Broughton House - Haus der Sehnsucht
schwach, und ihr Körper war matt und wie ausgelaugt. Zoe hatte nur noch den Wunsch, ins Bett zu kriechen, zu schlafen und nie wieder aufzuwachen. Die seelischen Qualen und die Übelkeit der letzten Wochen forderten ihren Tribut. Ihr Körper und ihr Geist waren zu erschöpft, um noch zu kämpfen. Sie wollte nichts mehr sehen und hören, sondern nur noch schlafen.
Sie hatte nicht einmal mehr die Kraft, sich auszuziehen oder die Tränen abzuwischen, die ihr unablässig das Gesicht hinabliefen. Ben schloss die Wohnungstür auf und entdeckte Zoes Reisetasche.
Ein kalter schmerzlicher Stich durchzuckte seine Brust. Regungslos blieb er stehen und witterte wie ein Tier angesichts einer drohenden Gefahr.
Er wusste, dass Zoe nicht die Wahrheit gesagt hatte, als sie behauptete, sie würde bei ihrer Mutter übernachten. Lügen kamen ihr nicht leicht über die Lippen. Er war nahe daran gewesen, dem Elend für beide ein Ende zu bereiten und ihr zu sagen, dass er sie durchschaut hätte.
Es hatte lange gedauert, bis er innerlich zugegeben hatte, dass er Zoe liebte, und noch länger, bis er von ihrer Liebe überzeugt gewesen war. Doch anschließend hatte er voll und ganz zu ihrer gegenseitigen Bindung gestanden.
Eines Tages, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen war und Zoe dazu bereit war, hatte er sie heiraten wollen. Kläglich gestand er sich ein, dass er ihre Beziehung unbedingt legalisieren wollte, während Zoe mit ihrer größeren Sicherheit und ihrem stärkeren Selbstbewusstsein dieses Bedürfnis nicht zu haben schien.
Zoe war der Mittelpunkt seines Lebens, obwohl er sich wirklich größte Mühe gegeben hatte, sie mit seinen Gefühlen nicht zu belasten und sie nicht mit seiner Liebe zu ersticken. Vielleicht hatte er sogar gefürchtet, dass er sie durch zu viel Liebe wahrscheinlich eher verlieren würde als durch einen anderen Mann.
Misstrauisch betrachtete er die Reisetasche und überlegte, weshalb Zoe wieder nach Hause gekommen war. Ursprünglich hatte sie die Nacht mit ihrem Liebhaber verbringen wollen.
Er hörte ein Geräusch aus dem Schlafzimmer und erstarrte unwillkürlich. Das war doch nicht möglich! Hatte Zoe hatte den Kerl etwa mitgebracht? In ihre gemeinsame Wohnung – in ihr gemeinsames Bett …
Ben blickte auf die halb geschlossene Schlafzimmertür und schwankte zwischen zwei gleich starken, gegensätzlichen Regungen: dem Wunsch, hineinzustürzen und seinen Rivalen mit bloßen Händen zu packen, und dem Bedürfnis, Zoe die Peinlichkeit und den Schock über seine unerwartete Heimkehr zu ersparen. Am Ende gewann das erste, tief aus der männlichen Geschichte stammende Bedürfnis die Oberhand, und Ben stieß die Tür entschlossen auf.
Regungslos blieb er stehen.
Zoe lag voll angekleidet auf dem Bett. Sie war allein. Allein, aber nicht glücklich, stellte er fest, als er die Tränenspuren in ihrem Gesicht und den ausdruckslosen Blick in ihren Augen bemerkte. Wie ein unglückliches verlassenes Kind sah sie aus, erkannte er mit einer Mischung aus Verärgerung und Zärtlichkeit.
Was war passiert? Hatte der Mann sie enttäuscht? War sie deshalb nach Hause gekommen und weinte sich im Bett die Augen aus? „Zoe …“
Er sah, wie ihre Pupillen sich vor Schreck weiteten. Zoe starrte ihn an, setzte sich mühsam auf und presste eine Hand auf den Bauch. Das tat sie in letzter Zeit häufig.
„Ben … Ich …“
„Ich habe heute früher aufgehört“, sagte er und fügte kühl hinzu: „Du wolltest doch zu deiner Mutter fahren.“
Zoe wurde dunkelrot, und heiße Tränen stiegen ihr in die Augen. Wie gern wäre Ben zu ihr geeilt, hätte sie in die Arme gezogen und ihr versichert, dass alles gut werden würde. Sie sollte wissen, dass er sie liebte und dass er ihr niemals so wehtun würde wie dieser andere Mann.
Stattdessen setzte er sich auf das Bett, wandte das Gesicht ab und sagte so ruhig wie möglich: „So kann das nicht weitergehen, Zoe. Ich merke genau, wie unglücklich du bist. Was ist los?“
Zoe hatte keine Kraft mehr. Sie hatte sich größte Mühe gegeben, Ben und ihre Liebe zu beschützen, aber jetzt war es mit ihrer Beherrschung vorbei. Sie war seelisch und körperlich am Ende.
Sie betrachtete Bens kräftigen Rücken und seine breiten, muskulösen Schultern. Er wirkte so stark, so zuverlässig. Doch der äußere Schein trog. Hilflos schloss sie die Augen und holte tief Luft.
„Ich bin schwanger.“
Sie spürte weder Angst noch Sorge oder Erleichterung darüber, dass sie es Ben endlich gestanden
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