Brotherband - Die Bruderschaft von Skandia: Band 1 (German Edition)
Klumpen Eisen zum Üben gegeben. Dachte, er könnte genauso gut auch das hier nehmen«, brummte Thorn.
Er stöberte zwischen den Dingen, die an der Wand standen, und schob manches zur Seite, um zu sehen, was sich dahinter verbarg.
»Eine gute Wahl«, sagte Erak und sah Hal an. »Das ist ein ausgezeichnetes Schwert.«
Hal nickte. »Es fühlt sich auf jeden Fall viel besser an als das, was ich zum Üben bekommen habe.«
»Dazu gehört nicht viel«, meinte Erak. »Die Übungswaffen sind meist ziemlich schlecht. Gute Schwerter sind gar nicht so leicht zu finden. Thorn!«, rief er dann, abgelenkt von dessen Wühlerei zwischen seinen Schätzen. »Suchst du nach irgendetwas Bestimmtem oder willst du mich einfach ausrauben?«
»Du hattest drei oder vier gallische Schilde«, antwortete Thorn. »Dachte, du könntest einen an den Jungen abtreten. Die haben ihn mit dem Wagenrad eines Ochsenkarrens ausgestattet.«
»Hinter dem ausgestopften Bären«, antwortete Erak mit einer Handbewegung.
Thorn sah hinter den riesigen ausgestopften Bären, der sich schon seit einigen Jahren in Eraks Lagerraum befand und ziemlich mitgenommen aussah – wohl weniger aufgrund der Jahre, sondern eher wegen der Motten. Ein metallisches Klappern war zu hören, als Thorn einen Schild herauszog. Einige andere fielen dabei zu Boden. Thorn ließ sie liegen, wo sie waren, und reichte Hal den Schild. Er hatte einen Holzrahmen, der mit einer gewölbten Metallplatte versehen und dunkelblau gestrichen war, mit einem weißen Querstreifen in der Mitte. Der obere Rand war gerade. Die Seiten waren oben ebenfalls gerade und ab der Hälfte abgerundet, sodass sie am unteren Ende in einer Spitze zusammenliefen. Hal schob den Arm durch den Lederriemen, fasste den Griff und probierte aus, wie er sich handhaben ließ.
»Der ist ja um einiges leichter«, rief er begeistert.
»Die Gallier machen gute Schilde«, bestätigte Erak. »Aber vergiss nicht, er ist ein wenig zu leicht, um einen Axtschlag von vorne abzufangen. Du musst dann versuchen, die Axt so gut du kannst abzuleiten.«
»Wie mache ich das?«, fragte Hal. Zu seiner Überraschung blickte Erak zu Thorn, und er war es auch, der antwortete.
»Recke den Schild nicht in den Schlag hinein, sondern halte ihn schräg, damit die Axt abrutscht. Zur Not kannst du auch mal abblocken, aber versuch das nicht zu oft.« Er sah Hal vielsagend an. »Hab nicht gehört, dass du dich beim Oberjarl dafür bedankt hast, dass er dir den Schild gibt«, sagte er.
»Oh! Ja, natürlich, danke, Oberjarl«, sagte Hal.
Erak grinste. »Ich hatte ja wohl keine andere Wahl. Thorn hat mir befohlen, ihn abzugeben, oder?«
Thorn schnaubte und murrte etwas und Hal lächelte.
»Na ja, trotzdem vielen Dank. Und dir danke ich auch, Thorn, für das Schwert.«
Thorn winkte ab und deutete Richtung Tür.
»Es gehört rechtmäßig sowieso dir«, sagte er. »Jetzt komm mit. Zeit, dass wir dich zurück zum Quartier bringen.«
Erak hob die Hand. »Wenn du nichts dagegen hast, Thorn, würde ich gern mal ein paar Worte allein mit Hal wechseln. Kannst du kurz draußen warten, bitte?«
»Worüber wollt ihr denn reden?«, fragte Thorn.
Erak sah zu Hal, den Kopf zur Seite gelegt. »Hal, verstehst du den Ausdruck ›ein paar Worte allein‹?«, fragte er. Hal nickte und der Oberjarl fuhr fort. »Dann kannst du es später Thorn erklären, ja?«
»Also gut, meinetwegen!«, sagte Thorn unwirsch, weil seine Neugierde nicht befriedigt wurde. »Ich geh ja schon. Aber braucht nicht zu lange!«
Kapitel einundzwanzig
E rak wartete, bis die Tür sich hinter Thorn geschlossen hatte. Er blickte sich um, sah eine Holzkiste mit einem gepolsterten Deckel und setzte sich, wobei er Hal bedeutete, sich auch einen Platz zwischen all den Dingen zu suchen. Als der Junge sich auf einem schmalen Stuhl in Form eines Elefanten gesetzt hatte, betrachtete der Oberjarl ihn einige lange Minuten.
Hal merkte, dass Erak nicht ganz sicher war, wie er anfangen sollte. Wir könnten hier auch noch schweigend herumsitzen, bis dieser Elefant zum Leben erwacht, dachte er.
»Ähm … Oberjarl?«, sagte er zögernd.
Erak zuckte zusammen und merkte erst jetzt, dass er nur dagesessen und den Jungen angestarrt hatte.
»Ich wollte mich bei dir bedanken«, sagte er.
»Mir danken?«, fragte Hal verblüfft. »Wofür denn?«
»Für das, was du für Thorn getan hast«, antwortete der Oberjarl.
»Was hab ich denn getan? Ich hab doch gar nichts gemacht. Er tut dauernd etwas für mich.«
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