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Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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stattlicher Teil der fünfzehn Billionen Scheffel Weizen, die Rom im nächsten Jahr brauchte, würde ihre Fahrt sicher und unbehelligt beenden.
     
    Ich kehrte sofort nach Oplontis zurück.
    Während der Alte noch schlief, durchsuchte ich Haus und Anwesen. Pertinax blieb verschwunden. Statt dessen fand ich Bryon und erzählte ihm, daß ich den Plan seines jungen Herrn durchkreuzt hätte.
    Als ich meinen Kater halbwegs ausgeschlafen hatte, nahm ich mir noch einmal die Stallungen vor; sie wirkten jetzt noch öder und verlassener als zuvor. Daß nicht einmal Bryon sich blicken ließ, wunderte mich, und nach einer Weile begann ich nach ihm zu rufen. Schwache Schläge aus dem neuen Pferdestall antworteten mir. Ich stürzte hin und fand den Trainer gefesselt in der Geschirrkammer eingesperrt.
    »Alle Götter, was ist geschehen?« Obwohl sehr kräftig, so hatte Bryon dennoch eine gehörige Tracht Prügel eingesteckt. Die Lippen waren aufgeplatzt, so daß er kaum sprechen konnte. Gesicht und Oberkörper waren so mit blauen Flecken übersät, daß allein der Anblick schon weh tat. Die Brutalität kam mir bekannt vor. »Ich kann’s mir schon denken: Pertinax! Das hat ihm bestimmt Spaß gemacht …«
    Ich half Bryon ins Freie, tunkte sein Halstuch in eine Tränke und betupfte sein zerschundenes Gesicht.
    »Hab ihn auf dem Speicher erwischt … gesagt, was Sie mir erzählt haben, über seine Pläne …«
    »Und da ist er über Sie hergefallen? Bryon, Sie können von Glück sagen, daß Sie mit dem Leben davongekommen sind. Wo ist Pertinax jetzt? Beim Alten?«
    »Er ist weg, Falco.«
    Das glaubte ich nicht so recht. Pertinax brauchte dringend Geld. Ich zerrte Bryon mit mir ins Haus. Aber die Dienstboten versicherten, niemand sei bei Marcellus gewesen. Bryon immer noch am Kragen, betrat ich das Krankenzimmer.
    »Erzähl dem Konsul, was passiert ist!« Beim Anblick des Schwerkranken stockte der bullige Mensch einen Augenblick, gab sich einen Ruck und legte los: »Ich habe dem jungen Herrn gesagt, daß der kaiserliche Agent weiß, was er plant, und daß er aufhören soll, immerzu davonzulaufen … und sich endlich seinen Richtern stellen …«
    »Und er ist über Sie hergefallen, hat Sie zusammengeschlagen und dann eingesperrt? Hat er sich nach seinem kranken Vater erkundigt?«
    »Nein. Aber ich hab ihm erzählt, daß der Konsul einen schlimmen Anfall hatte und immerzu nach ihm gerufen hat …«
    »Das haben Sie ihm also klargemacht … und trotzdem ist er einfach abgehauen?«
    »Ja«, bestätigte Bryon leise, ohne den Konsul anzusehen. »Er ist weg. Ich kenne doch den Gang von seinem Roten.«
    Ich trat an das Bett, in dem der Konsul reglos, mit geschlossenen Augen lag. »Sehen Sie den Tatsachen ins Auge, Konsul! Atius Pertinax hat Sie schmählich im Stich gelassen! Nun brauchen Sie ihn auch nicht mehr zu schützen!«
    Wie er jetzt so dalag, war von seiner achtungsgebenden Größe nichts mehr zu spüren. Er war einer der reichsten Männer der Campania und hatte doch alles verloren, woran sein Herz hing. Wir gingen leise hinaus.
    Der Ex-Konsul würde Pertinax nicht mehr unterstützen. Krankheit und Verrat hatten gesiegt, wo ich gescheitert war.
    Pertinax war ein ausgezeichneter Reiter und bestens mit dem Gelände vertraut. Ich ritt hinaus zum Suchtrupp des Magistrats, um den Männern einzuschärfen, sie sollten unter keinen Umständen den Rotschimmel passieren lassen, aber Pertinax hatte die Postenkette offenbar bereits durchbrochen. Wir hatten keine Ahnung, wohin er sich wenden würde – vielleicht nach Tarentum. Wir hatten seine Spur verloren. Ich kehrte zur Villa zurück.
    Wenn einen die engsten Verwandten so hartherzig im Stich lassen, dann ist das letzte, was man will, und das erste, was man bekommt, der Anstandsbesuch neugieriger Nachbarn. Aemilius Rufus saß bei Marcellus und machte dem Kranken seine Aufwartung. Seine Schwester, die ihn begleitet hatte, stand auf der Terrasse.
    Sie trug tiefe Trauer, hatte den Schleier zurückgeschlagen und blickte traurig aufs Meer hinaus.
    »Aemilia Fausta! Es tut mir so leid um Crispus. Gern würde ich Ihnen sagen, daß es nie soweit hätte kommen dürfen, aber das macht die Tragödie nur um so schlimmer. Nur eines müssen Sie mir glauben: Ich konnte nicht das geringste für ihn tun!«
    Sie schien all ihren Kummer um den wankelmütigen Geliebten zu dessen Lebzeiten ausgelebt zu haben. Jetzt, da er tot war, nahm sie mein Beileid gefaßt entgegen. Ich sagte leise: »Wenn Sie später einmal

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