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Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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irgendwas, was er auch selbst anbauen konnte.
    »Caesar, ich möchte diese Sumpfwilden wahrhaftig nicht loben, aber ihre wunderbar saftigen Äpfel macht den Britanniern auf der ganzen Welt keiner nach!«
    Vespasians militärische Laufbahn hatte in Britannien eine ruhmreiche Wendung genommen. Mein Wehrdienst in Britannien war zwanzig Jahre später und alles andere als ruhmreich gewesen. Einer wie Anacrites hatte ihm das bestimmt gesteckt.
    Der alte Mann hielt einen Moment inne, als hätte meine Anspielung auf die knackigen kleinen rotbackigen Winteräpfel aus Britannien, die dem Gaumen mit unerwarteter Süße schmeicheln, eine lang verklungene Saite angeschlagen. Wäre mir Britannien nicht so gründlich verhaßt gewesen, dann hätte ich vielleicht selbst einen Anflug von Heimweh verspürt.
    »Was ist im Tempel passiert?«
    »Ich fürchte, ich bringe schlechte Nachricht, Caesar. Curtius Longinus ist tot. Zum Glück für ihn ist die Feuerbestattung gerade groß in Mode hier in Rom.« Der Kaiser stöhnte und hämmerte mit mächtiger Faust auf sein Ruhebett ein. »Caesar, für das Aufspüren Ihrer Widersacher ist doch eine Prämie ausgesetzt. Gilt das auch für den Verrückten, der sie alle macht?«
    »Nein.« Er wußte, daß das ein schwerer Schlag für mich war.
    »Das ganze Reich bewundert Caesars Güte!«
    »Sparen Sie sich Ihren Sarkasmus«, knurrte er drohend.
    In mancher Beziehung paßten wir schlecht zusammen. Vespasian Caesar war ein Senator und stammte aus einer verarmten Familie, war aber von altem Adel. Ich dagegen war ein introvertierter Grobian mit aventinischem Akzent und ohne jeden Respekt vor Höherem. Daß wir trotzdem erfolgreich zusammenarbeiten konnten, war ein typisch römisches Paradoxon.
    Während er sich über meine Unheilsbotschaft ärgerte, nutzte ich sein Schweigen, um ihm die ganze Geschichte zu erzählen.
    »Caesar, der vermißte Freigelassene, von dem ich Ihnen berichtet habe, hatte Wind davon bekommen, daß Longinus wieder in Rom war. Ich bin sicher, daß die beiden sich getroffen haben. Offenbar hat dieser Barnabas das Feuer gelegt. Hat Anacrites ihn in der Transtiberina aufgestöbert?«
    »Nein. Der Freigelassene hatte sich aus dem Staub gemacht. Als er das Feuer legte, mußte er seine Flucht schon vorbereitet haben. Er hat also vorsätzlich gehandelt. Was mag er vorhaben, Falco?«
    »Entweder einen verrückten Rachefeldzug für seinen Herrn, der im Gefängnis umgekommen ist – oder ein noch weit gefährlicheres Spiel.«
    »Sie meinen, entweder gab Barnabas Longinus die Schuld an Pertinax’ Tod – oder Longinus mußte vor der Audienz zum Schweigen gebracht werden? Hat Curtius Longinus Pertinax’ Ende verschuldet?«
    »Nein, Caesar. Den hat vermutlich jener Mann zu verantworten, den ich heute morgen für Sie in die Cloaca Maxima geworfen habe.«
    »Aber was hätte Longinus mir enthüllen können?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht kann sein Bruder uns weiterhelfen.«
    Der Kaiser brütete vor sich hin. »Falco, warum kommt es mir so vor, als ob im selben Moment, da wir eine Verschwörung zu Grabe tragen, schon eine neue entsteht?«
    »Wohl weil es so ist.«
    »Ich kann meine Zeit nicht damit verschwenden, vor Anschlägen davonzulaufen.«
    »Nein, Caesar.«
    »Falco, ich brauche Sie. Diese Geschichte wirft ein sehr schlechtes Licht auf meine Regierung – wenn ich nach jemandem schicke, dann sollen die Leute wissen, daß keine böse Absicht dahinter steht! Den zweiten Curtius-Bruder hierher nach Rom zu holen ist zu gefährlich. Jemand sollte so schnell wie möglich zu ihm fahren und ihn warnen. Dazu gehört nicht viel. Überbringen Sie ihm mein aufrichtiges Beileid. Und bedenken Sie, er ist ein Senator und stammt aus einer alten, angesehenen Familie. Berichten Sie ihm einfach, was geschehen ist, schärfen Sie ihm ein, daß er auf der Hut sein muß, und bitten Sie ihn, mir zu schreiben …«
    »Ein Botenjunge! Caesar, Sie haben mich gebeten, für den Palast zu arbeiten! Und jetzt muß ich um meine Aufträge kämpfen wie um Wasser in der Wüste …« Sein Gesichtsausdruck ließ mich innehalten. »Was ist mit dem Segler Crispus in Neapolis? Müßte man den nicht auch warnen?«
    »Wollen Sie sich aufs stürmische Meer hinauswagen?«
    »Nicht unbedingt; ich werde leicht seekrank und kann nicht schwimmen. Aber ich will einen richtigen Auftrag.«
    »Tut mir leid.« Er zuckte geradezu boshaft lässig die Schultern. »Aber Anacrites freut sich schon auf das milde Seeklima. Er wird die Vorladung

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