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Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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der Wäscherei. Geh nicht rauf! Ich will nicht, daß die dich bis hierher verfolgen. Aber Lenia hat bestimmt ein paar Sachen für mich fertig …«
    »Dann gib mir das Geld für die Rechnung«, verlangte Maia, die eine klare Vorstellung von den Geschäftsbeziehungen zwischen Lenia und mir hatte.
     
    Maia blieb sehr lange fort. Also ging ich schließlich doch in der alten Tunika aus dem Haus.
    Zuerst mußte ich feststellen, wann Helena geschieden worden war. Das Archiv des Censors war geschlossen, weil Feiertag war, ein häufiges Ärgernis in Rom. Ich kannte den Wachmann, der es schon gewohnt war, daß ich außerhalb der Öffnungszeiten aufkreuzte; gegen das übliche kleine Entgelt ließ er mich beim Seiteneingang rein.
    Das Dokument, das ich brauchte, mußte Anfang letzten Jahres hinterlegt worden sein, denn danach war Helena nach Britannien gefahren, wo sie mich kennenlernte. Dank dieser Anhaltspunkte hatte ich binnen einer Stunde, was ich suchte. Mein Schuß ins Dunkel war geradeaus ins Ziel gegangen: Helena Justina hatte ihre Ehe vor genau achtzehn Monaten gelöst. Wenn Pertinax sie dazu bringen wollte, ihn noch in der für die Erbschaft maßgeblichen Zeit zu heiraten, dann blieben ihm ganze drei Tage.
     
    Als nächstes ging ich auf den Aventin und versuchte dort, den Mann aufzutreiben, der vielleicht den eisernen Schlüssel aus Pertinax’ Truhe würde identifizieren können. Hier war ich auf vertrautem Boden, auch wenn ich selten in diese engen Gassen kam. Ich bog um eine Ecke, wo ein Korbflechter seine Waren mitten auf dem Bürgersteig aufgebaut hatte – lebensbedrohlich für die Fußgänger. Ich suchte seinem unsozialen Flechtwerk auszuweichen, stieß mir den großen Zeh am Rinnstein und stand kurz darauf vor einem Brunnen, auf dem ein Flußgott dem traurigen Rinnsal, das aus seinem Nabel sickerte, ebenso verdrossen nachsah wie schon vor drei Monaten. Ich kniete mich auf den bemoosten Rand, schöpfte mit der hohlen Hand einen Schluck Wasser und fing dann an, mich von Tür zu Tür durchzufragen.
    Als ich endlich an die richtige kam, war der stämmige, schwarzbärtige Bewohner zu Hause und ruhte sich gerade nach dem Mittagessen aus.
    »Ich bin Didius Falco. Wir sind uns schon mal begegnet …« Er erinnerte sich an mich. »Ich möchte Ihnen etwas zeigen. Ich muß wissen, woher dieser Gegenstand stammt. Aber sprechen Sie bitte nur, wenn Sie sich sicher genug sind und Ihre Aussage vor Gericht wiederholen können.«
    Damit zog ich den Schlüssel hervor. Der Mann wog ihn in der Hand und besann sich gewissenhaft, ehe er sprach. An dem Schlüssel war nichts Besonderes: Er war ziemlich lang, hatte einen ovalen Ring und einen dreigezackten Bart. Aber mein potentieller Zeuge fuhr dann mit dem Zeigefinger über einen kaum sichtbar über dem Bart eingeritzten Buchstaben – ein »H«. Dann blickte er auf und sah mich aus dunklen, seelenvollen orientalischen Augen an.
    »Ja«, sagte der Priester vom Kleinen Tempel des Herkules Gaditanus traurig. »Das ist unser verlorener Tempelschlüssel.«
    Endlich ein konkreter Beweis.
     
    Als ich sah, wie der Priester sich mit einer Serviette den Bart wischte, fiel mir ein, daß ich noch nichts gegessen hatte. Ich machte bei einer Garküche halt und hinterher einen Spaziergang am Fluß, um über die bisherigen Ergebnisse meiner Ermittlungen nachzudenken. Als ich zu Maia zurückkehrte, war ich schon optimistischer.
     
    Maia war bei Lenia gewesen, zum Essen heimgekommen und besuchte jetzt unsere Mutter, aber sie hatte mir ein Bündel Kleider dagelassen, die ich nicht eben erfreut wiedererkannte; es waren all die Tuniken, die ich nie aus der Wäscherei abgeholt hatte, weil sie entweder zerrissene Ärmel hatten oder Brandflecken von der Öllampe. Die anständigste war noch die, die ich getragen hatte, als wir die Leiche aus dem Lagerhaus verschwinden ließen.
    Ich beschnupperte die Tunika, überwand mich, zog sie über und dachte gerade über meinen nächsten Schachzug gegen Pertinax nach, als Maia heimkam.
    »Danke für die Wäsche! Hast du was rausgekriegt?«
    »Witzbold! Lenia läßt dir ausrichten, daß dauernd jemand nach dir fragt – und da die Nachricht von einer Frau ist, die dich engagieren möchte, dachte sie, es interessiert dich vielleicht …«
    »Klingt ja ganz vielversprechend.«
    »Lenia sagt …« Maia, eine pedantische Nachrichtenübermittlerin, richtete sich auf eine wortgetreue Rezitation ein. » ›Bitte treffen Sie Helena Justina im Haus auf dem Quirinal. Sie hat

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