Brooklyn
das Thema wechseln würden.«
»Hoffentlich wird es keine irischen Tänze geben«, sagte Patty.
»Pat Sullivans Kapelle ist sehr gut«, sagte Sheila Heffernan. »Die kann alles spielen, von irischen Stücken über Walzer und Foxtrott bis hin zu amerikanischen Sachen.«
»Schön für sie«, sagte Patty, »solange ich während des céilí -Krams sitzen bleiben kann. Du lieber Gott, der sollte abgeschafft werden! In unserer heutigen Zeit …«
»Wenn Sie Pech haben«, sagte Miss McAdam, »bleiben Sie den ganzen Abend lang sitzen, außer natürlich, wenn Damenwahl ist.«
»Genug vom Tanzabend«, sagte Mrs. Kehoe. »Ich hätte gar nicht in die Küche kommen sollen. Seien Sie einfach vorsichtig. Mehr habe ich dazu nicht zu sagen. Sie haben noch Ihr ganzes Leben vor sich.«
Während der Abend der Tanzveranstaltung näher rückte, teilte sich das Haus in zwei Parteien: Die eine, die aus Patty und Diana bestand, wollte, dass Eilis zusammen mit ihnen in ein Restaurant ging und dort weitere Leute traf, die zum Tanz gehen würden, aber die anderen – Miss McAdam und Sheila Heffernan – beharrten darauf, das fragliche Restaurant sei in Wirklichkeit der Nebenraum eines Pubs und die Leute, die sich dort versammelten, seien oft weder nüchtern noch überhaupt gesellschaftsfähig. Sie wollten, dass Eilis, da die Sache nun einmal einem wohltätigen Zweck diente, zusammen mit ihnen von Mrs. Kehoes Haus direkt zum Gemeindesaal ging und ihn dann, so schnell es die Höflichkeit erlaubte, wieder verließ.
»Eines der Dinge in Irland, die ich nicht vermisse, ist die freitag- und samstagabendliche Fleischbeschau, und ich würde lieber ledig bleiben, als von halbbetrunkenen Männern herumgeschoben zu werden, die nach Haaröl stinken.«
»Da, wo ich herkomme«, sagte Miss McAdam, »sind wir überhaupt nicht ausgegangen, und das hat keiner von uns geschadet.«
»Und wie haben Sie dann Männer kennengelernt?«
»Schau sie dir doch an«, warf Patty ein. »Sie hat doch in ihrem ganzen Leben noch keinen Mann kennengelernt.«
»Nun, und wenn ich einen kennenlernen werde«, sagte Miss McAdam, »dann nicht im Hinterzimmer einer Kneipe.«
Am Ende blieb Eilis mit Miss McAdam und Sheila Heffernan zu Hause, und sie brachen erst nach zehn zum Gemeindesaal auf. Sie bemerkte, dass die beiden hochhackige Schuhe in ihren Handtaschen hatten, die sie gleich nach der Ankunft anziehen würden. Beide hatten ihr Haar nach hinten gekämmt und Schminke und Lippenstift aufgetragen. Im ersten Moment hatte sie befürchtet, neben ihnen unansehnlich zu wirken; ihr war gar nicht wohl bei der Vorstellung, den Rest des Abends – wie kurz auch immer sie bleiben würden – mit den beiden zusammen zu verbringen. Sie schienen sich viel Mühe gegeben zu haben, während sie selbstsich lediglich gekämmt und das einzige gute Kleid, das sie besaß, und ein nagelneues Paar Nylonstrümpfe angezogen hatte. Während sie durch die eisige Nacht zum Gemeindehaus gingen, beschloss sie, sich genau anzusehen, was die anderen Frauen auf der Tanzveranstaltung trugen, und dafür zu sorgen, dass sie das nächstemal nicht allzu unscheinbar aussah.
Als sie sich ihrem Ziel näherten, verspürte sie nichts als Angst und wünschte, sie hätte sich eine Ausrede einfallen lassen können, um zu Haus zu bleiben. Patty und Diana hatten, bevor sie gingen, dauernd gelacht und waren die Treppe hinauf- und hinuntergelaufen und hatten die anderen gezwungen, sie zu bewundern, während sie keine Etage des Hauses ausließen, und hatten sogar an Mrs. Kehoes Tür geklopft, damit sie sie sehen konnte, bevor sie endlich aufbrachen. Eilis war froh, dass sie nicht mit ihnen gegangen war, aber jetzt spürte sie im seltsam angespannten Schweigen, das sich zwischen Miss McAdam und Sheila Heffernan ausbreitete, deren Nervosität, und sie taten ihr leid, und ebenso leid tat es ihr, dass sie gezwungen sein würde, den ganzen Abend lang bei ihnen zu bleiben und zu gehen, wenn sie es wollten.
Der Saal war fast leer; sobald sie bezahlt hatten, gingen sie auf die Damentoilette, wo Miss McAdam und Sheila Heffernan ihr Aussehen in den Spiegeln überprüften und noch mehr Schminke und Lippenstift auftrugen und auch Eilis Lippenstift und Wimperntusche anboten. Als sie alle drei in den Spiegel schauten, fand Eilis, dass ihr Haar grauenhaft aussah. Selbst wenn sie nie wieder tanzen gehen sollte, würde sie damit etwas machen müssen. Ihr Kleid, bei dessen Auswahl Rose ihr geholfen hatte, sah ebenfalls grauenhaft aus.
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