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Brotherband - Die Bruderschaft von Skandia: Band 1 (German Edition)

Brotherband - Die Bruderschaft von Skandia: Band 1 (German Edition)

Titel: Brotherband - Die Bruderschaft von Skandia: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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deine Mutter zu beschützen. Thorn wusste nicht, wie ein einarmiger Mann das schaffen könnte. Er hatte das Gefühl, er hätte seinen Freund im Stich gelassen. Und dich und deine Mutter.«
    »Kein Wunder, dass er anfing zu trinken«, sagte Hal mehr zu sich selbst. Er sah sich in der Schatzkammer um, sein Blick fiel auf die große Kiste, die Thorn gehörte.
    »Er hatte großes Glück, dass du sein Freund warst und ihn davon abgehalten hast, seine Sachen zu verschleudern«, sagte er.
    Erak bewegte verlegen die Füße. »Das schuldete ich ihm.«
    »Weil du sein Skirl warst?«, fragte Hal. In den wenigen Tagen, die er als Skirl einer Bruderschaft verbracht hatte, war ihm klar geworden, dass in einer Mannschaft Loyalität beidseitig sein musste. Ein Skirl musste seiner Mannschaft gegenüber loyal sein, genau wie sie es ihm gegenüber sein musste.
    »Zum Teil«, stimmte Erak zu. »Aber hauptsächlich deshalb, weil ich derjenige war, der sie ihm abgehackt hat.«
    Die furchtbaren Worte waren beinahe beiläufig ausgesprochen worden und im ersten Moment erkannte Hal gar nicht ihre Bedeutung. Dann fiel ihm der Kinnladen herunter.
    »Du?«, stieß er hervor. »Aber … ich dachte, er hätte sie in einer Schlacht verloren? Ich dachte …« Er schwieg. Er wusste gar nicht genau, was er gedacht hatte.
    »Es war dieselbe Fahrt, bei der dein Vater starb. Auf dem Heimweg überraschte uns ein früher Sturm. Er tauchte einfach aus dem Nichts auf. Bevor ich wusste, wie uns geschah, hatte er uns erwischt und den Mast gekappt. Es gab ein Riesendurcheinander von Tauen und Maststücken, die über die Seite hingen und uns fast zum Kentern brachten. Thorn war der Erste, der damit begann, die Taue durchzuhacken. Er griff über die Seite, um ein Stück Mast wegzuschieben, und seine rechte Hand verfing sich in dem Gewirr. Wir kappten alles, bevor wir merkten, dass er darin gefangen war. Der Mast ging seitlich über Bord und er mit ihm. Ich hatte nur Sekunden, um zu handeln.«
    »Du hast seine Hand abgehackt?«, fragte Hal entsetzt.
    Erak nickte mit regloser Miene.
    »Ich musste mich entscheiden. Entweder er verlor seine Hand oder sein Leben. Später sagte er mir, er wünschte, ich hätte ihn mit dem Mast über Bord gehen lassen.« Er schüttelte den Kopf bei der Erinnerung.
    »Ich glaube nicht, dass ich den Mut hätte, das zu tun, was du getan hast«, sagte Hal.
    Erak zuckte mit den Schultern. »So mutig war das gar nicht«, erwiderte er. »Es war nicht meine Hand.« Er schien mit Nachdruck die Erinnerung an diesen furchtbaren Tag abschütteln zu wollen. »Jedenfalls ist das der Grund, weshalb ich so froh bin, dass Thorn wieder ein Interesse am Leben hat. Er sieht, dass du Fähigkeiten hast, die seine übersteigen, und er will dir helfen.«
    »Meine Fähigkeiten? Aber er war der Maktig! Was bin ich dagegen schon?«
    »Du bist ein Denker. Ein Planer. Und du bist ziemlich schnell zu einem Anführer geworden, nach allem, was Sigurd mir erzählt. Ich kann hinaus auf die Straße gehen und mindestens hundert Männer finden, die gute Axtkämpfer sind. Aber Anführer? Denker und Erfinder? Die kommen einem nicht allzu oft unter, und das weiß Thorn.« Erak lächelte. »Wir hatten mal vor ein paar Jahren so einen kleinen Fuchs hier, der uns half, die Temujai in die Flucht zu schlagen. Er war auch so ein Anführer und Denker.«
    »Das war der Waldläufer, oder? Aus Araluen?«
    »Genau der. Ich mochte ihn irgendwie. »Wir brauchen Leute wie ihn … und dich«, fügte er hinzu.
    Hal nickte nachdenklich. »So habe ich das nie gesehen.«
    »Tja, dann fang mal damit an«, sagte Erak. »Außerdem bist du ein guter Steuermann. Nur wenige Männer hätten das Schiff so hereinbringen können, wie du das gemacht hast.«
    Hal grinste. »Meine Knie waren dabei weich wie Gummi«, gestand er. »Ich hatte furchtbare Angst, ich würde die Wolfswind rammen.«
    »Und das zu Recht«, sagte Erak. »Ich habe auch nicht gesagt, dass es schlau war, ich habe nur gesagt, du bist ein geschickter Steuermann.«
    Hal grinste. »Verstanden«, sagte er. Dann wurde er wieder ernst. »Danke, dass du mir von Thorn erzählt hast, Oberjarl.«
    »Schon in Ordnung. Ich fand es an der Zeit, dass du davon weißt. Aber verrate es Thorn nicht. Er mag es nicht, daran erinnert zu werden, was und wer er einmal war. Es ist zu schmerzhaft.«
    »Aber wie können die Leute vergessen haben, dass er der Maktig war?«, fragte Hal.
    Erak verzog das Gesicht. »Es ist lange her, fast zwanzig Jahre – lange,

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