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Brook, Meljean - Die Eiserne See

Brook, Meljean - Die Eiserne See

Titel: Brook, Meljean - Die Eiserne See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flammendes Herz
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schaffte er es heute Nacht noch an Bord der Swan und konnte den Captain davon überzeugen, sofort aufzubrechen. Sobald er die Skizze auf dem Elfenbeinmarkt verkauft hatte, würde er nach Marokko segeln und seine Schuld bei Temür begleichen.
    Mit ausreichend Glück war die Sache damit ausgestanden, und der Rebell würde seine Meuchelmörderin zurückziehen.
    Archimedes löschte das Licht und ging zum Fenster, suchte das Hafengelände unten ab. Die Frau war nirgends zu sehen, aber es gab zu viele Schatten, um sicher sein zu können.
    Er sah zum Hafen hinüber. Die Decklampen der Swan brannten. Wahrscheinlich lief er am besten jetzt gleich zu dem Luftschiff, anstatt noch länger zu warten – und falls die Swan früh aufbrach, hatte sich Yasmeens Zorn vielleicht schon wieder gelegt, bis sie ihn einholte.
    Vielleicht suchte sie auch schon nach ihm. Die Decks der Lady Corsair waren taghell ausgeleuchtet, als hätte sie die gesamte Crew geweckt und würde jeden Moment –
    Nein! Sein Herz setzte einen Schlag aus. Das war kein Lampenlicht. Das war ein Feuer … und er hatte Yasmeen unter Drogen gesetzt und in eine Geheimkammer eingesperrt.
    Lieber Gott!
    Die Explosion ließ den ganzen Hafen aufgleißen. Archimedes schirmte brüllend seine Augen ab. Das Fenster barst. Die Wände bebten. Und dann raste er die Stufen hinunter, hinaus zum Kai, und Männer schlossen sich ihm an und Frauen, und alle rannten, und die Hälfte zog sich noch die Kleider an. Selbst in Port Fallow war ein Luftschiff, das in Brand geriet, eine Katastrophe, die Hilfe anzog und keine Aasfresser. Auf dem Wasser rollten Schiffe ihre Segel aus und bewegten sich von dem brennenden Treibgut weg, das einmal der schönste Himmelsstürmer über den sieben Weltmeeren gewesen war. Oben zündeten Luftschiffe ihre Antriebe, stießen große Dampfwolken aus, warfen ihre Trossen ab und flohen vor der Hitze und den Funken.
    Stücke der brennenden Ballonhülle flatterten durch die Luft wie Konfetti. Der Südkai stand in Flammen. Archimedes lief die brennenden Bretter hinunter. Seine Augen tränten von der Intensität der Hitze und vom Rauch, und er hatte sie betäubt und hilflos zurückgelassen .
    »Yasmeen!« Er rief an gegen das Gebrüll der Maschinen und die Hilfeschreie, aber das alles ging unter im Tosen des brennenden Schiffs. Verzweifelt suchte er das glühende Wasser ab. »Yasmeen!«
    Das Ende des Kais fiel in sich zusammen. Hände wie Schraubzwingen packten Archimedes bei den Schultern, rissen ihn zurück, und als er sich wehrte, schleiften sie ihn fort. Er erstarrte, als ein brennender Balken in die Bretter krachte, auf denen er gestanden hatte. Er sah nach hinten, erkannte den Riesen.
    »Eben Machen?« Seine Stimme war heiser, so laut hatte er ihren Namen geschrien.
    Die Finger des wahnsinnigen Piraten schlossen sich schmerzhaft um seine Schultern. »Wolfram Gunther-Baptiste.«
    »Ja.« Ein Dummkopf, der jeden Moment sterben würde, aber noch gab es Hoffnung. Dieser Mann war mit ihr befreundet. »Yasmeen. Oh Gott! Sie war – Hat sie überlebt? Haben Sie sie gesehen? «
    Die Hoffnung erstarb, als Mad Machen den Kopf schüttelte. Als der Pirat zu dem brennenden Schiff sah, war die Verzweiflung in seinen Augen nicht misszuverstehen. Sie verhärtete sich rasch zu einer wahnsinnigen Entschlossenheit. Er ließ Archimedes’ Schultern los und klatschte ihm auf den Arm.
    »Wir machen die Boote los und suchen das Wasser ab. Wir finden sie.«
    Sie fanden sie nicht. Sie fanden Leichen, so viele Leichen – alle bis zur Unkenntlichkeit verbrannt, wären da nicht Kleiderfetzen gewesen, künstliche Gliedmaßen, ein paar Goldzähne. Keine einzige Tote entsprach Yasmeens Größe und Gestalt.
    Das Schiff brannte noch immer, als es unter die Wasseroberfläche sank. Immer wieder tauchte Archimedes unter Wasser, versuchte sich seinen Weg hineinzukämpfen, bevor es zu tief untergegangen war. Er versuchte es noch nach Sonnenaufgang, bis seine Hände zitterten und seine Zähne klapperten und Mad Machen drohte, ihm lieber den Hals zu brechen, als ihn noch einmal nach unten zu lassen. Er versuchte den Kaffee zu trinken, den sie ihm brachten, übergab sich aber daran, als er sie sich da unten am Grund des Hafenbeckens vorstellte, noch immer in der Geheimkammer eingesperrt.
    Eine Kesselexplosion, sagten alle. Das passierte ständig.
    Und jedes Mal, wenn es wieder jemand sagte, trat ein irrer Blick in Captain Machens Augen. Erst als der Mann ihn schließlich Archimedes nannte, begriff

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