Broken Lands
eine Küche kamen.
«Aber sollten wir … sollten wir nicht etwas tun? Sie beschützen zum Beispiel?»
«Womit denn?», fragte Sam, bemüht, nicht allzu grob zu klingen. «Hast du zufällig Sprengstoff bei dir?»
«Nein, aber … sollten wir ihnen nicht helfen, sich zu verstecken?»
«Nein.» Das Hausmädchen umrundete einen riesigen Arbeitstisch und öffnete eine Tür neben dem Ofen. «Und hoffen wir, dass Miss Arabella Sawyer dazu überreden kann, sie zu verlassen, ohne den Helden zu spielen. Er müsste dicht hinter uns sein, wenn er das Haus durch den Dienstboteneingang verlassen will.»
Das nächste Klopfen an der Haustür war viel lauter, so laut, dass es selbst noch in der Küche zu hören war. Sam zögerte. Es kam ihm falsch vor, die beiden im Stich zu lassen, wo so viel davon abhing, dass sie Jacks Männern entkamen.
Dann war von der Vorderfront des Hauses ein ohrenbetäubendes Krachen und Splittern zu hören: Die Eingangstür war mit einem unvorstellbar kräftigen Hieb eingeschlagen worden.
Mit einem erstickten Schluchzen raffte Susannah ihre Röcke und sprang in den Keller.
Es blieb keine Zeit mehr; sie mussten darauf vertrauen, dass Arabella gewusst hatte, was sie tat, als sie sie wegschickte. Sam packte Jin am Arm und schob sie Susannah hinterher. Dann folgte er selbst und zog die Tür hinter sich zu.
Am Fuß der Treppe gelangten sie in einen Raum, vollgestellt mit Fässern und Flaschen mit Wein und Likör. «Hier entlang», wisperte Susannah. «Seht zu, dass ihr nichts herunterwerft.» Dann zwängte sie sich seitlich zwischen ein Regal und die Wand dahinter und verschwand. Jin folgte ihr.
Irgendwo oben schrillten Stimmen. Sam schluckte und versuchte nicht darüber nachzudenken, ob es nicht eher Schreie als laute Rufe waren, und folgte den beiden Mädchen.
Hintereinander schoben sie sich zwischen den Regalen hindurch, bis erst Susannah und dann auch Jin wieder verschwanden. Gleich darauf, kurz bevor er die hintere Abschlusswand des Kellers erreichte, kam Sam an einen schmalen Durchgang aus Backstein, der gerade hoch genug war, dass man aufrecht darin stehen konnte. Er ging um die Ecke darauf zu. Dort standen die beiden Mädchen und unterhielten sich flüsternd miteinander, und als sie weitergingen, zog Jin ihr Feuerzeug heraus und leuchtete ihnen den Weg.
Sie folgten dem Gang, bis sie ein paar unebene Steinstufen erreichten, die nach unten führten, immer weiter nach unten, bis zu einem Haufen aus Schotter und Steinen, der so aussah, als sei ein Tunnel eingestürzt. «Was ist passiert?», fragte Sam. «Sitzen wir in der Falle?»
«Hinter dir», antwortete Susannah. «Unter der Treppe.»
Es war in dem flackernden Licht fast nicht zu sehen, bloß ein weiterer tiefer Schatten an einem dunklen Ort. Susannah schob die anderen beiden beiseite, bückte sich und kletterte hinunter in ein kleines Loch. «Da ist eine Leiter», sagte sie. «Ihr müsst mit den Füßen danach tasten.» Und dann war sie weg.
Sam drehte sich zu Jin um, die hinter ihm stand, das Buch fest an die Brust gedrückt. Die winzige Flamme ihres Feuerzeugs flackerte im Rhythmus ihres Atems hin und her. «Du zuerst.»
«Ich weiß überhaupt nicht mehr, was wir eigentlich machen», murmelte sie. Sie löschte das Licht, steckte das Feuerzeug ein und kletterte steif in das Loch.
Als Sam den Fuß der Leiter erreichte, hatte er das Gefühl, dass die Temperatur um mindestens zehn Grad gestiegen war. Ein paar Meter weiter flackerte ein Licht auf. Susannah reichte Jin eine Laterne und zündete eine zweite für sich selbst an. Sie konnten nun sehen, dass sie sich in einem zylindrisch angelegten Raum befanden, mit roten Backsteinwänden und einem Lehmboden, der in gleichmäßigen Abständen gerippt war.
«Wo sind wir?», wollte Sam im Flüsterton wissen.
«Arabellas Vater wollte eine Untergrundbahn bauen, aber er bekam keine Lizenz, und deshalb wurde dieser Tunnel nur eine Meile lang. Seid vorsichtig», warnte Susannah, als er beinahe der Länge nach hingeschlagen wäre. «Hier lagen früher einmal Bahnschwellen. Lauft in der Mitte, dort ist der Boden eben.»
«Warum ist sie … Miss van Cortelen, meine ich … warum ist sie nicht mitgekommen?», fragte Jin. «Die Laternen … sie muss für diese Art von Notfall vorgesorgt haben.»
«Wir sind nicht hier, um uns zu verstecken», drang Susannahs Stimme zu ihr nach hinten. «Nach etwa einer Meile kommen wir an ein Gitter, durch das wir die Docks in der Fulton Street erreichen.» Sie warf
Weitere Kostenlose Bücher