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Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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denken, daß ich in keiner besonders versöhnlichen Stimmung war. »Ich heiße Falco«, erinnerte ich sie leise. »Und ich muß mit dir sprechen. Wenn du deine Boxerfreunde zu Hilfe rufst, wirst du dich morgen auf der anderen Seite vom Fluß wiederfinden und den Prätorianern Rede und Antwort stehen müssen. Bei mir hast du den Vorteil, daß ich eine Schwäche für hübsche Mädchen habe. Die Prätorianer sind bekannt dafür, daß sie nichts und niemanden leiden können.«
    Tullia setzte sich. Ich lächelte sie an. Sie fiel nicht darauf herein.
    »Was wollen Sie, Falco?«
    »Dasselbe wie beim letztenmal. Ich suche Barnabas.«
    Jemand steckte den Kopf heraus. Ich nahm einen leeren Becher vom Nachbartisch und schenkte Tullia freigebig ein. Der Kopf verschwand.
    »Er ist fort«, sagte Tullia, aber es klang nicht nach der Wahrheit.
    »Ach, interessant! Ich weiß, daß er in Kroton und am Kap Colonna war …« Ich sah ihr an, daß sie von diesen Orten noch nie gehört hatte. »Und dann suchte er sich genau die gleiche Sommerfrische in der Campania aus wie ich. Als er eben aus dem Haus ging, konnte ich sehen, wie schön braun er geworden ist. Aber ich bin nicht scharf drauf, mit ihm zu sprechen, wenn eine Abordnung von Palastspionen zuhört.«
    Die Kellnerin schien nicht im mindesten überrascht, zu hören, daß »Barnabas« in der Klemme steckte. Aber daß der Palast hinter ihm her war, erschreckte sie.
    »Sie lügen, Falco!«
    »Warum sollte ich? Warnen Sie ihn lieber, wenn er ein Freund von Ihnen ist. Habt ihr beide etwa ein Techtelmechtel?«
    »Vielleicht!« versetzte sie trotzig.
    »Was Festes?«
    »Kann schon sein.«
    »Dann sind Sie dümmer, als ich dachte!«
    »Was soll das heißen, Falco?«
    »Ich kann es einfach nicht mit ansehen, wenn eine schöne Frau sich wegwirft! Was hat er Ihnen versprochen?« Sie schwieg. »Ich kann’s mir schon denken! Aber lassen Sie sich davon einwickeln? Nicht doch! Sie sehen aus, als wüßten Sie, daß Männern nicht zu trauen ist.«
    »Ihnen traue ich genauso wenig, Falco!«
    »Kluges Kind!«
    Ihre billigen Ohrringe funkelten, als Tullia ein Licht vom Nachbartisch holte, um mich besser in Augenschein nehmen zu können. Sie war hochgewachsen, und in anderer Stimmung hätte es mir gewiß Vergnügen gemacht, sie zu betrachten.
    »Er ist nicht aufrichtig zu Ihnen«, warnte ich.
    »Er hat gesagt, er will mich heiraten!«
    »Der Mann hat Geschmack! Aber warum haben Sie trotzdem Zweifel?«
    »Ich glaube, er hat eine andere«, verkündete Tullia, den Kopf auf die niedlichen Ellbogen gestützt, und musterte mich prüfend.
    Ich dachte flüchtig über diese andere Frau nach. »Schon möglich. In der Campania ist er mal einer hinterhergelaufen.« Es war nicht leicht, mein Gesicht unter Kontrolle zu halten. »Aber wenn Sie’s ihm auf den Kopf zusagen, würde er bestimmt leugnen … es sei denn, Sie hätten handfeste Beweise. Wie wär’s, wenn Sie ein bißchen Detektiv spielten? Jetzt, wo er weg ist, könnten Sie sein Zimmer durchsuchen. Sie wissen doch bestimmt, wie man da reinkommt?« Selbstverständlich wußte sie’s.
     
    Gemeinsam gingen wir über die Straße und erklommen die schmutzige Stiege, die nur noch von ein paar wenigen Latten zusammengehalten wurde. Der Gestank eines großen, ungeleerten Nachtkübels aus dem Treppenschacht stieg mir in die Nase, und von irgendwoher erklang das herzerweichende Gewimmer eines Säuglings. Die Tür zu Pertinax’ Zimmer hatte sich unter der Sommerhitze verzogen, und man mußte sich mit dem ganzen Körpergewicht dagegen werfen, um sie aufzustemmen.
    Der Raum war ohne jede Ausstrahlung, teils weil ihn, im Gegensatz zu dem Heuschober in der Campania, niemand mit schmucken Kleinodien ausgestattet hatte, teils weil Pertinax einfach keinen Charakter besaß, der sich seiner Bleibe hätte mitteilen können. Ich sah ein Bett mit einer einzigen, ausgebleichten Decke, einen Schemel, ein Korbtischchen, eine Truhe mit zerbrochenem Schloß – lauter Sachen, die mit dem Zimmer vermietet wurden. Pertinax hatte nur den dreckigen Teller beigesteuert, einen Haufen leerer Amphoren, einen Stapel schmutziger Wäsche, ein Paar sündteure Stiefel, an denen noch der Mist von dem Gehöft am Vesuvius klebte, und ein paar offene Satteltaschen. Vor lauter Faulheit hatte er noch nicht einmal ausgepackt.
    Hilfsbereit, wie ich war, erbot ich mich, Tullia zu helfen. Sie blieb derweil an der Tür stehen und lauschte ängstlich auf Geräusche von unten.
    Ich fand zwei interessante

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