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Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Aber die erhabene Persönlichkeit, die mich schickt, zählt dafür um so mehr.«
    Ich wartete, bis Gordianus sich umdrehte, um mich endlich richtig anzusehen. »Wer ist das? Und wer sind Sie? Ein Priester?«
    Er war sehr schroff. Manche Senatoren sind so.
    »Sagen wir, ich verrichte meinen Dienst am Altar des Staates.«
    »Sie sind kein Priester!«
    »Jeder Mann ist der Oberpriester im eigenen Haus«, intonierte ich demütig. »Aber wie steht’s mit Ihnen? Ein Mann Ihres Ranges darf sich doch nicht selbst ins Exil schicken!« Ich spürte, wie die Sonne mir auf den Kopf brannte, und hörte nicht auf, ihn zu reizen. »Ein Oberpriester hat hier gewiß eine schöne, ehrenwerte Pfründe – aber kein Mensch erwartet von einem Senator mit einer Million im Bankfach, daß er sich schindet und tagtäglich in der rauhen Seeluft Ziegen häutet! Nicht einmal dann, wenn Sie den Dienst an der Herrin des Olymp zusammen mit den Olivenhainen Ihrer Familie geerbt haben sollten – oder haben Sie und Ihr edler Bruder sich diese Priesterämter einfach gekauft? Na? Ich höre: Was kostet denn heutzutage so ein prima Posten?«
    »Zu viel«, antwortete er, sich offenbar nur mühsam beherrschend. »Was haben Sie mir zu sagen?«
    »Senator, so kurz nach einem Bürgerkrieg ist Ihr Platz in Rom!«
    »Wer hat Sie geschickt?« fragte er kühl.
    »Vespasian Augustus.«
    »Und war das seine Botschaft?«
    »Nein. Das ist meine Meinung, Senator.«
    »Dann behalten Sie Ihre Meinung gefälligst für sich!« Er raffte seine Gewänder. »Wenn die göttliche Vorsehung nicht einschreitet und dieser Ziege ein Bein stellt, wird sie wohl rund um den ganzen Tarentinischen Golf nach Norden fliehen; wir können also in Ruhe reden.«
    »Schickt es sich denn, eine heilige Handlung zu unterbrechen?« fragte ich spöttisch.
    »Das hat ja wohl die Ziege besorgt.« Er sah auf einmal müde aus. »Dank Ihrer Hilfe übrigens! Diese bedauernswerten Leute werden morgen noch einmal mit einem anderen Tier herkommen müssen …«
    »Oh, es kommt noch viel ärger, Senator.« In den meisten Tempeln gilt ein Priester, der gerade einen Todesfall in der Familie hatte, als unrein. Leise setzte ich hinzu: »Curtius Gordianus, Ihre Gemeinde wird einen neuen Priester brauchen.« Zu spitzfindig: Ich konnte an seinem Gesicht sehen, daß er mich völlig mißverstanden hatte.

XVIII
    Das Haus des Oberpriesters von Colonna stand gleich neben dem Tempel. Es war eine schlichte Bleibe – wie man das am Meer so hat: weiträumig, lichtdurchflutet, gepflegt. Das Mauerwerk war sonnengebleicht und die Balustrade verwittert. Die kleinen Fenster und Veranden vor den Türen boten Schutz vor dem Wind. Drinnen sah ich vergoldete Kandelaber, leichtes Mobiliar für schöne Tage im Freien und Sturmlaternen für böige Nächte.
    Als die Tür zuschlug, reckten mehrere Sklavinnen so verdutzt den Kopf aus den Fenstern, als sei Gordianus zu früh zum Essen gekommen. Die Atmosphäre paßte überhaupt nicht zum Stil des sogenannten Hausverwalters Milo; in Wahrheit führten wohl die Frauen hier das Zepter. Sie hatten überall gelüftet, und es roch nach frischem Lavendel. Reisigbesen raschelten über eingesprengte Fußböden, und es roch nach gebratener Leber – vielleicht eine Leckerei, die der Pontifex bei einer früheren Opferung für sich reserviert hatte. (Jeder Priester, der sein Geschäft versteht, sichert sich die besten Stücke: der beste Grund für einen Staatsbürger, seinen Zivildienst als Priester abzuleisten.)
    Gordianus führte mich in ein Nebenzimmer. Überall waren Kissen verstreut, und zwischen den Silberschalen und Weinkrügen auf der Anrichte standen kleine Vasen mit Wiesensträußen. Der Lohn des Verrats: ein behagliches Leben.
    »Senator, ich bin Didius Falco.« Er verzog keine Miene. Ich legte meinen Paß vor; er warf einen flüchtigen Blick darauf. »Ihr Verwalter ist in Kroton – an einen Bettpfosten gefesselt.«
    Gordianus entledigte sich seines Obergewandes. Noch war er Herr der Lage, sah aber bekümmert drein. »Wird man ihn finden?«
    »Kommt darauf an, wie oft in der Mansio die Decken gezählt werden.«
    Er wurde nachdenklich. » Sie haben Milo überwältigt?«
    »Ich habe ihn mit einem Stein erwischt.«
    »Aber warum denn nur?«
    »Er hielt mich für einen Spitzel.« Ich ließ den Priester spüren, daß die Inkompetenz seines Verwalters mich zur Weißglut brachte. »Seinem miesen Gymnasium macht Milo alle Ehre, aber sein Verstand bräuchte dringend ein bißchen Training!

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