Broughton House - Haus der Sehnsucht
hatte. Sie war auch nicht nervös, weil sie nicht wusste, ob es richtig war oder nicht. Sie fragte sich weder, was Ben jetzt empfand, noch wie er reagieren würde. Darüber war sie längst hinaus.
Als die Schwester in der Klinik die Spritze zu ihrem Arm gesenkt hatte, war ihr schlagartig bewusst geworden, dass sie diesen Schritt niemals tun konnte. Die Erkenntnis war so überwältigend, so zwingend gewesen, als hätte sie bis dahin unter einem Schock gestanden und wäre daraus erwacht.
Alle waren furchtbar nett zu ihr gewesen – nett und besorgt. Zoe hatte sogar den Eindruck, dass sie sich über ihren Entschluss gefreut hatten.
Obwohl es noch viel zu früh dafür war, hätte sie schwören können, dass das Baby vor Erleichterung einen Salto geschlagen hatte.
Für dich ist es gut, hatte sie stumm zu ihrem Kind gesagt. Du wirst leben. Aber Bens Liebe zu mir wird versiegen.
Nach dieser ersten Gefühlswallung hatte sie weder Freude noch Erleichterung empfunden. Nur eine unendliche Leere, die sie von jedem Gedanken an die Folgen abhielt.
Sie hatte noch gar nicht überlegt, wie sie es Ben sagen sollte.
„Schwanger?“ Ben fuhr herum und sah sie erschrocken an.
„Seit wann … Wie lange …?“
„Jetzt schon beinahe zwölf Wochen“, erzählte Zoe ausdruckslos. „Ich werde die Schwangerschaft nicht abbrechen, Ben“, fügte sie entschlossener hinzu. „Es tut mir leid, aber ich bringe es auf keinen Fall über mich … Ich habe es versucht.“
„Was hast du getan?“
Sie hörte das Entsetzen, ja, den Abscheu in seiner Stimme. Wie ein Skalpell drang es in ihr Herz. Es schmerzte so entsetzlich, dass Zoe kaum noch Luft bekam und ihr Körper sich heftig dagegen wehrte.
„Ich kann nichts dafür“, fuhr sie tonlos fort. „Versuch gar nicht erst, mich umzustimmen. Du – du hast noch genügend Zeit, jemand anders für das Hotel zu finden. Ich bedauere unendlich, dass ich dich im Stich lassen muss, Ben, aber …“
Ben hörte gar nicht zu. Mit ausdrucksloser Miene fragte er: „Weshalb hast du mir nichts davon gesagt, Zoe? Du bist seit drei Monaten schwanger und erwähnst es mit keinem Wort? Weshalb nicht?“
Hilflos zuckte Zoe die Schultern. „Wozu hätte das gut sein sollen? Ich wusste im Voraus, wie du reagieren würdest. Du hattest nie einen Zweifel darüber gelassen, dass du keine Kinder haben möchtest.“
„Wir wollten beide keine Kinder“, unterbrach er sie schroff.
„Richtig“, stimmte sie ihm zu. Wie sollte sie Ben erklären, was mit ihr geschehen war? Er konnte ihre Gefühle oder ihre inneren Konflikte nicht nachempfinden. Auch nicht den grimmigen Kampf, den das neue Leben in ihr um seine Existenz gefochten hatte.
„Du hättest es mir sagen müssen, Zoe.“
Sie hörte die Gefühlswallung in seiner Stimme. „Ich wollte dies wirklich nicht“, erklärte sie kläglich. „Eigentlich hatte ich das Baby wegmachen lassen wollen … Aber ich konnte es nicht. Über die seelischen Vorgänge bei einem Schwangerschaftsabbruch hatte ich vorher nie nachgedacht. Ich dachte, es wäre ganz leicht, und wir könnten anschließend einfach so weitermachen wie bisher. Ich wollte dies wirklich nicht, Ben“, wiederholte sie. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, und sie sah Ben zum ersten Mal an. „Ich habe es dir nicht gesagt, weil ich dich nicht damit belasten wollte. Ich wusste, was du dazu sagen würdest. Und … Und es musste sowieso meine Entscheidung sein.“
„Deine Entscheidung?“, fragte er scharf. „Deine Entscheidung über unser Kind, unser Leben?“
Zoe ließ ihn nicht aus den Augen. „Ich werde meine Meinung nicht ändern, Ben“, warnte sie ihn. „Du kannst mich nicht zu einer Abtreibung zwingen.“
Einen Moment sahen sie sich nicht wie Liebende, sondern wie zwei Gegner an.
Als Ben endlich sprach, klang seine Stimme vor Zorn schroff und viel zu laut. „Glaubst du wirklich, dass ich so etwas tun würde? Dass ich dich zu einer Abtreibung zwingen könnte?“
„Bei Sharon hättest du es gern getan“, erinnerte Zoe ihn.
„Sharon ist erst sechzehn und noch ein halbes Kind. Und sie erwartete das Kind eines ebenso verantwortungslosen Jungen. Beide waren weder in der Lage noch dazu bereit, Eltern zu werden und dem Kind jene Liebe und Sicherheit zu geben, die es verdient und gebraucht hätte. Wir sind dagegen erwachsen. Glaubst du ernsthaft …“ Er, holte tief Luft. „Meine Güte, Zoe, ich liebe dich. Gut, ich gebe zu, dass ich keine Kinder haben wollte. Aber für diese Schwangerschaft
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