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Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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der weit in die Bucht hinausragte. Ich lauschte dem Plätschern der Wellen. Seit Crispus mich als seltsamen Kurier bezeichnet hatte, wußte ich, daß er mich trotz seiner Verbindlichkeit für einen Schwachkopf hielt. Solange Vespasian mich weiterbeschäftigte, würde Crispus seine Verachtung auch auf ihn ausdehnen.
    Crispus gegenüber war ich ohnmächtig gewesen. Plötzlich verlor ich allen Glauben an mich. Ich sehnte mich nach einem Menschen, der mich getröstet hätte, aber nun, da Helena sich von mir getrennt hatte, war ich ganz allein.
    Rasche Schritte erklangen auf den Stufen vorm Haus. Crispus kam aus dem Hauptgebäude. Ich konnte ihn sehen, aber nicht einholen, dazu hatte er es zu eilig.
    Ich hätte ihm natürlich nachrufen können. Aber es wäre sinnlos gewesen. Er machte keine Anstalten, in der Kolonnade nach mir zu suchen. Seine Entscheidung war gefallen: Vespasians Brief würde unbeantwortet bleiben. Ich hatte geglaubt, der Mann würde sich von seinem Vorhaben abbringen lassen. Der Bote, der diese heikle Aufgabe zuwege bringen konnte, war jedenfalls nicht ich.
    Ich gebe nicht so leicht auf. Ich nahm die Beine in die Hand und setzte ihm nach.
     
    Im Haus ging inzwischen alles drunter und drüber. Ich fand niemanden, der noch so weit bei Sinnen war, daß er mir hätte sagen können, welchen Weg Crispus genommen habe. Vielleicht wollte er Aemilia Fausta abholen? Ich ging wieder ins Triklinium. Sie war da, aber immer noch allein.
    Diesmal entdeckte sie mich. »Didius Falco!«
    »Mein Fräulein …« Ich stieg über die flach hingestreckten Gestalten etlicher junger Herren, die ihrer aristokratischen Konstitution heute abend entschieden zuviel zugemutet hatten. »Haben Sie Crispus gesehen?«
    »Schon eine ganze Weile nicht mehr«, gestand Fausta mit einem Blick, aus dem deutlich der Argwohn spanischen Tänzerinnen gegenüber sprach. Beim Gedanken an mein eigenes klägliches Versagen empfand ich Mitleid und setzte mich zu ihr. »Sie sehen bedrückt aus, Falco!«
    »So fühle ich mich auch!« Ich stützte die Ellbogen auf und rieb mir die Augen. »Ich habe mir Ruhe verdient. Ich will nach Hause, heim zu einer liebevollen Frau, die mich mit einem Becher Milch ins Bett packt!«
    Fausta lachte. »Muskat oder Zimt? In der Milch, meine ich.«
    Widerstrebend lachte ich mit. »Eher Muskat.«
    »O ja, Zimt wird klumpig, wenn er lange steht …« Wir hatten nichts gemeinsam. Das Geplänkel erstarb.
    »Haben Sie Helena Justina gesehen?« Ich wollte Helena erzählen, was passiert war, und fragen, was sie davon hielt.
    »Oh, Helena ist mit meinem Bruder weggegangen. Es sah mir nicht so aus, als ob Dritte willkommen gewesen wären«, warnte Fausta, als ich wie elektrisiert aufsprang. In meiner Luftröhre saß plötzlich ein Knoten; ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen. Die Schwester des Magistrats lächelte mich so sanft an wie eine hungrige Seeanemone. Und als sei ich eine zappelnde Krabbe. »Helena Justina wird nicht erfreut sein, wenn Sie dazwischen platzen …«
    »Sie ist’s gewohnt. Ich hab mal für sie gearbeitet.«
    »O Falco, nun seien Sie doch nicht so naiv!«
    »Wieso?« würgte ich, immer noch im leichten Plauderton, heraus. »Was hat sie denn für ein Geheimnis?«
    »Sie schläft mit meinem Bruder«, verkündete Fausta triumphierend.
     
    Ich glaubte ihr nicht. Ich kannte Helena besser. Es gab viele Männer, an denen sie Gefallen finden mochte, aber bildschöne, schlanke, blonde, erfolgreiche Magistrate – die ihre Tischdamen bei Festbanketten wie Luft behandelten – waren nicht ihr Typ. Dessen war ich mir sicher.
    In dem Moment betraten Helena und Aemilius Rufus den Raum Und auf einmal glaubte ich es doch.

LV
    Er hatte den Arm um sie gelegt. Entweder mußte Helena aus irgendeinem Grund gestützt werden, oder der Magistrat hielt sie gern im Arm. Ich konnte es ihm nicht verargen; mir ging es mit Helena genauso.
    Als Rufus in seiner safrangelben Festtagsrobe hereingerauscht kam wie ein schillernder Krokus, neigte er sein goldenes Haupt zu ihr hinunter und flüsterte ihr eine Zärtlichkeit ins Ohr. Der einzige Fluchtweg führte dicht an ihnen vorbei; also blieb ich stehen, wo ich stand, und warf trotzig den Kopf zurück. Nun flüsterte Helena Rufus etwas zu; dieser gab mir einen Wink.
    Ich blieb ganz kühl und trat auf sie zu.
    Aemilius Rufus ödete mich mit seinem unbeschwerten, nichtssagenden Lächeln an. Ich machte mir nicht die Mühe, ihm den Mund zu verschandeln. Kein Grund, sich die Knöchel

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