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Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Indizien.
    Das erste lag auf dem Tisch: ein Dokument, auf dem die Tinte kaum getrocknet war und das offensichtlich heute abend von dem Schreiber abgefaßt worden war, den ich mit Pertinax hatte aus dem Haus kommen sehen. Ich überflog das Blatt, und mein Gesicht verdüsterte sich.
    Das zweite fand ich in der Truhe, die ansonsten leer war. Pertinax mußte es vergessen haben, und auch ich entdeckte es nur, weil ich – eine Berufskrankheit – mit der flachen Hand alles abtastete. So stieß ich auf einen großen eisernen Schlüssel.
    »Was ist das?« flüsterte Tullia.
    »Ich bin mir nicht sicher. Aber ich kann’s rauskriegen. Am besten, ich nehme ihn mit. Und jetzt sollten wir hier verschwinden!«
    »Nicht, bevor Sie mir sagen, was auf dem Papier steht!«
    Tullia konnte nicht lesen. Aber mein grimmiger Gesichtsausdruck hatte ihr verraten, daß es sich um etwas Wichtiges handeln mußte.
    »Das ist ein Dokument in doppelter Ausführung, aber noch nicht unterschrieben …« Ich sagte ihr, worum es sich handelte. Sie wurde erst blaß, dann rot vor Zorn.
    »Für wen? Barnabas?«
    »Das ist zwar nicht der Name, den der Schreiber eingesetzt hat, aber das Dokument ist für ihn gedacht. Tut mir leid, Kindchen.«
    Tullia reckte wütend das Kinn. »Und wer ist die Frau?« Ich beantwortete ihr auch das. »Die aus der Campania?«
    »Ja, genau die.«
    Was wir gefunden hatten, war ein Ehevertrag, ausgestellt auf Gnaeus Atius Pertinax und Helena Justina, die Tochter von Camillus Verus.
    Nun, Ihre Durchlaucht hatte ja gesagt: Ein Mädchen braucht einen Ehemann.

LXXXII
    »Ist sie schön?« fragte Tullia gepreßt, während wir die Treppe hinunterrannten.
    »Geld macht immer schön. Übrigens – ist er gut im Bett?«
    Tullia lachte höhnisch. Ich holte tief und glücklich Luft.
    Als wir wieder sicher in der Schenke waren, packte ich das Mädchen bei den Schultern. »Wenn Sie ihn zur Rede stellen wollen, dann nur, wenn Ihre Mutter dabei ist!« Tullia sah trotzig zu Boden. Wahrscheinlich wußte sie inzwischen, daß er gewalttätig werden konnte. »Er wird Ihnen weismachen wollen, es gäbe einen ganz plausiblen Grund für dieses Dokument …«
    Sie hob den Kopf. »Um an das Geld zu kommen, von dem er dauernd redet?«
    »Kindchen, alles, was Barnabas jetzt noch zu erwarten hat, ist das Grab eines Freigelassenen.« Vielleicht glaubte sie mir nicht, aber sie hörte wenigstens zu. »Er wird Ihnen erzählen, er sei schon einmal mit dieser Frau verheiratet gewesen und bräuchte ihre Hilfe, um an ein großes Vermögen heranzukommen. Aber machen Sie sich nichts vor: Wenn er das Geld in die Finger bekommt, hat er für Sie keine Verwendung mehr!« In ihre Augen trat ein zorniges Funkeln. »Tullia, die Kaiserlichen sind ihm auf den Fersen – und die Zeit läuft ihm davon!«
    »Wieso?«
    »Weil laut Ehegesetz eine Frau, die nach einer Scheidung mehr als achtzehn Monate unvermählt bleibt, keine Erbschaft antreten kann ! Wenn er also über seine Ex-Frau an ein Erbe kommen will, dann muß er sich beeilen!«
    »Wann sind sie denn geschieden worden?«
    »Keine Ahnung. Ihr Freund mit dem geldgierigen Blick war der Ehemann; fragen Sie ihn!«
     
    Nachdem ich meinen Köder ausgelegt hatte, verabschiedete ich mich und bahnte mir einen Weg zum Ausgang. Draußen hatten sich zwei neue Gäste über meinen noch halb gefüllten Krug hergemacht. Ich wollte gerade ein paar passende Worte sagen, als ich die beiden erkannte. Im selben Augenblick wußten Anacrites’ Spürhunde, wen sie vor sich hatten.
    Ich trat den Rückzug an, gab Tullia in der Schenke ein Zeichen und öffnete die Tür, durch die sie mich beim erstenmal hinausgelassen hatte.
    Zehn Sekunden später stürzten die Spione in den Schankraum, stierten wie wild um sich und entdeckten die offene Tür. Die Pflasterer machten ihnen bereitwillig Platz, versammelten sich aber gleich wieder mit eisernem Schulterschluß.
    Ich sprang hinter der Theke vor, winkte Tullia zu und nahm den Vorderausgang: der älteste Trick der Welt.
    Den Heimweg wählte ich so, daß ich nicht über Spion Nummer drei stolpern konnte, falls der immer noch auf der Hauptstraße rumlungerte.
     
    Als ich über den Fluß zurückkehrte, war es schon zu spät, um weiterzusuchen. Der erste Ansturm der Lieferkarren ließ bereits nach; auf den Straßen drängten sich zwar noch Wein-, Marmor- und Fischtransporte, aber die erste Hektik, die immer gleich nach der Sperrstunde ausbricht, war verebbt. Restaurantbesucher traten, begleitet von

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