Broughton House - Haus der Sehnsucht
ich Nick ja gegenübertreten.“
„Lass dich bloß nicht von ihm umstimmen, Fern“, warnte Cressy die Freundin. „Du bist ihm absolut nichts schuldig.“
„Du hast dafür gesorgt, dass ich Nick in einem ganz anderen Licht sehe“, sagte Fern. „Ich habe erkannt … Bisher dachte ich immer, ich wäre an allem schuld. Es wäre meine Pflicht, unsere Ehe aufrechtzuerhalten.“
„Nick hat dich immer viel zu stark beeinflusst. Er hat dich benutzt“, sagte Cressy grimmig. „Du bist der verletzte Teil in eurer Ehe, nicht er. Er ist dir untreu geworden. Mit einem guten Scheidungsanwalt …“
Fern schüttelte heftig den Kopf. „Nein, das möchte ich nicht“, erklärte sie ungewöhnlich entschlossen. „Ich will nichts aus dieser Ehe, Cressy. Ich hätte das Gefühl, es wäre irgendwie beschmutzt … Ich würde davon beschmutzt.“
„Aber es steht dir zu.“
Erneut schüttelte Fern den Kopf. „Nein, wirklich nicht. Ich habe finanziell nichts zu unserer Ehe beigetragen.“ Sie lächelte, weil die Freundin protestieren wollte. „Es stimmt. Wir haben keine Kinder. Es gibt keinen Grund, weshalb Nick mir Unterhalt zahlen sollte. Ich möchte das nicht.“
„Du irrst dich gewaltig. Du hast sehr hart für ihn gearbeitet, Fern, viel härter, als eine andere Frau es getan hätte. Auch viel härter, als er es je für dich getan hat. Sei kein Dummkopf. Ich weiß, was in dir vorgeht. Selbst wenn du Glück hast, wird es eine ganze Weile dauern, bis du umgeschult worden bist. Auch gut ausgebildete Leute finden heutzutage nicht ohne Weiteres eine Stellung.“
„Das ist mir egal. Ich möchte es allein schaffen und etwas für mich selber tun“, erklärte Fern. „Ich werde schon zurechtkommen, Cressy. Ich kann putzen, auf Kinder aufpassen … Ganz gleich, wie schwer die Arbeit ist, ich werde sie annehmen. Ich möchte es“, fügte sie heftig hinzu. „Und ich brauche es.“
Cressy sah sie nachdenklich an. „Vielleicht hast du recht“, stimmte sie der Freundin leise zu. „Vergiss nicht, dass ich immer für dich da bin, und denk daran, dass ich dich als Trauzeugin möchte. Du hast Graham noch gar nicht kennengelernt. Bist du sicher, dass du nicht noch bleiben kannst?“
„Absolut sicher“, antwortete Fern und umarmte sie herzlich. „Danke, Cressy“, fügte sie hinzu.
„Wofür? Dass ich dir die Augen über Nick geöffnet habe? Es war mir ein Vergnügen.“
„Überleg es dir ja nicht wieder anders“, warnte die Freundin sie noch einmal, als sie ihr den Wagen stieg.
„Ganz bestimmt nicht“, versprach Fern.
19. KAPITEL
I rgendwie riechen Flughäfen überall auf der Welt gleich, dachte Eleanor erschöpft, während sie die Ankunftshalle in Marseille verließ. Abrupt blieb sie stehen. Nicht die kräftige provenzalische Sonne betäubte sie beinahe, sondern die unerwartete Intensität des reinen, flimmernden Lichtes, die von der heißen staubigen Luft verstärkt wurde.
„Ich schicke Ihnen jemanden, der Sie vom Flughafen abholt“, hatte Pierre Colbert gesagt, als sie seine Einladung am Telefon annahm. Nachdem sich ihre Augen an das blendende Licht gewöhnt hatten, sah sie sich zögernd um und suchte nach einem Fahrer, der ein Schild mit ihrem Namen in die Höhe hielt.
Es war niemand da. Einen Moment wurde ihre Aufmerksamkeit von einem Mann abgelenkt, der aus einem teuren offenen Cabriolet stieg. Er war groß und dunkelhaarig, ein typischer Franzose, und trug lässige Designergarderobe. Er war ungefähr in ihrem Alter, vielleicht ein wenig jünger, und sah sehr gut aus … Beinahe zu gut.
Eleanor errötete ein wenig, als er den Kopf drehte und merkte, dass sie ihn beobachtete. Bevor sie wegsehen konnte, lächelte er sie an und kam auf sie zu.
Eleanor wollte sich gerade abwenden, da streckte er die Hand aus, nannte ihren Namen und stellte sich vor.
„Ich bin André. Mein Onkel hat mich gebeten, Sie abzuholen. Er hat Sie hervorragend beschrieben“, fügte er hinzu. „Er sagte, Sie wären ungewöhnlich hübsch und ungewöhnlich klug. Mir gefallen ungewöhnlich hübsche, kluge Frauen sehr.“
Er lachte, während er das sagte, und lud sie ein, in seine Fröhlichkeit einzustimmen und bei seinem harmlosen Flirt mitzumachen.
Zu ihrem Erstaunen lachte Eleanor tatsächlich. Während sie ihr eigenes Lachen hörte, merkte sie, wie ungewohnt dies für sie war.
Wie lange war es her, dass sie so gelacht hatte? Dass sie sich so unbeschwert, ja beinahe sorglos gefühlt hatte?
Diese Frage sollte sie sich in den
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