Broughton House - Haus der Sehnsucht
mehr erwähnt.“
Zoe zuckte achtlos die Schultern. „Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht“, antwortete sie. Es klang, als wäre sie nicht sonderlich interessiert. „Ben hat inzwischen mehrere Besprechungen mit Clive gehabt. Alles scheint problemlos weiterzugehen. Ich muss unbedingt mit Clive darüber reden, ob wir nicht ein Stück des Gartens für das Baby abtrennen können.“
Kinder mussten frische Luft haben. Sie brauchten Sicherheit und die Liebe beider Eltern, nicht nur die eines Elternteils.
Mutter ist ungerecht, wenn sie mir vorwirft, Ben zu vernachlässigen, dachte Zoe, nachdem Heather gegangen war. Sie kannte längst nicht die ganze Wahrheit. Sie wusste zum Beispiel nicht, welche Schuldgefühle die Tochter quälten, weil sie das Kind ursprünglich abgelehnt und beinahe gehasst hatte. Natürlich würde sie das Baby später dafür entschädigen. Sie würde es von ganzem Herzen lieben und es vor jeder Zurückweisung durch Ben beschützen.
Sie liebte Ben immer noch, aber ihr Verhältnis war nicht mehr dasselbe wie früher. Wie könnte es? Im Gegensatz zu ihr übernahm Ben die Elternschaft nicht freiwillig. Er gab es zwar nicht zu, aber Zoe war sicher, dass er ihr innerlich vorwarf, die falsche Entscheidung getroffen zu haben.
Als er vor drei Tagen erst in den frühen Morgenstunden nach Hause gekommen war, hatte sie ihn beschuldigt, ihr bewusst aus dem Weg zu gehen. Gewiss bedauerte er schon lange, dass er bei ihr geblieben war.
„Ich mache Überstunden, weil wir das Geld brauchen“, hatte Ben erschöpft erklärt. „Wenn das Baby da ist …“
„Wenn das Baby da ist, haben wir das Hotel“, hatte sie ihn angefahren und bitter hinzugefügt: „Du hast keinen Grund, den Märtyrer zu spielen.“
„Nein, es reicht, wenn einer von uns das tut“, hatte er ihr gelassen zugestimmt.
Später, als sie weinend im Badezimmer saß, hatte er sich entschuldigt und sie gebeten, sich nicht aufzuregen, sondern an das Kind zu denken.
Sie hätte beinahe hysterisch aufgelacht und erklärt, eigentlich müsste er doch erleichtert sein, wenn sie ebenso wie Sharon eine Fehlgeburt bekäme. Doch sie hatte die Worte nicht ausgesprochen – nicht, um Ben zu schonen, sondern wegen des Babys und um das Schicksal nicht herauszufordern.
Ob es zutraf, dass Babys etwas von den Gefühlen ihrer Mutter spürten, während sie in deren Bauch waren? Würde ihr Kind wissen, dass es ursprünglich unerwünscht gewesen war?
Inzwischen war Zoe entsetzt, dass sie je so hatte denken können. Wenn sie zurückblickte, war ihr, als wäre sie damals ein ganz anderer Mensch gewesen.
Sie hätte sich verändert, behauptete ihre Mutter. Zoe war das recht. Sie war viel zu selbstsüchtig und oberflächlich gewesen.
Jetzt machte sie jeden Tag Gymnastik und beschäftigte sich mit Büchern und Zeitschriften über Schwangerschaft und Geburt. Sie war entschlossen, alles zu tun, was für das Kind nützlich war. Auf diese Weise wollte sie es für den irreparablen Schaden entschädigen, den sie ihm beinahe zugefügt hätte.
Seit ihrem Streit neulich nachts war Ben sehr ruhig und zurückhaltend geworden. Doch Zoe weigerte sich, ihn auf sein Verhalten anzusprechen. Für sie kam jetzt das Baby an erster Stelle.
Ben war erwachsen. Außerdem war es Unsinn, dass er so viele Überstunden machte. Sobald sie das Hotel hatten, ging es ihnen finanziell wesentlich besser. Da die Wohnung im selben Haus liegen würde, konnte sie ohne größere Schwierigkeiten ihre Arbeit mit der Pflege des Babys verbinden. Nur für das Restaurant musste Ben jemand anders einstellen, weil sie das Kind abends nicht allein lassen konnte.
Plötzlich fiel Zoe ein, dass sie gerade einen interessanten Artikel gelesen hatte, als ihre Mutter gestern Abend anrief und fragte, ob sie vorbeischauen könnte. Wo hatte sie die Zeitschrift hingelegt? Sie entdeckte das Heft unter einem Berg Werbepost oben auf dem Schrank.
Während sie an der Zeitschrift zog, flog der ganze Stapel herunter, und Zoe kniete nieder, um die Blätter wieder einzusammeln.
Ein Brief von Clive lag zwischen den Prospekten. Ben hatte nichts davon erzählt. Gerade wollte sie das Schreiben zurücklegen, dann stutzte sie und begann zu lesen.
Sie überflog die Zeilen zunächst nur flüchtig und las sie anschließend noch einmal. Langsam wurde ihr der Inhalt klar.
Sie könnten nicht mit dem Hotel weitermachen, schrieb Clive. Die Schwierigkeiten mit dem Bauausschuss wären nicht zu überwinden. Außerdem hätte er Ben ja schon bei
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