
Sawyer beugte sich vor, um den Brief in Empfang zu nehmen. «Ihr kommt von Hawks. Hat sich ja verdammt viel Zeit gelassen. Er meinte, er würde sie als Allererstes vor Jacks Leuten warnen, und jetzt kommt er erst am nächsten Tag damit an …»
Jin zuckte bei der Erwähnung des Namens zusammen, und sie fühlte, wie Sam neben ihr sich ein leichtes Schaudern nicht verkneifen konnte.
Miss van Cortelen legte eine Hand auf Sawyers Arm und brachte ihn zum Schweigen. «Ihr sagtet, wir müssten uns beeilen», wandte sie sich an Sam. «Ihr könnt unbesorgt in Mr. Sawyers Gegenwart sprechen. Er sah Jacks Kreaturen gestern Nacht mit eigenen Augen.»
«Sie kommen hierher», platzte Jin hervor. «Sie sind schon auf dem Weg, und jedes Mal, wenn Sie seinen Namen sagen, helfen Sie ihnen, Sie zu finden.»
«Das stimmt», sagte Sam rasch. «Sie sind auf dem Weg hierher. Wir sind ihnen ein Stück voraus, aber sie haben Ihre Spur, von Ihnen allen, weil jemand es hört , wenn man über … ihn spricht. Sie haben diese Leute umgebracht, nur damit sein Name genannt wird, und Sie haben ihn heute ausgesprochen, und jetzt wissen sie, wo Sie sind.»
Sawyer wurde blass. «Oh, gütiger Gott …»
Arabella van Cortelen warf ihm einen scharfen Blick zu. «Damit ist das Rätsel, warum Hawks dir verboten hat, zu mir zu kommen, wohl gelöst.»
«Sie müssen beide aus diesem Haus verschwinden», beharrte Jin. «Hören Sie uns überhaupt zu? Sie kommen, und zwar jetzt !»
«Ich weiß, wo wir hingehen können», sagte Sawyer.
Die junge Frau schüttelte den Kopf. «Nein. Man darf uns nicht zusammen finden. Du hättest überhaupt nicht herkommen dürfen.»
«Nehmen Sie unsere Kutsche», schlug Sam vor. «Wir finden schon eine Möglichkeit, nach Hause zu gelangen.»
«Nein.» Arabella faltete den Brief zusammen. «Susannah?»
Das Hausmädchen trat vor. Jin hatte völlig vergessen, dass sie noch im Raum war.
«Nimm das», sagte Arabella und reichte ihr den Brief. «Fahr mit diesen beiden zu Hawks und sage ihm, dass wir in Sicherheit sind. Der Brief beweist, dass du von mir kommst.»
Dann stand sie auf und umarmte das Mädchen fest. Jin war überrascht, beide weinen zu sehen.
«Danke», flüsterte Susannah.
«Es ist mir eine Ehre», flüsterte Arabella. «Und jetzt los. Mach dich auf den Weg.» Sie schaute zu Sawyer. «Und du auch, sobald sie fort sind.»
Susannah wischte sich über die Augen und rannte ins Foyer, gefolgt von Sam und Jin. Jin warf einen letzten Blick aus dem Salonfenster, als sie den Raum verließ, und sah gerade noch, wie der Vierspänner vor dem Haus hinter Hawks kleiner Kutsche anhielt.
«Stopp!», schrie Jin und packte Susannah am Handgelenk, als sie gerade die Haustür öffnen wollte. «Sie sind hier!»
Susannah machte ein erschrockenes Gesicht und drehte sich um. «In den Keller.»
Sie hörten, wie Arabella van Cortelen Sawyer eilig den Weg zum Dienstboteneingang wies.
«Wir können sie doch nicht allein lassen», protestierte Jin, als ein höfliches Klopfen an der Haustür ertönte.
«Wir müssen», warf das andere Mädchen über die Schulter, während sie ein Esszimmer durchquerten und in
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