Broughton House - Haus der Sehnsucht
immer wieder so leidenschaftlich, dass Eleanor nicht mehr ein noch aus wusste.
Tränen brannten in ihren Augen, und ihr Hals schnürte sich zusammen. Sie war hin und her gerissen zwischen der Freude darüber, was sie gerade erlebte, und dem schlechten Gewissen, weil sie so egoistisch war und so etwas erlebte, während Marcus …
„Du ahnst nicht, wie sehr ich mich nach diesem Augenblick gesehnt habe“, hörte sie ihn sagen. „Ich wollte unbedingt wissen, wie dein Körper auf mich reagiert, und deine Erregung und dein Verlangen spüren.“ Er senkte den Kopf und küsste sie erst träge und dann noch einmal leidenschaftlich.
Zu Eleanors Erstaunen reagierten ihr Körper und ihre Sinne sofort. Sie öffnete die Augen, sah Marcus an und war zu erschrocken, um ihre Gefühle zu verbergen. Sie errötete ein wenig, als er sie betrachtete. Sein Blick verriet, dass er ihre Gedanken und ihr Verlangen erkannt hatte.
Ja, damals war alles ganz anders gewesen. Schmerzlich schloss Eleanor die Augen und versuchte, endlich einzuschlafen.
18. KAPITEL
R uckartig wachte Fern auf und war einen Moment verwirrt wegen der fremden Umgebung und des Albtraums, den sie gerade überstanden hatte.
Es war lange her, dass sie an ihre Hochzeit gedacht oder gar von ihr geträumt hatte. Doch heute Nacht … Zitternd setzte sie sich in dem altmodischen Bett auf und zog das Laken in die Höhe.
Jetzt, nachdem sie richtig wach war, roch sie den kalten, ein wenig muffigen Geruch des alten Hauses. Seltsamerweise war er ihr nicht unangenehm. Im Gegensatz zu ihrem Traum.
Sie schlang die Arme um die Knie und blickte zu dem gardinenlosen Fenster. Cressy hatte erzählt, dass sie noch keine Zeit gefunden hätte, mehr als das Notwendigste im Haus zu tun.
„Ich gebe es ohne Weiteres zu“, hatte sie lächelnd gestanden. „Weder Graham noch ich halten viel von Volants und Blümchenmustern.“
„Das ist auch nicht nötig“, hatte Fern der Freundin versichert. „Was ihr hier braucht, sind meterweise schöner Brokat, bestickte Vorhänge und so weiter.“ Ihr künstlerischer Sinn hatte sich sofort geregt, und sie hatte in Gedanken schon die leeren Räume eingerichtet.
Die Landschaft vor dem Fenster war noch in Dunkelheit gehüllt – ebenso wie die Kirche in ihrem Traum. Alle Gestalten waren verschwommen und schattig gewesen. Nur nicht die eine, die sie in höchster Angst um Hilfe angefleht hatte, als sie hörte, wie der Pfarrer Nick und sie zu Mann und Frau erklärte.
Adam! Fern fühlte seinen Namen noch auf den Lippen und spürte die kalte Verzweiflung und die Panik, die sie erfasst hatten.
„Adam … Adam!“, hatte sie in ihrer Angst geschrien und war zu ihm geeilt – weg von Nick, jenem Mann, dem sie soeben das wichtigste, bedeutungsvollste Gelöbnis ihres Lebens gegeben hatte.
Sie hatte Nick geheiratet, obwohl sie Adam liebte.
Heiße Tränen flossen ihre Wangen hinab. Cressy hatte sie mit jener Wirklichkeit konfrontiert, die sie, Fern, bisher erfolgreich unter dem Deckmantel der Pflicht und Verantwortung verborgen hatte.
Auch unter dem Deckmantel der Angst? Vielleicht vor allem das. Nicht der Angst, ihre Liebe zu Adam zugeben zu müssen, sondern vor den Folgen, die dieses Geständnis nach sich ziehen würde.
Cressy hatte ihr klargemacht, dass sie nicht länger mit Nick verheiratet bleiben konnte.
Seltsam, dass ein anderer ihr zeigen musste, wie Nick wirklich war. Wie er sie beeinflusst, kontrolliert und benutzt hatte.
„Weshalb bloß?“, hatte Fern die Freundin hilflos gefragt.
„Weshalb? Weil er solch ein Mensch ist“, hatte Cressy ungerührt erklärt. „Es gibt keine logische Begründung dafür, Fern. Ich habe seit Jahren danebengestanden und beobachtet, wie Nick dich mit Schuldgefühlen und Ängsten überhäuft und dir aus reinem Vergnügen Belastungen aufgebürdet hat, die du nicht auf dich zu nehmen brauchtest. Aus einem unerfindlichen Grund hast du dir eingeredet, ihm solch ein Opfer, solche eine Selbstaufopferung schuldig zu sein. Aber das bist du nicht, Fern. Er sollte sich schuldig fühlen, nicht du. Weshalb in aller Welt müsstest du ein schlechtes Gewissen haben?“
Fern legte den Kopf auf die Knie und schloss die Augen. Cressy kannte nicht die ganze Wahrheit. Die Freundin wusste nicht, dass sie ihr Ehegelübde ebenfalls gebrochen und Adam gezwungen hatte, aus Mitleid und Erbarmen mit ihr …
Erschrocken riss Fern die Augen wieder auf und straffte sich, um die Gedanken zu vertreiben, die sich in ihrem Kopf bilden
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