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Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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ich sie kannte, ging es wahrscheinlich um mich. »Dann haben sie sich Richtung Capua getrollt. Ihr griesgrämiger Anführer, ein Kerl im grünen Umhang, meinte, ich sei sowieso der Falsche …«
    »Wen haben sie denn gesucht?« erkundigte ich mich schüchtern.
    »Einen Blödmann namens Falco«, knurrte Petronius.

XXIII
    Ende Juni: Alle, die es irgendwie einrichten konnten, hatten Rom verlassen. Manche zogen sich in ihre Landhäuser zurück. Die meisten Leute, die ihre Ferien am Meer verbringen wollten, waren offenbar zwei Tage vor uns angekommen. Dieser Ansturm verschlimmerte meine Lage; ich wollte uns so rasch wie möglich sicher unterbringen.
    Zumindest wußte ich jetzt, woran ich war: Barnabas schlich immer noch in diesem gräßlichen giftgrünen Umhang herum. Er war hier in der Campania – und mir auf den Fersen.
    Rings um die Bucht gibt es viele Städte und Dörfer, aber ein paar davon gefielen uns nicht, und den übrigen waren wir nicht genehm. Neapolis, mit seinen schönen Sommerpalästen, wirkte so protzig, daß wir es uns bestimmt nicht hätten leisten können, während Puteoli, bis zum Aufblühen Ostias vor etwa dreißig Jahren das beliebteste Seebad Roms, nach wie vor ein lauter Handelshafen war. In Misenium wimmelte es von Beamten, die ihren Jahresurlaub hier verbrachten. Baiae, der mondäne Kurort war im Niveau gesunken, aber selbst in den schmutzigsten Quartieren wollte man keine Kinder aufnehmen. Surrentum war herrlich, aber nur vom Meer her oder über eine endlose Serpentinenstraße zu erreichen; wenn mich wirklich ein geistesschwacher Mörder verfolgte, konnte Surrentum zu einer gefährlichen Falle werden. Pompeji war zu vulgär, Herculaneum zu prüde und das Thermalbad in Stabiae gerammelt voll mit kurzatmigen alten Herren und ihren hochnäsigen Frauen. An den Hängen des Vesuvius gab es hübsche Dörfer, aber wir hatten den Kindern nun mal das Meer versprochen.
    »Wenn noch ein unverschämter Wirt die Nase über unsere Kätzchen und das Nachtgeschirr rümpft«, raunte Petronius drohend, »dann werde ich sehr unangenehm aus der Rolle fallen!«
    »Wie wär’s denn mit Oplontis?« schlug ich beiläufig vor, bemüht, ein argloses Gesicht zu machen.
    Oplontis war ein kleines Fischernest im Herzen der Bucht, das sich schon von weitem mit dem durchdringenden Duft nach gegrillten Barben als Feriensitz empfahl. Der Stolz des Fleckens war ein ungemein eleganter, streng abgeriegelter Villenkomplex. Die Schmuggler tranken friedlich ihren Fusel, und die Schiffsjungen taten so, als flickten sie ihre Netze, während sie uns angafften. Hier schienen wir endlich richtig zu sein. Das Kaff machte einen preiswerten Eindruck. Es war klein und überschaubar; wenn hier ein bewaffneter Trupp aus Herculaneum hereinpreschte, würden aus allen Häusern die Neugierigen zusammenströmen. Oplontis war (rein zufällig) genau der Ort, wo ich von Anfang an hin wollte.
    Wir fanden ein zahnlückiges, schwarzgekleidetes altes Weib, das uns zwei schäbige Kammern im ersten Stock eines heruntergekommenen Gasthofs vermietete. Ich merkte, wie Petronius im Geiste einen Plan entwarf, nach dem wir, sollte unverhofft irgendein Finsterling im Hof auftauchen, seine Familie durch den rückwärtigen Stall evakuieren konnten.
    Wir waren die einzigen Gäste; warum, war nicht schwer zu erraten.
    »Für eine Nacht wird’s schon gehen«, machte Petronius sich Mut. »Morgen suchen wir uns dann was Besseres …« Er wußte, wenn erst einmal alles abgeladen war, würden wir den Rest unseres Aufenthaltes hier hängenbleiben.
    »Wir hätten in Baiae bleiben sollen!« klagte Silvia. Selbst wenn alle schon hundemüde sind, bringen anderer Leute Ehefrauen immer noch die Kraft zum Nörgeln auf. Larius schnupperte pausenlos; ihm war ein faszinierender Duft in die Nase gestiegen. Seetang vielleicht. Oder vielleicht auch nicht.
    »Larius, steck dir eine Klammer auf die Nase!« fuhr ich ihn an. »Wart’s ab, bis du die öffentlichen Latrinen in Stabiae kennenlernst oder die Senkgruben von Pompeji!«
    Im Hof klammerte sich ein mickriger Weinstock an eine Pergola. Daneben gab es einen Brunnen, an dem Larius und ich uns wuschen, während Silvia die Betten verteilte. Sie suchte ganz offensichtlich Streit mit Petro. Eins unserer Zimmer hatte ein Fenster, das nur mit einem Fell verhängt war, und so konnten Larius und ich den Familienkrach mit anhören; die Wendung »nichts wie Ärger!« kam mehrmals vor: Das galt mir.
    Petros hübsches Turteltäubchen erklärte

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