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Brook, Meljean - Die Eiserne See

Brook, Meljean - Die Eiserne See

Titel: Brook, Meljean - Die Eiserne See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flammendes Herz
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er, was der Pirat bei ihrer Begegnung auf dem Kai gedacht hatte: Wolfram Gunther-Baptiste lieferte Waffen und Sprengstoffe.
    Archimedes Fox dagegen hatte dies hier nicht verbrochen.
    Dennoch hatte er Yasmeen getötet. Dieses Wissen löschte jeden anderen Gedanken, jede andere Sorge aus. Er konnte sich nicht erinnern, dass er zurück zur Pension gegangen oder die Stufen zu seinem Zimmer hinaufgestiegen war, aber seine Beine zitterten noch immer von der Anstrengung, als er die Tür öffnete.
    Die nicht abgeschlossen war.
    Er starrte auf das leere Bett. Die Tasche mit der Skizze war fort. Alles andere hatten sie dagelassen, aber das genügte. Es war zu viel. Er barg den Kopf in den Händen, sank zu Boden.
    Und wusste, dass ihn das Glück endgültig verlassen hatte.

4
    Schließlich kroch Archimedes ins Bett. Fieber setzte ein. Drei Tage lang wälzte er sich in den Laken und erwachte zitternd in Kleidern, die völlig durchgeschwitzt waren. Als die Pensionswirtin hereinschaute, erfuhr er, dass er während seines Deliriums irgendwie genug Verstand aufgebracht hatte, den Brief an Zenobia abzuschicken. Wie verabredet antwortete sie nicht. Eine Nachricht, dass ihm die Skizze gestohlen worden war, schickte er nicht hinterher. Als er es die Treppen hinunterschaffte, ohne hinzufallen, nahm er in der nächstgelegenen Kneipe eine Mahlzeit und ein Bier zu sich. Überall um ihn herum erzählten die Leute, wo sie während der Kesselexplosion der Lady Corsair gewesen waren; niemand erwähnte eine Skizze von da Vinci oder einen Ranzen, der sich in einen Gleiter umbauen ließ. Am nächsten Tag suchte er sich eine andere Kneipe, aß etwas und trank mehrere Gläser Bier, während er den Gesprächen um sich herum lauschte. Eine Woche später hielt er sich nicht mehr mit Essen auf. Er trank und lauschte den Gesprächen und trank dann noch mehr.
    Zwei Monate nach dem Brand der Lady Corsair erwachte er mit dröhnendem Schädel und einem Messer an der Kehle.
    Eine leise Stimme schnurrte in sein Ohr. »Wie wirst du dieses Abenteuer nennen? Archimedes Fox und die grässliche Säuferfahne ?«
    Yasmeen? Er wagte es kaum zu hoffen. Er riss die Augen auf, aber das Zimmer war stockdunkel. In seinen Träumen hatte sie ihn schon öfters besucht. Dann war er jedes Mal frierend und zitternd aufgewacht, mit nassem Gesicht – aber diesmal war es nicht nass, und er zitterte auch nicht. Ein Gewicht lag auf seiner Brust; er bekam kaum Luft. Saß sie auf ihm?
    »Du bist schwerer, als du aussiehst, Captain Corsair«, keuchte er.
    Sie fauchte. Schmerz, wo ihn die Messerklinge biss. Ach, herrlich! Das war kein Traum.
    Und sie lebte.
    Da ihm zum Lachen die Luft fehlte, grinste Archimedes vor Erleichterung. Selbst wenn Yasmeen ihn jetzt tötete, es war egal. Er konzentrierte sich darauf, wie sie sich anfühlte, da rittlings auf seiner Brust. Mit den Knien und Schienbeinen drückte sie seine Schultern und Oberarme in die Matratze – doch er konnte die Ellbogen beugen. Er konnte seine Hände heben. Er kam an ihre Taille heran. Sie erstarrte, als seine Finger über ihre Hüften glitten.
    Fest. Wirklich. Warm.
    Er spürte, wie ihm das Blut den Hals hinunterlief. Ihr Atem strich über sein Kinn. Ihr Haar kitzelte sein Gesicht. War sie nahe genug, um ihn zu küssen?
    Oh Gott! Bitte!
    Ihre Stimme war sanft. »Sag mir die Wahrheit, und ich mache es schnell: Hast du mein Schiff in Brand gesteckt?«
    Was zum Teufel? Nein.
    Aber er brachte keinen Ton heraus; sie drückte ihm die Luft ab – und im Dunkeln konnte sie seine Lippenbewegungen nicht sehen. Er schob die Hände unter ihren Hintern. Sie ruckte nach vorn, als hätte er sie gestochen, und ihr Gewicht hob sich lange genug, dass er Luft holen konnte.
    Lange genug, dass er herauspressen konnte: »Das würde ich nie tun!«
    »Das sagtest du bereits.« Sie kam wieder herunter und klemmte seine Hände ein, gab ihm diesmal jedoch genügend Raum, dass er einigermaßen Luft bekam. »Ich kann sehen, du Schwachkopf. Warum hätte ich sonst fragen sollen?«
    »Warum hättest du sagen sollen, dass du es schnell machst, wenn du es dann nicht tust?«
    Ihr dunkles Lachen erfüllte den Raum. »Wohl wahr. Ich hätte dir bei lebendigem Leibe die Haut abgezogen.«
    Warum es sagen – und warum fragen? Ein Verdacht beschlich ihn. »Gibt es jemanden, dem die Haut abgezogen werden muss?«
    »Ja. Das war keine Kesselexplosion.« Eine scharfe Kralle kratzte seine Kinnlinie entlang. »Und meine fünfundzwanzig Prozent hast du auch nicht,

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