Brooklyn
Eilis eleganter als die der Tänzer daheim. Die Rhythmen wurden noch langsamer, und sie war überrascht, zu sehen, wie eng umschlungen manche der Paare tanzten; manche Frauen schienen sich geradezu an ihren Partner zu schmiegen. Sie sah, wie selbstsicher und gewandt sich Diana und Patty bewegten, und bemerkte, dass Diana die Augen schloss, als sie in die Nähe ihrer Hausgenossinnen kam, wie um sich besser auf die Musik und den hochgewachsenen Mann, mit dem sie tanzte, und das Vergnügen, das ihr der Abend bereitete, konzentrieren zu können. Sobald sie außer Sichtweite war, sagte Miss McAdam, jetzt sei es doch wohl an der Zeit zu gehen.
Sie durchquerten den Saal, um ihre Mäntel zu holen, und Eilis wünschte, sie hätten bis zum Ende des Stücks gewartet, so dass vielleicht nicht aufgefallen wäre, wie früh sie sich davonmachten. Während sie schweigend heimwärts gingen, wusste sie nicht, wie sie sich fühlte. Die Melodien, die die Kapelle gespielt hatte, waren so einschmeichelnd und schön gewesen. Die tanzenden Paare waren, wie sie fand, so modisch und so passend gekleidet gewesen. Sie wusste, dass ihr das selbst niemals gelingen würde.
»Diese Diana sollte sich was schämen«, sagte Miss McAdam. »Gott allein weiß, wann sie heimkommen wird.«
»War das ihr Freund?« fragte Eilis.
»Wer weiß?« sagte Sheila Heffernan. »Sie hat für jeden Tag der Woche einen anderen und sonntags zwei.«
»Er sieht sehr gut aus«, sagte Eilis. »Er hat wunderbar getanzt.«
Keine ihrer Begleiterinnen gab eine Antwort. Miss McAdam beschleunigte ihren Schritt und zwang die anderen, es ihr gleichzutun. Eilis freute sich über das, was sie gesagt hatte, auch wenn es offensichtlich war, dass sie die beiden damit verärgert hatte. Sie fragte sich, ob sie sich vielleicht noch etwas Drastischeres einfallen lassen könnte, so dass sie sie nächste Woche nicht wieder auffordern würden, sie zum Tanzabend zu begleiten. Dann beschloss sie statt dessen, dass sie sich etwas kaufen würde, vielleicht nur neue Schuhe, das ihr das Gefühl geben würde, den Mädchen, die sie hatte tanzen sehen, etwas mehr zu ähneln. Sie spielte einen Moment lang mit dem Gedanken, Patty und Diana um Rat in Sachen Kleidung und Schminke zu bitten, sagte sich dann aber, dass das vielleicht ein bisschen übertrieben war. Als Miss McAdam und Sheila Heffernan, zu Hause angekommen, sich sehr knapp von ihr verabschiedeten, beschloss sie, dass sie, mochte kommen, was da wollte, nie wieder zusammen mit ihnen auf eine Tanzveranstaltung gehen würde.
Als Eilis am Montag bei Bartocci’s erschien, wartete Miss Fortini schon auf sie. Als Miss Fortini sie und Miss Delano, eine der anderen Verkäuferinnen, bat, ihr zu Miss Bartoccis Büro zu folgen, dachte Eilis im ersten Moment, sie hätte etwas angestellt. Sobald sie den Raum betreten hatten, bedeutete ihnen Miss Bartocci mit ernster Miene, ihr gegenüber Platz zu nehmen.
»Im Kaufhaus bahnen sich große Veränderungen an«, sagte sie, »weil sich außerhalb des Kaufhauses etwas verändert. Immer mehr Farbige ziehen nach Brooklyn.«
Als sie die anderen ansah, konnte Eilis nicht erkennen, ob sie das als etwas Positives für das Geschäft betrachteten oder als eine schlechte Nachricht.
»Wir werden farbige Frauen als Kundinnen in unserem Kaufhaus willkommen heißen. Und wir machen den Anfang mit Nylonstrümpfen. Wir werden das erste Geschäft auf dieser Straße sein, das Red-Fox-Strümpfe zu günstigen Preisen verkauft, und bald werden wir auch Sepia und Coffee dazunehmen.«
»Das sind Farben«, erklärte Miss Fortini.
»Farbige Frauen wollen Red-Fox-Strümpfe haben, und wir verkaufen sie ihnen, und Sie beide werden zu jedem höflich sein, der in dieses Kaufhaus kommt, ob farbig oder weiß.«
»Sie sind beide immer sehr höflich«, sagte Miss Fortini, »aber sobald das erste Plakat ins Schaufenster kommt, werde ich sie im Auge behalten.«
»Vielleicht werden wir Kundinnen verlieren«, warf Miss Bartocci ein, »aber wir werden jede bedienen, die etwas kaufen möchte, und zwar zu den besten Preisen.«
»Die Red-Fox-Strümpfe werden allerdings gesondert ausliegen, nicht bei den anderen, normalen Strümpfen«, sagte Miss Fortini. »Anfangs jedenfalls. Und Sie beide, Miss Lacey und Miss Delano, werden an dem betreffenden Ladentisch stehen, und Ihre Aufgabe ist es, so zu tun, als sei gar nichts dabei.«
»Das Plakat kommt heute vormittag ins Schaufenster«, fügte Miss Bartocci hinzu. »Und Sie stehen da und
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