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Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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gehorsam den Mund auf. »Gar nicht. Es ist so ein trauriges Haus.«
    »Rufus ist zuviel unterwegs. Und Fausta bleibt daheim und bläst Trübsal. Warum bist du eigentlich bei ihnen eingezogen?«
    »Um mir als Musiklehrer Geld zu verdienen. Und dann dachte ich, ich könnte vielleicht über Aemilia Fausta an Crispus herankommen.«
    »Indem du dem armen Mädchen den Kopf verdrehst – das ist unmoralisch!«
    »Jemanden zu verführen ist ein sehr anstrengendes Geschäft, auch wenn die Sicherheit des Reiches auf dem Spiel steht.«
    »Als du mich verführt hast«, fragte Helena giftig, »ging es dir da auch um die Sicherheit des Reiches?«
    Die Kunst, uns gegenseitig zu verletzen, hatten wir schon beinahe so verfeinert wie ein altes Ehepaar.
    »Nein«, war alles, was ich darauf sagte. Sollte sie sich den Rest doch selber zusammenreimen. Sie errötete. Ich wechselte das Thema. »Aemilia Fausta weiß übrigens über meine Arbeit Bescheid.«
    »Oh, daß du dich zu deinem Job bekennst, gehört zu deinem miesen Charme! Hast du dich auch mit ihrem hübschen Bruder angefreundet?«
    »Glaubst du etwa, Rufus wäre empfänglicher für meinen verlogen schmachtenden Augenaufschlag?«
    Sie maß mich mit einem rätselhaften Blick und fragte: »Ist dir noch nicht klar, daß er dich aufgenommen hat, um dich besser im Auge behalten zu können?«
    »Was hätte er davon?«
    »Er will die Versöhnung zwischen dem Kaiser und Crispus selber zustande bringen – und damit seine Karriere vorantreiben.«
    »Ich habe schon gemerkt, daß er mit allen Wassern gewaschen ist. Aber seine Zukunft ist doch gesichert …«
    »Er lebt schon lange fern von Rom. Er ist ungeheuer ehrgeizig, aber nicht bekannt genug.«
    »Warum ist er von Rom weggezogen?«
    »Wegen Nero. Jemand, der so gut aussah wie Rufus, war eine Bedrohung für das kaiserliche Ego. Ihm blieb nur selbstgewähltes Exil oder …«
    »Ein Besuch bei den Löwen in der Arena auf Staatskosten? Wieso sieht er eigentlich so gut aus? Hat sich seine Mutter mit einem makedonischen Vasenhändler im Gebüsch vergnügt?«
    »Wenn seine Schwester so aussähe wie er, wäre es dir ganz recht!«
    Ich lachte. »Wahrscheinlich wäre seine Schwester diejenige, die sich darüber am meisten freuen würde.«
    Helena kauerte immer noch auf ihrem Findling, sah aber schon viel besser aus. Ich rollte mich auf den Bauch und streckte mich der Länge nach zu ihren Füßen aus. Ich war glücklich. Hier in der Sonne zu liegen, auf gutem Vesuver Ackerland, die klare Luft zu atmen, mich mit einem lieben Menschen unterhalten zu können, unter mir im blauen Dunst den Golf von Neapolis …
    Helenas Schweigen war so beredt, daß ich aufblickte.
    Sie schien in einer ganz sonderbaren Stimmung befangen. Erst saß sie reglos da und schaute hinaus über die Bucht, dann schloß sie die Augen, und auf ihrem Gesicht spiegelten sich gleichzeitig Schmerz und Freude.
    Das hatte nichts mit meinem Auftrag zu tun. Sonst hätte sie es mir gesagt.
    Vielleicht dachte sie an ihren hübschen Freund.
     
    »Es wird allmählich heiß.« Ich rappelte mich hoch. »Ich sollte dich in den Schatten bringen. Komm, gehen wir.«
    Ich ging wohl zu schnell, denn Helena mußte ihre Hand in die meine legen, um mich zu bremsen. Weil es mir Freude machte, hielt ich ihre Hand fest, ob ihr das nun paßte oder nicht.
    Es war heiß, trotzdem wurde es ein angenehmer Spaziergang. Ich brannte zwar darauf, möglichst schnell zur Villa zu kommen und mich dort umzusehen, aber auf dem Lande sollte ein Mann sich immer Zeit nehmen für ein schönes Mädchen. Schließlich weiß man nie, wann die Anforderungen des Stadtlebens einem dazu das nächste Mal Gelegenheit geben werden. Und man weiß nie, ob das Mädchen wieder mitmacht.
    Wir wanderten durch die Weinberge. Der Weg machte eine Biegung, und wir sahen die Villa vor uns liegen. Auf der Reitbahn bewegte ein Mann zwei Pferde.
    »Sind das Rennpferde? Ist er der Trainer?«
    »Ja, das ist Bryon.« Sie überlegte kurz. »Falco, vielleicht lohnt es sich, die Ställe einmal anzuschauen.«
    Ich schwang mich auf den Zaun vor der Koppel und hielt mich an einem Feigenbäumchen fest. Die Tochter des Senators, die kein Gefühl für Sitte und Anstand hatte, raffte ihre Röcke und kletterte neben mir auf das Gatter. Wir sahen zu, wie der Trainer das Pferd, das er gerade ritt, in gestrecktem Galopp über die Bahn jagte. Ich interessiere mich nicht für Rennpferde, aber unser luftiger Ausguck auf dem Zaun gab mir einen Grund, Helena

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