Broughton House - Haus der Sehnsucht
ist. Bis zur Pubertät kam ich gut mit ihm aus, und er hat mich schrecklich verwöhnt. Meine Mutter und mein Stiefvater legten zu Hause die Spielregeln fest. Deshalb war es ein ziemlicher Schock für mich, als Dad plötzlich anfing, an mir herumzumeckern, mich über meine Treffen mit den Jungen ausfragte und mir alle möglichen Vorschriften machen wollte. Es kam mir vor, als wäre er gegen alles, was mir Freude bereitete. Manchmal haben wir uns schlimme Dinge an den Kopf geworfen. Inzwischen gibt es niemanden, dessen Meinung ich stärker schätze. Sie würden sich gut mit ihm verstehen, Marcus“, fügte sie hinzu. „Sie sind ihm ziemlich ähnlich. Passen Sie lieber auf: Man sagt, wenn ein junges Mädchen ein gutes Verhältnis zu seinem Vater hat, sucht es sich instinktiv einen Mann, der ähnlich wie er ist.“
Sondra lachte bei diesen Worten. Trotzdem hatte Marcus die wahre Bedeutung ihrer Bemerkung verstanden und den kleinen Schauer gespürt, der ihn dabei durchrieselte.
„Nun, erstens bin ich verheiratet und zweitens zu alt für Sie“, erwiderte er ebenso lachend. Doch er fürchtete, dass Sondra die leichte männliche Erregung bemerkte, die sie bei ihm ausgelöst hatte. Sondra war gekommen, um ihm einige Akten zu bringen und andere mitzunehmen. Da die Unterlagen noch nicht ganz fertig waren, bot sie an, inzwischen in die Küche zu gehen und eine Tasse Kaffee für sie beide zu kochen.
Wie und wann aus dem Kaffee ein Nachmittagstee geworden war, zu dem Sondra auch Vanessa und Sasha heruntergelockt hatte, damit sie ihr halfen, hätte Marcus nicht mit Sicherheit sagen können.
Auch nicht, wie er plötzlich auf den Gedanken gekommen war, seine Arbeit liegen zu lassen und die drei zu einem „richtigen“ Nachmittagstee auszuführen. Oder weshalb Sondra ihn hatte überreden können, die beiden Mädchen zu einem exklusiven Freizeitklub mitzunehmen, in dem sie vorübergehend Mitglied war. Als er Zweifel äußerte, hatte sie fröhlich gemeint, er solle doch mitkommen und ein väterliches Auge auf sie werfen.
Natürlich hatte er es nicht getan und auch ihren Vorschlag nicht aufgegriffen, er könne sie zum Dank ja zum Dinner einladen.
Als die junge Amerikanerin beiläufig erwähnte, dass sie sich zwei Tage freigenommen hätte, um die Stadt ein bisschen zu erkunden, hatte Vanessa gebeten, Sondra begleiten zu dürfen.
Marcus hatte seiner Tochter schonend beibringen wollen, dass Sondra gewiss keinen Wert auf ihre Gesellschaft legte. Doch die Amerikanerin hatte ihn überstimmt und versichert, nichts würde ihr mehr Freude bereiten.
Sie war am frühen Morgen gekommen und hatte die beiden Mädchen mitgenommen, damit er in Ruhe und Frieden arbeiten könne, womit er kaum noch gerechnet hatte.
Doch statt sich auf seine Akten zu konzentrieren, betrachtete er jetzt Eleanors Foto. Sie würde morgen aus Frankreich zurückkehren. Plötzlich wünschte er, er wäre bei ihr, weit weg von dieser aufreizenden, gefährlichen Frau, die keinen Zweifel an ihrem Verlangen nach ihm ließ. Weil ihn die Amerikanerin nicht interessierte oder weshalb?
Sondra sah ihn erstaunt, ja beinahe verärgert an, als er ihr seine Absicht mitteilte und sie fragte, ob sie zwei Nächte bei den Mädchen bleiben könnte. Das hatte sie weder erwartet noch gewollt.
Trotzdem stimmte sie zu. Vorher berührte sie allerdings seinen Arm, beugte ihren Körper etwas zu dicht zu ihm hinüber und schlug mit vielsagendem Blick unter ihren dichten Wimpern vor, doch erst morgen früh zu reisen.
„Wahrscheinlich geht Ihre Frau heute Abend mit ihren Geschäftspartnern aus und hat gar keine Zeit, sich um Sie zu kümmern“, sagte sie. „Essen Sie doch mit uns, und fliegen Sie morgen früh.“
„Das hatte ich ursprünglich vor“, log Marcus ungerührt. „Doch der einzige Flug, den ich kurzfristig bekommen kann, geht heute Abend. Ich habe nur Ihre Rückkehr abgewartet, um die Buchung zu bestätigen.“
„Ihre Frau kann von Glück sagen“, meinte Sondra leise. „Ich wünschte, es gäbe auch in meinem Leben einen Mann, der mich so vermisst.“
Obwohl sie lächelte, lag ein lauernder Blick in ihren Augen. Er verriet Marcus, was sie wirklich dachte.
Normalerweise hätte ihr Verhalten ihn höchstens belustigt. Situationen wie diese waren ihm nicht neu. Glücklicherweise ahnte Sondra nicht, dass sich hinter seiner männlichen Empfänglichkeit für ihr Angebot eine gefährliche Mischung aus Wut und Verärgerung über Eleanor verbarg.
Weshalb? Weil Eleanor zu sehr mit
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