Broughton House - Haus der Sehnsucht
wollten. Als könnte sie durch heftiges Zusammenpressen des Körpers die Erinnerungen verleugnen.
Aber wollte sie das überhaupt? Hielt nicht ein verräterischer Teil von ihr hartnäckig daran fest? Bewahrte er sie nicht eifersüchtig und schützte sie, Fern, vor Nicks Bosheiten und ihren eigenen Schuldgefühlen?
Er sorgte dafür, dass sie nicht nur daran dachte, wie sie geweint und Adam angefleht hatte, sie in die Arme zu nehmen, sie festzuhalten und – das Schamloseste von allem – sie zu lieben, und erinnerte sie stattdessen an Adams sanfte Liebkosungen, an die Freude und die Lust, die er ihr bereitet hatte, an seine Zärtlichkeit und seine Leidenschaft. Als wären sein Begehren und sein Verlangen so groß gewesen, dass er sich nicht länger hatte zurückhalten können. Als liebte er sie tatsächlich.
Trotzdem hatte sie weiterhin versucht, ihre wahren Gefühle zu leugnen. Sie hatte sich eingeredet, sie könne ihren Körper zwingen, ebenso auf Nicks Liebkosungen zu reagieren. Natürlich hatte es nicht geklappt. Es würde niemals klappen.
Bis zu jenem Tag hätte sie nicht im Traum daran gedacht, dass ihr Körper zu solchen Reaktionen fähig wäre und sie eine derartige Lust, ein derartiges Verlangen empfinden könnte. Dass sie ihre prüde Erziehung überwinden würde, die eine Barriere vor ihrer Sexualität errichtet und sie daran gehindert hatte, selber die Initiative zu ergreifen, zu begehren und zu fordern.
Fern stöhnte leise tief in der Kehle, aber es war zu spät. Erbarmungslos zerrten die Erinnerungen sie in die Vergangenheit zurück, in Adams gemütliches, einladendes Heim, und sie spürte erneut jene Erleichterung und Sicherheit, die sie immer in seiner Gegenwart empfunden hatte.
Anfangs war sie zu verwirrt gewesen, um sich zu wehren, als er sie auf der Straße aufgelesen hatte. Doch als sie auf seinem weichen Sofa saß und Adam darauf bestand, dass sie ihm alles erzählte, war sie plötzlich wieder zur Vernunft gekommen. Energisch hatte sie sich gegen den Druck seiner Hände gewehrt.
Wie konnte sie Adam erzählen, was passiert war? Wie konnte sie zugeben, dass sie als Ehefrau – als Frau – versagt hatte? Dass Nick, ihr Mann, ein Verhältnis mit einer anderen Frau hatte?
Vor ihrer Heirat hatte Nick einmal behauptet, Adam würde sich gewiss freuen, wenn sie sich verlobten. „Er scheint sich Sorgen zu machen, dass du ihn – zu nett finden könntest. Dass du manche Dinge falsch verstanden hättest … Dir einbildest, dass er … Nun, dass du eure Beziehung ernster nimmst, als er es tut.“
Wie verlegen war sie bei Nicks Worten geworden, und wie gekränkt war sie gewesen. Ihr Gesicht hatte gebrannt vor Scham, dass Adam dem Stiefbruder seine Sorgen anvertraut hatte.
Von da an war sie Adam aus dem Weg gegangen, damit er merkte, dass er sich geirrt hatte. Dass sie niemals so dumm sein würde, anzunehmen, dass er ein sexuelles Interesse an ihr haben könnte. Sie hatte Nicks besitzergreifendes Verhalten über sich ergehen lassen und war ihm dankbar gewesen, dass er ihr eine peinliche Situation erspart hatte.
„Ich muss gehen“, sagte sie mit bebender Stimme in Adams Wohnzimmer.
Doch Adam schüttelte den Kopf und versperrte ihr mit seinem kräftigen Körper den Weg. „Nicht bevor du mir gesagt hast, was los ist. Ich meine es ernst, Fern“, fügte er freundlich hinzu.
„Es ist nichts – nichts“, erklärte sie.
Seine Lippen wurden schmal. Er beugte sich vor und berührte mit den Fingerspitzen ihr tränenüberströmtes Gesicht.
„Nichts?“, fragte er und beobachtete sie aufmerksam. „Weshalb hast du dann geweint?“
In diesem Augenblick hätte sie sich zusammenreißen müssen. Sie hätte daran denken sollen, in welchem Verhältnis sie zueinander standen, und das Haus sofort verlassen müssen. Stattdessen hatten seine freundlichen Worte die Schleusen geöffnet, hinter denen sie ihre Gefühle sorgsam verborgen hatte. Sie war in Tränen ausgebrochen und hatte so heftig geweint, dass ihr ganzer Körper unter der Wucht ihres Ausbruchs erbebt war.
Keinen Ton hatte sie herausbekommen und sich nicht wehren können, als Adam sie plötzlich an sich zog und ihr Gesicht an seine Schulter legte. Er hatte eine Hand in ihr Haar geschoben, die Arme um sie gelegt und sie sicher gehalten.
Es war wie ein Hafen, eine Zuflucht gewesen.
Sie hatte seinen vertrauten männlichen Duft gerochen und seinen warmen Körper gespürt, und ihre Spannung hatte sich allmählich gelöst.
Anschließend hatte sie Adam
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