Broughton House - Haus der Sehnsucht
vor sich sah, bekam sie plötzlich furchtbare Angst.
„Ben?“, fragte sie ängstlich. Letzte Nacht hatten sie sich aufrichtig geliebt, aber heute …
Erneut betrachtete sie seinen Anzug. Sie blickte in sein Gesicht und fürchtete sich beinahe vor dem, was sie dort entdecken könnte.
„Ich komme gerade von Clive“, erzählte er.
Clive … Neue Hoffnung keimte in ihr auf.
„Was ist passiert? Hat er es sich doch noch anders überlegt?“
Ben schüttelte den Kopf. „Nein, ich wollte mit ihm sprechen, nicht umgekehrt. Ich habe in letzter Zeit eine Menge nachgedacht. So wie jetzt kann es nicht weitergehen.“
Zoe wurde es ganz elend, und das hatte nichts mit ihrer Schwangerschaft zu tun. Diesen Augenblick hatte sie gefürchtet. Gleich würde Ben ihr mitteilen, dass er nicht bleiben könne, dass er die Last der Vaterschaft, die sie ihm aufbürden wollte, nicht ertrug.
Ben merkte, was in ihr vorging, und sein Mund wurde hart. „Oh Zoe, wann lernst du endlich, mir zu vertrauen? Zumindest ein bisschen? Kannst du dir vorstellen, was in mir vorgeht bei dem Gedanken, dass du mich angeblich vor den Realitäten des Lebens schützen musst? Dass du mir so etwas Wichtiges nicht gestehen konntest?“ Behutsam berührte er ihren Bauch. „Als du mir von dem Baby erzähltest und ich erfuhr, weshalb du mir die Nachricht so lange vorenthalten hattest, war ich tief gekränkt. Ich hatte das Gefühl, kein richtiger Mann zu sein.“ Er machte eine kleine hilflose Gebärde. „Ich bin zwar nicht Superman und möchte es gar nicht sein, aber du sollst wissen, dass ich immer für dich da sein werde. Mein Leben lang haben sich Menschen auf mich verlassen. Das bin ich gewöhnt.“
„Genau das war ja der Grund“, antwortete Zoe heftig. „Ich wollte nicht so sein wie die anderen. Erinnerst du dich, dass du gesagt hast, das Baby würde Sharons Leben ruinieren? Mein einziger Gedanke war, dass unser Baby dein Leben ebenfalls ruinieren würde, wenn ich es zur Welt brächte. Ich habe mir solche Mühe gegeben, das Richtige zu tun, aber ich konnte es nicht. Selbst wenn ich dich deshalb verliere …“ Sie bemerkte die Trauer in seinem Blick.
„Versteh mich bitte nicht falsch“, fuhr sie leidenschaftlich fort. „Ich liebe das Kind nicht mehr als dich, sondern völlig anders. Wer sollte das Baby denn lieben und beschützen, wenn nicht ich?“
„Es ist auch mein Baby“, antwortete Ben freundlich. „Allerdings frage ich mich manchmal, ob du nicht wünschtest, es hätte keinen Vater und würde ausschließlich dir gehören. Du schließt mich völlig aus, Zoe. Ich bedauere, dass ich nicht gemerkt habe, was mit dir los war. Ich wünschte, ich wäre einfühlsamer gewesen. Und es tut mir leid, was ich über Sharons Baby gesagt habe. Mit diesen Schuldgefühlen muss ich leben. Und wenn du … Ich liebe dich“, fuhr er mit belegter Stimme fort. „Ich liebe euch beide. Deshalb habe ich immer behauptet, ich wollte keine Kinder. Nicht weil ich fürchtete, ich könnte sie nicht lieben, sondern weil ich wusste, dass ich sie lieben würde. Sieh dir diese Wohnung an, und sag mir ehrlich, ob sie die richtige Umgebung für unser Kind, für unsere Kinder ist. Ich bin in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, Zoe. Ich weiß, was es heißt – und was es einem antut.“
„Es tut mir so leid, Ben“, flüsterte Zoe und begann zu weinen. Nicht nur wegen des Babys, sondern vor allem, weil sie Ben immer wieder gekränkt und sogar unabsichtlich bestraft hatte, indem sie ihn nicht an ihren Sorgen teilnehmen ließ.
Ben sah erschöpft aus und älter als sonst. Trotzdem hatte Zoe den Eindruck, dass seine Schultern heute breiter und kräftiger waren als früher.
Sie öffnete den Mund, um ihm zu versichern, dass sie schon einen Weg finden würden. Da fiel ihr ein, dass er gerade gesagt hatte, er wäre bei Clive gewesen. Zögernd fragte sie: „Was soll jetzt werden, Ben?“
Plötzlich lächelte er beinahe jungenhaft vor Stolz und Befriedigung. „Wir suchen uns ein kleines Lokal zu einem vernünftigen Preis, das ich mit meinem Können rasch in das führende Restaurant am Ort verwandeln werde. Wir werden so viel zu tun haben, dass wir sogar Gäste abweisen müssen. Ich würde mich nicht wundem, wenn Prinzessin Di höchstpersönlich bei uns anrufen und uns bitten würde, immer einen Tisch für sie frei zu halten.“ Er dachte einen Moment nach. „Ach ja, das hätte ich beinahe vergessen. Selbstverständlich müssen eine geräumige Wohnung sowie ein hübscher
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