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Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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ihm nachdrücklich, daß sie morgen in aller Frühe mit ihren Kindern heimfahren würde. Seine Antwort war zu leise, als daß ich sie verstanden hätte. Wenn Petro fluchte, war er erstaunlich ordinär, aber er wurde nie laut dabei.
     
    Allmählich entspannte sich die Lage; endlich kam Petro herunter. Er kippte sich einen Eimer Wasser über den Kopf und setzte sich dann zu uns auf die Bank; sein Bedürfnis nach Alleinsein war unverkennbar. Er zog eine rauchgrün glasierte Flasche hervor und setzte sie an die Lippen – wie ein Reisender, der weiter gefahren ist als vorgesehen und obendrein noch eine Menge Beleidigungen hat einstecken müssen.
    »Wie ist das Quartier?« erkundigte ich mich vorsichtig, eine eher rhetorische Frage.
    »Miserabel. Vier Betten und ein Eimer.«
    »Ist Silvia sauer?«
    »Das legt sich wieder.« Ein müdes Lächeln spielte um Petros Lippen. »Wir haben die Kinder und Ollia in einem Zimmer untergebracht; ihr beide werdet bei uns schlafen müssen.«
    Wenn wir mit unserer großen Gruppe billig unterkommen wollten, ging das nicht ohne taktische Probleme ab: Silvia und Petro hatten darunter am meisten zu leiden. Ich bot an, mit Larius auf ein Stündchen zu verschwinden; Petro knurrte nur gereizt.
    Er nahm wieder einen Zug aus seiner Flasche. Das Gefühl, sauber gewaschen an einem beschaulichen Fleckchen zu sitzen (mit einem guten Tropfen vor sich), besänftigte ihn bald soweit, daß er zur Attacke übergehen konnte: »Du hättest mich warnen sollen, Falco!«
    »Hör zu, ich suche mir was anderes zum Pennen …«
    »Nein. Wenn ein brutaler Schläger hinter dir her ist, will ich dich in Sichtweite!«
    Ich seufzte, sagte jedoch nichts, weil seine Frau gerade herunterkam.
    Silvia schien jetzt ruhiger. Sie war stolz darauf, mit jeder Krise fertig zu werden, und um das zu demonstrieren, erschien sie jetzt mit einem Tablett und vier Bechern. Larius schenkte ein; ich trank nichts. Ich freute mich darauf, die berühmten Weine von Surrentum und dem Vesuvius zu probieren, allerdings bestimmt nicht heute abend.
    »Falco, du hättest uns warnen sollen!« warf Arria Silvia mir so verbittert vor, als glaube sie, Petro habe versäumt, mir die versprochene Standpauke zu halten.
    Ich seufzte. »Silvia, ich muß arbeiten. Es geht um einen heiklen Fall, und ich möchte gern möglichst unauffällig bleiben. Sowie ich den Mann gefunden habe, mit dem ich reden muß, verschwinde ich, und ihr könnt in Ruhe Ferien machen. Petronius hat nichts mit der Sache zu tun …«
    Silvia schnaubte verächtlich. »Ich kenne euch zwei! Ihr werdet mich mit den Kindern in diesem gräßlichen Kaff sitzenlassen und tun, was ihr wollt. Ich werde weder wissen, wo ihr seid noch was ihr treibt oder worum es eigentlich geht. Wer«, fragte sie energisch, »waren diese Männer heute Nachmittag?« Silvia hatte einen untrüglichen Riecher für das, was ihre männlichen Begleiter gern verheimlichen wollten.
    »Der Kerl in Grün war vermutlich ein Freigelassener namens Barnabas, der eine alte Rechnung begleichen will. Fragt mich nicht, wer ihm die Kavallerie geborgt hat. Und außerdem hat mir jemand erzählt, er sei tot …«
    »Ach, dann war das wohl sein Geist?« höhnte Petronius.
    Ich beschloß, mich auf Silvia zu konzentrieren, und schenkte ihr ein Glas Wein ein; sie hatte eine gouvernantenhafte Art, daran zu nippen, die mir auf die Nerven ging. »Du weißt doch, daß ich für Vespasian arbeite. Gewisse Leute wollen ihm den Purpur nicht gönnen, die soll ich nun dazu überreden, sich mit den Tatsachen abzufinden …«
    »Überreden!« wiederholte Silvia ungläubig.
    Ich nickte. »Offenbar besteht die neue Diplomatie aus wohldurchdachten Argumenten – und saftigen Bestechungsgeschenken.«
    Ich war zu müde zum Streiten und hatte außerdem viel zuviel Bammel vor ihr. Silvia erinnerte mich flüchtig an Helena in ihren ärgsten Momenten, aber eine Kontroverse über nichts und wieder nichts mit Ihrer Durchlaucht hatte mir jedesmal soviel geistige Befriedigung verschafft, wie manche Männer aus einer Partie Dame schöpfen.
    »Hast du eigentlich von Vespasian schon mal Geld gesehen?« stichelte Petro. Meine Antwort wäre ziemlich unfreundlich ausgefallen, aber schließlich waren wir zum Vergnügen hier, also hielt ich mich zurück. In einer verdreckten Pension am Golf von Neapolis wird einem Selbstbeherrschung allerdings nicht gedankt.
    »Ich will auf der Stelle wissen, was du hier machst!« forderte Silvia streng.
    »Mein Ausreißer hat sich auf ein

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