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Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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widersprechen. Außerdem hatte er ja recht. »Na, was ist, möchtest du darüber reden?«
    »Nein.«
    »Du willst etwas, was dir kein Glück -«
    »Bitte sag mir nicht, was ich will«, unterbrach ich ihn giftig. Dann stieg ich aus.
    Geminus beugte sich aus der Sänfte und fragte: »Würde Geld helfen?«
    »Nein.«
    »Du meinst, nicht, wenn’s von mir kommt.«
    »Egal, von wem es kommt.« Ich starrte stur auf die Straße, während seine Sänfte sich wieder in Bewegung setzte.
    »Ich werde dich nie verstehen!« rief er zurück.
    »Gut«, sagte ich.
    Als ich vor meinem Wohnblock ankam, hörte ich das unheimliche Gekecker von Smaractus, meinem Hausherrn, den Lenia mit neuem Wein und deftigen Zoten verwöhnte. Ich war völlig erledigt. Der sechste Stock schien eine Meile weit weg zu sein. Ich hatte vorgehabt, im Parterre in einem Korb mit schmutzigen Togen zu schlafen, aber Smaractus’ Selbstgefälligkeit reizte mich dermaßen, daß ich wie ein Blitz nach oben stürmte.
    Unter mir wurde ein Fenster aufgerissen. »Falco?« Ich konnte nicht schon wieder einen Streit über meine unbezahlte Miete aushalten, also rannte ich einfach weiter die Treppe hinauf.
    Im sechsten Stock hatte ich mich einigermaßen beruhigt.
    Während ich im Dunkeln die Tür öffnete, hörte ich zwei oder drei ausgekochte Küchenschaben davonrascheln. Ich zündete eins von meinen Binsenlichtern an, leuchtete blitzschnell in die Ecken und schlug hoffnungsvoll nach den übrigen. Dann hockte ich mich auf die Bank, gönnte meinen müden Augen eine Erholung vom gleißenden Marmor der Reichen und schaute auf die grauen Lattenwände meiner Heimstatt.
    Ich unterdrückte einen Fluch, ließ dann meine Beherrschung fahren und machte mir ausgiebig Luft. Mein Gecko huschte mit pikiertem Gesichtsausdruck an der Decke herum. Als ich mein halbes Repertoire abgespult hatte, fiel mir plötzlich eine eiserne Kasserolle auf, die auf meinem Bratrost stand; da war noch die Hälfte vom gestrigen Kalbsschmorbraten drin. Aber als ich unter den umgedrehten Teller linste, der mir als Deckel diente, sah das Gericht so pappig aus, daß ich es nicht essen konnte.
    Ein Schriftstück für mich lag auf dem Tisch: gutes Papyrus und Vespasians Siegel. Auch daran ging ich achtlos vorbei.
    Ich mußte mir eingestehen, daß die einzige Statue, für die ich Platz hatte, eine dieser drei Zoll hohen Tonminiaturen wäre, wie die Leute sie in Tempeln auf die Altäre stellen. Aber nirgends war Raum für ein ausgewachsenes Frauenzimmer, das Platz für seine Kleider brauchte und einen Schmollwinkel, um sich zurückzuziehen, wenn sie sich von mir gekränkt fühlte. Ich vermißte sie schrecklich.
     
    Ich war wie ausgepumpt, und doch siegte jetzt Vespasians Brief über meine Apathie. Während ich am Siegel zerrte, ließ ich mechanisch die Ereignisse des heutigen Tages Revue passieren.
    Ein Mitglied einer ausgehobenen Verschwörerbande war einen sinnlosen Tod gestorben; ein Freigelassener, der nicht von Bedeutung hätte sein sollen, war es plötzlich. Dieser Barnabas erwies sich als unwiderstehliche Herausforderung. Lächelnd entrollte ich das Schriftstück.
     
    a) Auf Befehl des Vespasian Augustus; M. Didius Falco eskortiert die Urne mit der Asche des A. Curtius Longinus, Senator (verschieden) zu seinem Bruder A. Curtius Gordianus (Priester), mutmaßlich in Rhegium, Abreise umgehend.
     
    b) Reisepapiere anbei.
     
    Klare Aussage. Natürlich war die Asche nicht dabei; um die freizubekommen, würde ich irgend jemandem den Lieferschein quittieren müssen. Rhegium heißt eigentlich Croton. (Palastschreiber nehmen es nie sehr genau; sie müssen ja auch nicht die fünfundvierzig Meilen Umweg übers Gebirge wandern, wenn sie sich mal irren.) Wie gewöhnlich hatten sie auch vergessen, meinen Reisepaß beizulegen, und von meinem Honorar war nirgends die Rede.
    Ein energisches Geschnörkel am Rand – die Handschrift des Kaisers – wollte folgendes wissen:
     
    c) Wieso soll ich den Tempel des Herkules wiederaufbauen? Kann ich mir nicht leisten. Erklärung dringend erbeten!
     
    Ich fand mein Tintenfaß hinter einem halben Kohlkopf und schrieb auf die Rückseite:
     
    Caesar!
    a) Der Priester war kaisertreu.
    b) Die Großzügigkeit des Herrschers ist allgemein bekannt.
    c) Der Tempel war nicht sehr groß.
     
    Dann versiegelte ich den Brief wieder und adressierte ihn, um ihn zurückzuschicken.
    Unter dem Kohlkopf (den meine Mutter dagelassen haben mußte) entdeckte ich ein weiteres Kommuniqué: von ihr: Sie

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