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Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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lesen, wie das Volk in Misenum und Puteoli alljährlich zusammenströmt, um den eintreffenden Kornschiffen zuzujubeln, dann können Sie lächelnd an ein Kuriosum denken, über das niemand spricht: Unter der Regentschaft der beiden Konsuln, die dieses Jahr das hohe Amt verwalten, segelten die Schiffe aus Alexandria unbemerkt vorbei …«
    »Es ist also vorbei?«
    »Schiffe in der Nacht! Vielleicht kommen noch ein paar Nachzügler, aber die kann Vespasian schützen, sobald ich meinen Bericht abgeliefert habe.«
    Sie zog die schwarze Kapuze enger um ihr blasses Gesicht. »Crispus war ein Mann mit ganz besonderen Fähigkeiten, Falco. Sie können stolz sein, ihn gekannt zu haben.«
    Ich überging die Antwort hierauf. Und dann, nach einer kleinen Pause, sagte ich lächelnd: »Kräftige Farben stehen Ihnen.«
    »Ja, nicht wahr?« Sie stimmte ihr neues, beherztes Lachen an. »Didius Falco, Sie hatten recht. Mein Bruder widert mich an, ich werde nicht mehr bei ihm bleiben. Vielleicht heirate ich tatsächlich einen reichen alten Mann, und wenn er gestorben ist, genieße ich mein Leben als Witwe (in kräftigen, dunklen Farben), bin unmäßig in meinen Ansprüchen, zanke mich mit den Leuten – oder spiele, sehr stümperhaft, die Kithara.«
    Ich verbot mir den Gedanken, daß dieses ehrbare Fräulein sich womöglich hier im majestätischen Portikus des Konsuls umgesehen hatte, um in aller Ruhe den Wert seiner Besitzungen zu überschlagen.
    »Aemilia Fausta«, versetzte ich statt dessen galant, »bei meiner Ehre als Harfenlehrer versichere ich Ihnen, Sie spielen sehr gut!«
    »Sie sind und bleiben ein Lügner, Falco«, sagte sie.
    Sie heiratete den Ex-Konsul; wir setzten am nächsten Tag den Ehevertrag auf. Curtius Gordianus befragte das Orakel und fabrizierte den üblichen Schwindel über »gute Omen für einen langen und glücklichen Lebensbund«. Kummer und Krankheit hatten den Geist des Konsuls verwirrt, und deshalb sprach ich stellvertretend für ihn das Treuegelübde. Niemand war so unhöflich zu fragen, was in der Hochzeitsnacht geschehen sei; vermutlich gar nichts. Selbstverständlich änderte der Bräutigam sein Testament und vermachte nun alles seiner jungen Frau und den noch ungeborenen Kindern. Ich half Marcellus auch bei der Abfassung des Testaments.
    Aemilia Fausta habe ich nie wiedergesehen, aber von Zeit zu Zeit gab sie mir Nachricht. Sie führte ein untadeliges, glückliches Leben als Witwe und starb beim Ausbruch des Vesuvius. Vordem hatte Fausta den Konsul hingebungsvoll gepflegt. Er blieb lange genug am Leben, um noch zu erfahren, daß seine Güter und die Ehre seiner berühmten Ahnen in guter Obhut waren. Neun Monate nach der Hochzeit brachte Aemilia Fausta einen Knaben zur Welt.
    Ihren Sohn habe ich, Jahre später, einmal gesehen. Er hatte den Vulkanausbruch überlebt und war zu einem strammen Jüngling herangewachsen. Er lenkte einen Streitwagen, hatte den Ellbogen auf die Stange gestützt und wartete geduldig ab, bis eine Verkehrsstockung weiter vorn auf der Straße behoben war. Für jemanden mit mehr Geld, als ein einzelner Mensch von Rechts wegen besitzen dürfte, machte er einen ganz anständigen Eindruck. Er hatte braunes Haar, eine breite, ernsthafte Stirn und einen unbekümmerten Gesichtsausdruck, der mir irgendwie bekannt vorkam.
    Seine Mutter hatte ihn Lucius getauft; nach Crispus, nehme ich an.
     
    Noch ein anderes Ereignis darf ich nicht auslassen. Bryon überbrachte mir die schlechte Nachricht. Am Tag nach der Hochzeit, als ich mich zum Aufbruch rüstete, kam er und beichtete. »Falco, ich weiß, wo Pertinax sein könnte.«
    »Wo? Heraus damit!«
    »In Rom. Wir hatten Ferox und Goldschatz für ihr erstes Rennen gemeldet, im Circus Maximus …«
    »In Rom!« Dorthin hatte ich Helena Justina geschickt, um sie in Sicherheit zu bringen.
    »Ich habe mit der neuen Herrin gesprochen«, fuhr Bryon fort. »Scheint’s eine Frau, die weiß, was sie will! Ferox soll nach wie vor starten. Sie hat mir auch verraten, daß der Konsul Ihnen ein besonderes Vermächtnis zugedacht hat, Falco. Er scheint Sie zu mögen …«
    »Da bin ich aber neugierig. Was ist es denn?«
    »Er schenkt Ihnen Goldschatz.« Ich habe nie viel Glück im Leben gehabt, aber das ging nun wirklich zu weit. »Ihre Durchlaucht läßt ausrichten, Sie sollen die Güte haben und ihn mitnehmen, wenn Sie abreisen.«
    Jeder Bürger hat das Recht, Erbschaften zurückzuweisen. Um ein Haar hätte ich das getan.
    Andererseits konnte ich die

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