Brooklyn
von mir erfährt sie nichts.«
Sie gingen die Friary Hill hinunter und über die Mill Park Road zum Fluss und dann die Promenade entlang in Richtung Ringwood.
»Sie hat sich George Sheridan angelacht«, sagte Annette.
»Wann?« fragte Eilis.
»Beim Tanz im Athenaeum am Sonntagabend«, sagte Nancy.
»Ich dachte, du wolltest da nicht hin.«
»Wollte ich auch nicht, dann bin ich aber doch.«
»Sie hat den ganzen Abend mit ihm getanzt«, sagte Annette.
»Gar nicht, nur die letzten vier Tänze, und dann hat er mich nach Haus begleitet. Aber alle haben es gesehen. Es wundert mich, dass du nichts davon gehört hast.«
»Und, wirst du ihn wiedersehen?« fragte Eilis.
»Ich weiß nicht.« Nancy seufzte. »Vielleicht werde ich ihn nur auf der Straße sehen. Gestern ist er an mir vorbeigefahren und hat gehupt. Wenn jemand anders da gewesen wäre, ich meine, eine von seiner Sorte, dann hätte er mit ihr getanzt, aber es war keine da. Er war zusammen mit Jim Farrell da, der stand bloß so rum und sah uns zu.«
»Ich möchte nicht wissen, was seine Mutter sagt, wenn sie davon erfährt«, sagte Annette. »Sie ist furchtbar. Ich geh schrecklich ungern in diesen Laden, wenn George nicht da ist. Meine Mutter hat mich einmal hingeschickt, damit ich zwei Scheiben Speck kaufe, und die Alte hat zu mir gesagt, sie verkauft Baconscheiben nicht paarweise.«
Dann erzählte Eilis ihnen, dass Miss Kelly ihr eine Stelle als Verkäuferin angeboten hatte.
»Hoffentlich hast du ihr gesagt, wo sie sich die Stelle hinstecken kann«, sagte Nancy.
»Ich habe ihr gesagt, dass ich sie annehme. Kann ja nicht schaden. So kann ich vielleicht mit dir ins Athenaeum gehen und selbst bezahlen und dich davor bewahren, ausgenutzt zu werden.«
»So war das gar nicht«, sagte Nancy. »Er war nett.«
»Wirst du ihn wiedersehen?« wiederholte Eilis.
»Kommst du am Sonntagabend mit mir mit?« fragte Nancy ihrerseits. »Vielleicht ist er auch gar nicht da, aber Annette kann nicht mitkommen, und ich werde Rückendeckung brauchen für den Fall, dass er doch da ist und mich nicht zum Tanzen auffordert oder mich nicht mal anschaut.«
»Vielleicht bin ich zu müde, nachdem ich bei Miss Kelly gearbeitet habe.«
»Aber du kommst?«
»Ich bin seit Ewigkeiten nicht mehr dort gewesen«, sagte Eilis. »Ich kann diese ganzen Bauernburschen nicht ausstehen, und die aus der Stadt sind noch schlimmer. Halb betrunken und nur darauf aus, dich in die Tan Yard Lane zu schleppen.«
»George ist nicht so«, sagte Nancy.
»Er ist viel zu eingebildet, um auch nur in die Nähe der Tan Yard Lane zu gehen«, sagte Annette.
»Vielleicht können wir ihn fragen, ob er es sich nicht überlegt, Speck künftig auch in Scheiben zu verkaufen«, sagte Eilis.
»Sag ihm nichts davon«, sagte Nancy. »Hast du wirklich vor, für Miss Kelly zu arbeiten? Bei der ist wirklich nicht gut Speck kaufen!«
Im Laufe der nächsten zwei Tage machte Miss Kelly Eilis mit dem gesamten Warenbestand vertraut. Als Eilis um ein Blatt Papier bat, um sich die verschiedenen Teesorten und die unterschiedlichen Päckchengrößen notieren zu können, sagte Miss Kelly, es sei nur Zeitverschwendung, alles aufzuschreiben; am besten seies, alles auswendig zu lernen. Zigaretten, Butter, Tee, Brot, in Flaschen abgefüllte Milch, Kekse, gekochter Schinken und Corned Beef, sagte sie, seien die Dinge, die sonntags mit Abstand am besten gingen, und danach kämen Sardinen- und Lachskonserven, Mandarinenschnitze und Birnen und Obstsalat in Dosen, Hühnchen- und Schinkenpaste und Brotaufstrich und Salatsauce in Gläsern. Sie zeigte Eilis immer jedes Produkt einzeln, bevor sie ihr den jeweiligen Preis nannte. Wenn sie den Eindruck hatte, dass Eilis sich alles eingeprägt hatte, ging sie zu weiteren Waren über, wie abgepackte frische Sahne, Limonade, Tomaten, Kopfsalat, frisches Obst und Eiscreme.
»So, und dann gibt es Leute, die am Sonntag herkommen und Sachen wollen, die sie, mit Verlaub, schon die Woche über hätten kaufen sollen. Was kann man da machen?« Miss Kelly schürzte missbilligend die Lippen, zählte Seife, Shampoo, Toilettenpapier und Zahnpasta auf und nannte die jeweiligen Preise.
Manche Leute, fügte sie hinzu, kauften außerdem am Sonntag Zucker oder Salz und sogar Pfeffer, aber nicht viele. Dann gab es sogar welche, die Sirup oder Backpulver oder Mehl wollten, aber am meisten würden solche Sachen am Samstag verkauft.
Es kamen immer Kinder, sagte Miss Kelly, die Schokolade oder Karamelbonbons
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