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Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Siegesfeier eines Gladiators gereicht.«
    Helena überlegte. »Vielleicht läßt er gern etwas übrig für die Sklaven, die ihm auftragen?«
    »Vielleicht!« Wir glaubten beide nicht daran und wußten das auch.
    Zeit, zur Sache zu kommen, wenn Flirten verboten war. »Wenn du heute schon nach Nola und zurück gefahren bist, hattest du doch einen ziemlich anstrengenden Tag. Also, was ist so dringend, daß es nicht bis morgen warten kann?«
    Ein müdes, reumütiges Lächeln umspielte ihre Lippen. »Falco, ich muß dich um Verzeihung bitten.«
    »Nur raus damit. Was hast du angestellt?«
    »Ich habe behauptet, Aufidius Crispus sei nie in der Villa gewesen – und dann kommt dieser schreckliche Mensch, kurz nachdem du gegangen bist.«
    »In einer Sänfte mit vergoldeter Spitze und Trägern in safrangelber Livree?«
    »Du hast ihn gesehen!«
    »War ja nicht deine Schuld.« Sie hätte allmählich wissen können, daß sie mich, wenn ich wütend war, nur mit diesen ernsten, reumütigen Augen anzuschauen brauchte. Ich war zwar nicht wütend, aber sie wußte offenbar auch so um ihren Zauber, was eine ganz vertrackte Wirkung auf mich hatte. »Willst du nicht von Anfang an erzählen?«
    »Angeblich war es ein Beileidsbesuch. Jedenfalls hat man mir gesagt, Crispus sei gekommen, um mit Marcellus über seinen toten Sohn zu sprechen.«
    »Also war er angemeldet?«
    »Anscheinend, ja. Mein Schwiegervater wollte offenbar das Essen mit mir möglichst schnell hinter sich bringen und sich nachher ungestört mit seinem Gast unterhalten.« Sittsame Frauen wissen, daß sie von Männergesprächen ausgeschlossen bleiben; Helena dagegen reagierte merklich entrüstet. »Der Wein war für die beiden bestimmt. Dir entgeht aber fast nichts.«
    Ich grinste geschmeichelt. »Marcellus hat dir wohl nicht verraten, worüber sie gesprochen haben?«
    »Nein. Ich wollte freilich auch nicht allzu neugierig erscheinen. Und er meinte nur beiläufig, Crispus wolle sich wohl beliebt machen … Fragst du mich denn gar nicht, warum ich mit Marcellus nach Nola gefahren bin?«
    Ich rückte näher, stützte das Kinn in die Hand und fragte folgsam: »Helena Justina, warum warst du in Nola?«
    »Um für dich einen Eimer zu kaufen, Falco – und du hast ihn noch nicht einmal angeschaut! «

XL
    Es war ein Prachtstück von einem Eimer – schön geformt, großes Fassungsvermögen, die Bronze leuchtend wie die Sonne über dem Volsinii See, sauber vernietet und mit einem glattgehämmerten Griff versehen, damit man ihn auch bequem tragen konnte.
    »Wunderbar! Was bin ich schuldig?«
    »Man könnte viel mehr ausgeben … für was viel Schlechteres …« Sie nannte mir den Preis, und ich zahlte.
    »Nur sehr wenige Leute verstehen es, einen ordentlichen Eimer einzukaufen. Ich habe Larius gleich gesagt, daß ich mich auf dich verlassen kann.«
    »Ach, apropos …« Sie langte unter ihre Stola, die sie einstweilen im Eimer verwahrte, denn es war ein lauer Abend. »Ich habe ihm was mitgebracht.«
    Es war ein Miniaturhirsch, ebenfalls aus Bronze, und so klein, daß er bequem auf meiner Handfläche Platz hatte. Ein wunderschön gearbeitetes Stück, und ich bewunderte ihn auch gebührend, aber Helena Justina konnte jeden falschen Ton hören, egal auf welche Entfernung. »Stimmt was nicht – bist du gekränkt?«
    »Eifersüchtig«, gestand ich.
    »Spinner!« Lachend kramte sie wieder im Eimer. »Deine Mutter bat mich, für dich nach so was Ausschau zu halten.« Damit reichte sie mir ein in Tuch eingeschlagenes, ziemlich schweres Päckchen.
    Es war ein Satz Löffel. Zehn Stück. Bronze. Ich wog sie in der Hand: wunderschön ausbalanciert. Sie hatten eine angenehm eiförmige, der Länge nach leicht gestreckte Kehlung und einen schleifenförmig nach hinten gebogenen Griff.
    »Mit so einem Löffel dürfte mein Haferschleim viel besser schmecken!«
    »Wisch sie nach dem Abspülen mit einem weichen Lappen trocken, damit sie nicht fleckig werden – gefallen sie dir?«
    Sie waren einfach herrlich. Ich sagte es ihr. Ganz bestimmt hatten sie mehr gekostet, als meine Mutter ausgeben konnte. Ich griff nach meiner Börse, die schon kläglich geschrumpft war, als sie leise sagte: »Die sind von mir.« Das sah ihr mal wieder ähnlich. Keiner in der Familie Didius hatte je einen Satz Löffel besessen, die wirklich zusammenpaßten. Ich war gerührt.
    »Helena …«
    »Laß dir deinen Haferschleim gut schmecken.«
    Sie spielte mit einer Fingerschale. Ich ergriff ihre freie Hand – die linke –,

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