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Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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verkaufen. Allerdings nicht vor Dienstag. Da läuft ein Champion mit Namen Ferox – der lohnt einen kleinen Einsatz, wenn du mich fragst. Meine Mähre und er waren Stallgefährten. Ich habe dem Trainer versprochen, daß mein Klepper auf den Parcours darf; angeblich hat er nämlich ’ne beruhigende Wirkung auf Ferox.«
    »Ach, das alte Ammenmärchen! Also ist dein Pferd auch gemeldet?«
    »Mach keine Witze! Ich nehme an, es wird Ferox bei den Boxen Gesellschaft leisten, bis zum Start. Dann nehme ich meinen Klepper wieder mit.«
    »Ach, laß ihn doch ruhig starten«, ermunterte mich Famia. »Was hast du zu verlieren?«
    Ich beschloß, seinem Rat zu folgen. Vielleicht würde Atius Pertinax auftauchen, um Ferox laufen zu sehen. Wenn auch ich als Eigner im Circus erschien, würde man mir den Zutritt hinter die Kulissen nicht verwehren.
     
    Ich schulterte mein Gepäck und machte mich auf den Heimweg. Ich schleppte das ganze Zeug hinterm Kapitol vorbei, um dem Tempel der Juno Moneta meine Reverenz zu erweisen, der Schutzpatronin des Geldes, das bei mir immer so knapp war. So kam ich beim Starttor des Circus Maximus auf den Aventin; ich hielt inne und dachte flüchtig an Goldschatz, ernsthafter dagegen an Pertinax. Am Haus meiner Schwester Galla machte ich halt, um ein paar Worte mit Larius zu wechseln.
    Ich hatte ganz vergessen, wie wütend meine Schwester über die Zukunftspläne ihres Sohnes sein würde.
    »Du hast versprochen, auf ihn aufzupassen!« empfing sie mich vorwurfsvoll. Nachdem ich ihre Jüngsten abgewimmelt hatte, vier raffinierte Racker, die im Nu spitzkriegten, ob ein Onkel womöglich Geschenke im Rucksack hatte, gab ich Galla einen Kuß.
    »Wofür war der denn?« knurrte sie. »Wenn du was zu essen willst – bei uns gibt’s bloß Kutteln!«
    »Ach, Schwesterherz, ich esse Kutteln für mein Leben gern!« Gelogen, wie meine ganze Familie wußte, aber ich war halb verhungert. Bei Galla gab es tagein, tagaus nichts weiter als Kutteln. In ihrer Straße war ein Stand für Innereien, Schweinefüße und so weiter, und Galla war eine faule Hausfrau, die weite Wege scheute. »Was beschwerst du dich? Dein Sohn ist heil und gesund und hat eine dralle kleine Freundin, die weiß, was sie will – seinen Ruhm als Lebensretter von Schiffbrüchigen nicht zu vergessen!«
    »Aber ein Freskenmaler!« höhnte Galla verächtlich.
    »Warum nicht? Er hat Talent, die Arbeit wird gut bezahlt, und dein Sohn wird bestimmt nicht arbeitslos.«
    »Ich hätte es wissen müssen! Wenn einer dafür sorgen würde, daß der Junge auf dumme Gedanken kommt, dann du! Sein Vater«, klagte meine Schwester spitz, »ist äußerst ungehalten!«
    Ich teilte meiner Schwester mit, was ich vom Vater ihrer Kinder hielt, und sie bemerkte dazu, wenn das meine Meinung sei, dann bräuchte ich nicht auf ihrer Sonnenterrasse rumzusitzen und ihren Kindern das Abendbrot wegzuessen.
    Wieder daheim! Ein unvergleichliches Gefühl. Ich schaufelte die fetttriefenden Innereien in mich hinein und lächelte still.
     
    Larius kam und half mir mein Gepäck heimzuschleppen: Gelegenheit zu einem Gespräch unter vier Augen. »Wie war die Reise, Larius?«
    »Ach, wir sind klargekommen.«
    »Und wie geht es Petronius?«
    »Du kennst ihn ja. Der beklagt sich nicht.«
    Mein Neffe war auffallend einsilbig. »Und du?« bohrte ich weiter. »Wie geht es dir?«
    »Kann auch nicht klagen. Fragst du gar nicht nach deiner Herzensdame?«
    »Sobald ich mich ausgeruht und ein Bad genommen habe, werde ich Helena Justina besuchen. Warum fragst du? Gibt es etwas, was ich wissen sollte, bevor ich sie sehe? Raus damit!«
    Larius zuckte nur die Achseln.
    »Es heißt, Pertinax sei wieder in Rom. Hat das, worüber du offenbar nicht reden willst, mit ihm zu tun?«
    »Onkel Marcus, es ist nichts passiert. Helena Justina hat sich manchmal nicht wohl gefühlt, aber Silvia war ja da. Jeder kann schließlich reisekrank werden …«
    Ich war einmal vierzehnhundert Meilen mit Helena Justina gereist, ohne daß sie auch nur einmal geklagt hätte; ich wußte genau, wie ausdauernd sie war. Was mochte mich wohl zu Hause erwarten? Doch bevor ich mich mit Rätselraten selber ins Bockshorn jagen konnte, schulterte ich meinen Rucksack und stapfte die steile Gasse hinauf, aus der mir schon der altvertraute Geruch von der Brunnenpromenade entgegenwehte.
     
    Nachdem Larius gegangen war, trat ich hinaus auf den Balkon. Unser Block stand auf halber Höhe des Aventin, und sein einzig unbestreitbarer Vorzug war die

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