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Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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stellte lakonisch fest:
     
    Du brauchst neue Löffel.
     
    Ich kratzte mich am Kopf. Sollte das ein Versprechen sein oder eine Drohung?
     
    Für den Palast hatte ich heute mehr als genug getan; ich ging zu Bett. Normalerweise war das eine einfache Prozedur; ich stellte meinen Lieblingsweinbecher auf die Truhe, schälte mich aus der Tunika, schlüpfte unter die kratzige Decke und nahm meinen Schlaftrunk im Bett. Heute warf ich mich in voller Montur oben drauf. Ich schaffte es, lange genug an Helena zu denken, um ihr all meine Sorgen anzuvertrauen, aber gerade als ich zu dem kam, was danach folgen mochte, übermannte mich der Schlaf. Wäre sie bei mir gewesen, hätten die Dinge wahrscheinlich denselben Verlauf genommen …
    Mein Beruf ist eine freudlose Angelegenheit. Die Bezahlung ist lausig, die Arbeit schlimmer, und wenn man jemals eine Frau findet, die den Aufwand lohnt, fehlt’s einem an Zeit und Geld; und wenn’s daran nicht hapert, dann hat man meist einfach nicht die Energie.
    Ich wußte nicht mehr, wie ich morgens aus dem Haus gegangen war; heute abend war ich zu erschöpft, um zu essen, und zu deprimiert, um einen Schluck Wein zu genießen. Ich hatte mein Mittagessen mit einem Wachhund geteilt, mit einem Kaiser Beleidigungen ausgetauscht und mir eingebildet, den Geist eines Ermordeten gesehen zu haben. Jetzt tat mir der Nacken weh; meine Füße brannten; mein Kinn gehörte rasiert; ich sehnte mich nach einem Bad. Ich hätte einen Nachmittag auf der Rennbahn verdient. Statt dessen mußte ich dreihundert Meilen weit fahren, um zu einem Mann zu kommen, dem ich nicht auf den Zahn fühlen durfte und der mich vermutlich nicht empfangen würde.
    Für einen Privatermittler war das ein ganz normaler Tag.



TEIL II
    Als Tourist in Kroton
     
    Süditalien
     
    (Magna Graecia)
     
    Etliche Tage später
     
     
     
     
    »… Kroton, eine altehrwürdige Stadt, einstmals die Zierde Italiens … so du weltgewandt bist und immerwährende Lügerei dich nicht schreckt, wirst du hier auf der Straße des Reichtums wohl vorankommen. In dieser Stadt gelten nämlich literarische Ambitionen nichts, Redekunst ist wertlos, Mäßigkeit, Sitte und Anstand werden weder gepriesen noch belohnt. «
     
    Petronius: SATIRICON



XII
    Vespasian hatte mir einen Reisepaß ausstellen lassen. Dieses Kleinod leierte ich seinen Schreibern aus dem Kreuz und holte mir einen staatseigenen Maulesel aus dem Stall an der Porta Cabena. Der alte Wachturm steht noch immer am Anfang der Via Appia, die Stadt ist jedoch längst an ihm vorbeigewachsen und der ruhige Vorort erfreut sich bei an die Zukunft denkenden Millionären großer Beliebtheit. Helena Justinas Vater wohnte in dieser Gegend, und so lieferte ich gleich ihre Schatulle mit den Rezepten ab. Bestimmt hätte sie mich hereingebeten, um sich zu bedanken, aber sie war eine Dame der Gesellschaft mit vielfältigen Verpflichtungen, und der Pförtner behauptete, sie sei nicht zu Hause.
    Das war nicht der erste Krach zwischen dem jungen Janus und mir. Camillus’ Familie hatte nie ein Fußbodenmosaik mit der Warnung cave canem nötig gehabt; dieses räudige zweibeinige Exemplar scheuchte jeden Fragesteller von der Schwelle, bevor der auch nur eine Sandale in die Tür quetschen konnte. Er war etwa sechzehn. Er hatte ein ausgeprägtes Pferdegesicht, auf dem seine momentan üppig blühende Akne sich großflächig ausbreiten konnte, und darüber nur wenig Platz für sein zum Glück winziges Spatzenhirn. Eine Unterhaltung mit Janus machte mich immer furchtbar müde.
    Ich weigerte mich zu glauben, daß Helena das angeordnet hatte. Sie war durchaus imstande, mich mit einfacher Schiffskarte in den Hades zu befördern, aber wenn sie das wollte, dann würde sie es mir selber sagen. Ein Problem war damit allerdings gelöst. Denn wie sollte ich ihr sagen, daß ich sie nicht wiedersehen könne, wenn dieser Stoffel mich nicht reinließ?
    Ich fragte, wo sie denn sei; das Früchtchen wußte es nicht. Ich ließ ihn wissen, daß er ein Lügner sei, denn sogar als tüdelige alte Schraube ohne Haare oder Zähne wird Helena einmal immer noch viel zu gut organisiert sein, als daß sie ohne ein Wort zu ihrem Personal in ihre Sänfte steigen und abrauschen würde. Ich hinterließ schöne Grüße an den Senator, ließ Helenas Schatulle da und verließ Rom.
     
    Zuerst zog ich auf der Via Appia nach Süden, um die Küste zu meiden, die ich nicht ausstehen kann. Ab Capua führt die Via Appia nach Tarentum, im Absatz des

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